Bundesliga

Streich: Selbstkritik, Lob für Union, Unverständnis für Referee

Freiburgs Trainer ist nach dem 0:1 gegen Berlin bedient

Streich: Selbstkritik, Ritterschlag für Union und Unverständnis für den Referee

Es gab einiges zu bemängeln beim Heimspiel gegen Union: Freiburgs Trainer Christian Streich.

Es gab einiges zu bemängeln beim Heimspiel gegen Union: Freiburgs Trainer Christian Streich. Getty Images

Den zuvor privat ausgesprochenen Glückwunsch zum 55. Geburtstag des Kollegen Urs Fischer wiederholte Christian Streich am Samstagabend auch noch einmal zu Beginn der Pressekonferenz: "Sie haben ihm, und wir ja auch, noch ein schönes Geschenk gemacht, wenn er schon fast in der Heimat ist." Dass die Berliner Mannschaft ihrem Schweizer Coach nach zuvor fünf sieglosen Partien eine besondere Freude machen konnte, hatte tatsächlich vor allem mit ihrer guten Leistung zu, aber auch mit der unterm Strich schwachen der Freiburger.

"Union ist extrem schwer zu spielen. Diese unglaubliche Körperlichkeit, dieses Auftreten, diese Präsenz, was sie alles unterbinden und aus solchen Aktionen selbst vorwärtsgehen können - in diesen Punkten ist in der Bundesliga keine andere Mannschaft wie Union", adelte Streich den Gegner. Die bekanntermaßen starke Physis paarten die Köpenicker mit taktischer Reife, kollektiver Disziplin in der Verteidigungsarbeit sowie Kaltschnäuzigkeit in dem einen entscheidenden Moment in einem insgesamt chancenarmen Spiel.

Diese unglaubliche Körperlichkeit, diese Präsenz - in diesen Punkten ist in der Bundesliga keine andere Mannschaft wie Union.

Christian Streich

Wenig Ideen mit 64 Prozent Ballbesitz

Freiburg hingegen wusste mit 64 Prozent Ballbesitz zu wenig anzufangen und fand vor allem in der ersten Halbzeit im 4-4-2 kaum Lösungen gegen Unions effektives Mittelfeldpressing. "Die beiden seitlichen Stürmer waren tiefer gestanden als Pohjanpalo, da müssen wir es mit den beiden Innenverteidigern, auch im Dreieck mit 'Chicco' Höfler, besser ausspielen", bemängelte Streich: "Ansonsten hast du nicht viele Möglichkeiten gegen Union, weil sie derart darauf fixiert sind, Räume zuzuschieben und zu verteidigen. Das machen sie hervorragend, sie sind super eingestellt."

Nach dem Seitenwechsel und der Umstellung auf das zuletzt oft erfolgreiche 3-4-3 verbesserte sich das SC-Angriffsspiel zunächst, am Ende standen all nur zwei magere Torchancen zu Buche. Streichs nüchterne wie treffende Begründung: "Wir waren im vorderen Drittel nicht gut genug und diesmal auch bei den Standards nicht gut." Fatale Beigabe: die Unordnung beim Gegentor.

Auch gegen Ende der Partie hatte man nicht das Gefühl, dass der Sport-Club drauf und dran ist, den Ausgleich zu erzielen. Ob eine Überzahl in den letzten gut zehn Minuten inklusive Nachspielzeit für eine Wende gesorgt hätte? Man weiß es nicht. Streich äußerte jedenfalls sein Unverständnis darüber, dass Niko Gießelmann für sein heftiges Einsteigen ohne Chance auf den Ball in hohem Tempo gegen den sich in der Konterbewegung befindenden Woo-Yeong Jeong nicht vom Platz geflogen war: "Ich habe die Szene dreimal angeschaut. Man muss eins sagen: Zum Glück trifft er nicht richtig, so wie er hingeht, sonst wäre es schlimm gewesen. Dann gibt es da eine Gelbe Karte, das ist mir vollständig unerklärlich."

Zum Glück trifft er nicht richtig, so wie er hingeht, sonst wäre es schlimm gewesen.

Christian Streich

Insgesamt wäre für diese Aktion eine Rote Karte tatsächlich die treffendere Sanktion gewesen. Sören Storks, der die Partie mit vielen kniffligen Zweikämpfen ansonsten gut leitete, blieb jedoch auch nach dem Betrachten der Bilder in der Review Area bei Gelb. "Aber das soll keine Ausrede sein", stellte Streich klar: "Wir haben gegen die extreme Körperlichkeit von Union immer Schwierigkeiten und fußballerisch können sie auch Akzente setzen. So ein schwieriges Spiel musst du versuchen, unentschieden zu gestalten. Aber wir haben diesmal auf jeden Fall nicht unverdient verloren." Inklusive des 0:0 in Bremen blieb der rund um die Jahreswende so stark auftrumpfende SC nun zweimal torlos. In Leverkusen und gegen Leipzig dürfte zumindest das nun einmal mehr aufgetretene Problem mit dem Gros an Ballbesitz wegfallen.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie SC Freiburg - 1. FC Union Berlin