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Taktik-Analyse: Wie Leeds Havertz und Chelsea verteidigte

Das 0:0 im Rückblick

Taktik-Analyse: Wie Leeds Havertz und Chelsea verteidigte

Durfte wieder von Beginn an ran: Kai Havertz.

Durfte wieder von Beginn an ran: Kai Havertz. imago images

Im Prinzip konnte man fast das ganze Spiel damit verbringen zu tüfteln, welche taktische Formation Chelseas Coach Thomas Tuchel gewählt hatte. War es bisher in fast allen Partien ein klares 3-2-4-1, wobei die Höhe der Außenbahnspieler daraus situationsbedingt ein 5-2-2-1 oder 3-2-2-3 werden ließ, waren an diesem Samstag in Leeds die Übergänge fast die ganze Zeit fließend.

Chelsea begann aus einer 4-2-3-1-Grundordnung heraus, doch schnell war eine starke Asymmetrie auszumachen. Mit Ball nahm Ben Chilwell die gewohnte Rolle des Beackerers der gesamten linken Bahn ein, dann rückte Cesar Azpilicueta als dritter Innenverteidiger ins Zentrum. Insgesamt trifft es am ehesten zu, Chelseas offensives System, also das Füllen der Grundordnung mit Leben, als 3-3-2-2 zu beschreiben, denn Hakim Ziyech wurde zur zweiten Spitze neben Kai Havertz.

Wenn der denn zugegen war, denn was der Ex-Leverkusener als alleinige falsche Neun richtig gut machte, war, sich immer wieder aus der Spitze ins Mittelfeld oder auch mal auf den Flügel zu lösen. Der Haken: Weder Ziyech noch Mason Mount auf der halblinken/linken Position oder Chilwell nutzten die durch Havertz' Laufwege entstandenen Räume konsequent. So blieben bei Leeds, das im 4-1-3-2 verteidigte, die nicht durchdachten Wege der Innenverteidiger folgenlos.

Schlauer machte es das Team von Marcelo Bielsa vorne: Chelsea hatte darauf spekuliert, dass Leeds auch gegen drei Aufbauspieler sein 1:1-Pressing beibehalten würde, was Räume dahinter eröffnet hätte. Doch Leeds' Achter ließen sich nicht locken, sodass die Spielauslösung ins Stocken geriet. Als Folge dessen mussten sich Mount und sogar Havertz die Bälle tief abholen, was dann zwar zur Überzahl im Mittelfeld führte, der Weg zum Tor aber oftmals zu weit für die Offensivkräfte wurde. Zudem stellte Leeds clever und tief die Räume gut zu.

Mit Ball indes fiel den Gastgebern nicht viel ein, wenn sich Chelsea im 4-4-2, also wieder anders, anordnete. Viele lange Bälle versandeten vor der gefährlichen Zone.

Am Ende standen 0,38:0,97 bei den xGoals, als den zu erwartenden Treffern. Leeds hätte sich aufgrund des Spielverlaufs über eine Niederlage nicht beschweren dürfen, verdiente sich den Punkt aber mit Leidenschaft, Chelsea machte zu wenig aus seiner Dominanz.

Thomas Böker