Bundesliga

Streich: "Drittes Tor der Gipfel der Nicht-Kommunikation"

SC-Coach bedauert Abwesenheit der Nationalspieler bei der Aufarbeitung

Streich: "Drittes Tor der Gipfel der Nicht-Kommunikation"

Das hat gesessen: Christian Streich nach dem 0:5 in Stuttgart.

Das hat gesessen: Christian Streich nach dem 0:5 in Stuttgart. IMAGO/Sportfoto Rudel

Es gab wenig Positives, was die Freiburger aus der deutlichen Niederlage mitnehmen konnten. Es waren höchstens die Chancen, die sie gleich in den ersten Minuten und am Ende der ersten Hälfte herausgespielt hatten. Vincenzo Grifo, Michael Gregoritsch, Matthias Ginter, Philipp Lienhart und Roland Sallai scheiterten dabei an Torwart Alexander Nübel oder vergaben. "Wir hatten heute auch wieder keine Effizienz, wir hatten ein paar Torchancen und haben sie wieder nicht genutzt. Das Wichtigere ist aber zu verteidigen, aber wir haben nicht verteidigt", kritisierte Christian Streich seine Mannschaft, und nahm dabei niemanden aus.

Spielbericht

Drei Tore innerhalb von elf Minuten zwischen der 8. und der 19. Minute bedeuteten letztlich die Vorentscheidung zugunsten des VfB. "Das Verheerende war das individuelle - und auch das zu zweit oder zu dritt - Nicht-Verteidigen", sagte der SC-Coach. "Das erste und das dritte Tor waren katastrophal, ohne Abstimmung, ohne Gegenwehr, das dritte Tor war der Gipfel der Nicht-Kommunikation." Und er scheute sich auch nicht, nach der Pressekonferenz im baden.fm-Interview Namen zu nennen, weil die Fehler ohnehin unübersehbar waren.

Streich nimmt ein Trio ins Gebet

Beim ersten Tor nahm er Rechtsverteidiger Kiliann Sildillia in die Pflicht, der Chris Führich in den Strafraum ziehen lassen hat. "Das darf er nicht, und dann blockt er den Schuss auch nicht. Ich möchte ihn nicht anklagen, aber es hat ja jeder gesehen. Normalerweise hat er seine Qualitäten im Verteidigen im Gegner aufnehmen", so Streich. Beim zweiten Tor von Serhou Guirassy - das einzige, das Torwart Noah Atubolu hätte halten können - habe Gregoritsch zuvor "den Ball nach hinten klatschen lassen, einem in den Fuß, der kann direkt weiter spielen". Das dritte Tor, wieder durch Guirassy, sei "schrecklich" gewesen, nach einem Abstoß die Linie entlang hätten Sallai und Sildillia nicht kommuniziert, so dass Hiroki Ito unbedrängt nach vorne laufen und den Ball in die Mitte flanken konnte, "da hast du gedacht, es ist ein zehn gegen null ohne Gegenspieler". Bei den beiden Kontertoren von Führich und Enzo Millot in der zweiten Hälfte verzichtete er darauf, die Hauptschuldigen zu benennen.

"Keine Stabilität"

Auch Grifo, der erneut für den verletzten Christian Günter als Kapitän auflief, bekam vom Trainer einen Rüffel wegen der Standards: "Vince schlägt drei Freistöße, es kommen alle zu flach. Du kannst eigentlich von Vince erwarten, dass er von drei zwei auf den Punkt bringt." Nach der Pause wechselte der Sport-Club dreifach, aber auch die neuen Spieler konnten keine Wende erzwingen, die Freiburger hatten sogar weniger Torchancen als in der ersten Halbzeit. "Wir haben schon dran geglaubt, dass das Spiel noch mal unruhig werden kann, wenn wir das 3:1 schießen, aber der VfB war uns heute in allen Belangen überlegen, wir konnten nicht dagegen halten", erklärte Streich. "Wir haben im Moment keine Stabilität, wir hatten schon gegen Bremen keine wirkliche Stabilität." Das Heimspiel gegen Werder hatte der Sport-Club dennoch wegen des Last-Minute-Treffers von Rückkehrer Maximilian Philipp 1:0 gewonnen.

Über die Erzählungen über uns, wir sind eine Spitzenmannschaft, lache ich mich kaputt.

Christian Streich

Mit sechs Punkten aus drei Spielen stehen die Freiburger trotz des Debakels in Stuttgart gut da. Dennoch nutzte Streich die deutliche Niederlage, um auf etwas hinzuweisen, das ihm schon länger missfällt. "Seit vielen Monaten geht vieles nur den Berg hoch. Wir müssen schon wissen, wer wir sind. Über die Erzählungen über uns, wir sind eine Spitzenmannschaft, lache ich mich kaputt. Wir sind keine Spitzenmannschaft", sagte der SC-Coach. "Wenn wir alles abarbeiten, können wir ein gutes Spiel machen, wenn es ein bisschen weniger ist, verlieren wir 5:0 in Stuttgart - verdient. Das ist die Realität, und mit der können wir uns jetzt wieder auseinandersetzen."

Es gefällt ihm deshalb gar nicht, dass in dieser Woche viele Spieler nicht in Freiburg, sondern auf Länderspielreisen sind. Gregoritsch und Lienhart verabschiedeten sich beispielsweise direkt aus Stuttgart Richtung ÖFB-Team. "Jetzt müssten wir nach Hause, uns eingraben und alles schonungslos aufarbeiten und hart trainieren", so Streich, "das geht jetzt mit einigen nicht, dann müssen wir es mit denen machen, die hier sind." Und mit denen bestreitet der Sport-Club in dieser Woche auch ein Testspiel beim Zweitligisten Karlsruher SC (Donnerstag, 14 Uhr).

Daniela Frahm