Bundesliga

Streich zwischen "gestiegenem Wasser" und "schönen Weihnachten"

SC-Coach sieht "verrückte" Liga und will einen Zustand unbedingt vermeiden

Streich zwischen "gestiegenem Wasser" und "schönen Weihnachten"

Hofft auf den nächsten Dreier in Wolfsburg: Christian Streich.

Hofft auf den nächsten Dreier in Wolfsburg: Christian Streich. IMAGO/Thomas Frey

"Wir haben eine riesige Möglichkeit in Wolfsburg. Wenn wir das Spiel dort erfolgreich gestalten könnten, was extrem schwierig wird, würden wir innerhalb von ein paar Tagen eine Situation, in der das Wasser schon ziemlich gestiegen war, in eine Lage drehen, wo du sagst: Schöne Weihnachten", sagte Streich am Donnerstag.

Was er meint: Vor dem Spiel in Mainz war dem SC-Coach mit 15 Zählern nach zwölf Partien die Abstiegszone deutlich zu nah. Auch jetzt sieht Streich eine spezielles Tabellenbild: "Es liegt so eng zusammen, es ist verrückt, aber so ist im Moment die Liga. Vorne sind sie weg, das sind die überragenden Mannschaften. Stuttgart spielt auf einer anderen Ebene, das muss man neidlos anerkennen. Und die anderen Mannschaften vorne auch."

Und danach? "Nach diesen Fünf geht es von Platz sechs bis - ich übertreibe jetzt mal - 18 irgendwie, auch wenn da ein paar Punkte dazwischen liegen. So fühlt es sich an", erläutert der 58-Jährige seine Sicht und räumt ein: "Ich sage es nicht gerne, aber wir haben gegen die ersten Fünf alle Spiele verloren. Das nervt wahnsinnig. Natürlich hätten wir in Leipzig und gegen Dortmund was verdient gehabt, aber wir haben es nicht geschafft. So ging es nicht wenigen Mannschaften, deshalb haben sie so viele Punkte Abstand."

Der Top-5-Klub, in dem Freiburg auch zum Ende der vergangenen Saison Mitglied, ist für Streich derzeit in anderen Sphären unterwegs. Für ihn geht es um etwas anderes: möglichst wenig beruflichen Stress rund um die Feiertage. "Jetzt wollen wir unbedingt in Wolfsburg bestehen, dass wir am Ende dieses Kalenderjahres in Ruhe ein paar Tage runterfahren können, weil wir seit Monaten arbeiten, arbeiten, arbeiten. Das ist schön und macht Spaß, aber wir wollen Ergebnisse für uns und die Fans."

Streich: "...sonst haben wir keine Chance in Wolfsburg"

Positive Ergebnisse braucht Streich noch aus einem anderen Grund. Einen speziellen Zustand will er aus jahrelanger Erfahrung in den meisten seiner ersten Bundesliga-Trainerjahre unbedingt vermeiden, eine Verwicklung in den Abstiegskampf: "Wir wollen nicht unter diesen granatenmäßigen Druck kommen. Ich kenne ihn und ich will ihn jedes Jahr weniger, je älter ich werde. Wenn du unten drinhängst und Woche für Woche nur über Existenz gesprochen wird und alle am Zittern sind."

Dafür gelte es "alles auf dem Platz zu lassen in Wolfsburg. Wenn wir das machen, haben wir dort eine Chance". Streich präzisiert die Forderung an seine Profis: "Wir können fußballerisch nicht immer alles verlangen. Aber sonst wollen wir alles sehen. Bis zur absoluten Erschöpfung muss sich jeder vollständig entleeren, sonst haben wir keine Chance in Wolfsburg." Andernfalls könne man generell in der Bundesliga nicht bestehen.

Enormer Einsatz der Spieler

Die 275 Sprints seines Teams in Mainz erwähnte Streich als Beleg für den enormen Einsatz seiner Spieler bei den Nullfünfern, die ebenfalls 275 Sprints anzogen. Am 13. Spieltag hatte nur Heidenheim (310) mehr. Für Freiburg ist es mit Abstand der Saisonbestwert. Zuvor waren es 231 Sprints am 10. Spieltag gegen Gladbach (3:3). Im Mittel verzeichnete der SC vom 1. bis zum 12. Spieltag nur 196 Sprints pro Spiel - der zweitniedrigste Wert der Liga.

Einen großen Anteil am Rekord in dieser Kategorie hatte in Mainz Merlin Röhl (44 Sprints), der nach auffälligen Szenen im Abschlusstraining den Vorzug vor Lucas Höler als hängende Spitze erhalten hatte. Top-Scorer Vincenzo Grifo blieb gar 90 Minuten auf der Bank. Spannend, auf wen Streich diesmal in der Offensive setzt.

Rechtsverteidiger Lukas Kübler ist nach überstandenem Zehenbruch derweil zumindest wieder eine Kaderoption und Matthias Ginter steht uneingeschränkt zur Verfügung, nachdem er in Mainz wegen Übelkeit früh ausgewechselt worden war. Der dritte SC-Keeper Benjamin Uphoff wird hingegen aufgrund einer Außenbandverletzung im Knie erst im Januar wieder ins Training zurückkehren.

Carsten Schröter-Lorenz

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