Im Viertelfinale wartete Bundestrainer Julian Nagelsmann mit einer personellen Überraschung auf: Von Can erhoffte sich der Coach Schnelligkeit im Zentrum, Andrich musste nach dem 2:0-Sieg gegen Dänemark auf die Bank, Tah ersetzte nach seiner Gelbsperre Schlotterbeck. Gegen die Spanier fiel Can aber erst einmal mit einem Ballverlust auf, Pedri kam so direkt in Minute eins zu einer guten Schusschance.
Kroos hat Glück, Pedri nicht
Es war der Auftakt für feurige erste Minuten mit einigen Foulspielen. Kroos langte gleich zweimal - gegen Pedri und Lamine Yamal - hin und hatte Glück, dass er jeweils keine Gelbe Karte vom englischen Schiedsrichter Anthony Taylor bekam. Die Spanier, die nach ihrem 4:1-Achtelfinalerfolg gegen Georgien unverändert angetreten waren, mussten früh wechseln: Für Pedri, der nach Kroos' Foulspiel nicht weitermachen konnte, kam der Leipziger Dani Olmo aufs Feld (8.).
Trotzdem waren es die Iberer, die sich zunächst aktiver präsentierten und vor allem im Mittelfeld immer wieder Räume fanden. Nico Williams (12.) und Fabian (17.) ließen aus der Distanz allerdings die Präzision vermissen, ein Freistoß von Lamine Yamal verfehlte ebenfalls das deutsche Tor (15.).
Deutschland arbeitet sich rein
Nach etwas mehr als 20 Minuten hatte sich auch das DFB-Team in die Partie gearbeitet, Havertz platzierte einen Kopfball nach Kimmich-Flanke aber nicht genau genug (21.). Insgesamt war das Spiel in dieser Phase ausgeglichen, die beiden offensivstärksten Teams der laufenden EM - Deutschland (zehn Tore), Spanien (neun Tore) - zeigten sich vor dem Tor aber nicht zielstrebig genug. Etwas gefährlicher agierten die Iberer, für die Laporte aus der Distanz Neuer forderte (23.). Der Keeper war aber bei einem Schuss aus spitzem Winkel des sich knapp im Abseits befindenden Nico Williams auf dem Posten (35.) - sowie auch bei Dani Olmos Knaller aus der Ferne (39.).
Im Gegensatz zu den acht Torschüssen der Spanier gab das DFB-Team in der ersten Hälfte nur deren drei ab. Die beste Chance hatte kurz vor der Pause Havertz, der sich nach einem langen Rüdiger-Schlag erst gut Platz verschaffte, letztlich Unai Simon aber nicht ernsthaft in die Bredouille brachte (39.).
EM, Viertelfinale
Wechsel beim DFB-Team - Dani Olmo sorgt für Kaltstart
Zu Beginn des zweiten Durchgangs brachte Nagelsmann Andrich und Wirtz für Can und Sané, besser starteten aber erneut die Spanier, bei denen Nacho den mit Gelb vorbelasteten Le Normand ersetzte. Morata gab den ersten Warnschuss ab (47.), der zweite Vorstoß der Iberer saß: Lamine Yamal spielte von rechts Dani Olmo frei, der aus rund 14 Metern ins lange Eck einschoss (51.).
![Dani Olmo trifft zum 1:0](https://derivates.kicker.de/image/upload/c_crop%2Cx_67%2Cy_295%2Cw_3922%2Ch_2206/w_1000%2Cq_auto/v1/2024/07/05/d0a3f7ce-870a-4753-8656-992f779efd70.jpeg)
Manuel Neuer streckt sich vergebens, Dani Olmo dreht bereits zum Jubel nach dem 1:0 ab. IMAGO/Jan Huebner
Nagelsmann reagierte schnell auf den Rückstand: Für mehr Durchschlagskraft kam Joker Füllkrug aufs Feld, Gündogan verließ dieses wie Raum, dessen Platz Mittelstädt einnahm (57.). Deutschland versuchte schnell zu antworten, tauchte immer öfter im letzten Drittel auf, dort fehlte aber der letzte Pass oder aber Spaniens Defensive brachte im entscheidenden Moment noch ein Körperteil dazwischen, wie bei einem Wirtz-Schuss, der so neben das Tor flog (60.).
Deutschland erhöht den Druck - Fülkrug trifft Aluminium
Zwar musste die DFB-Auswahl immer wieder bei den spanischen Gegenstößen wachsam sein, doch mit Füllkrug in der Spitze wurde das deutsche Offensivspiel immer druckvoller. Unai Simon musste sich bei Andrichs Fernversuch erstmals wirklich strecken, zuvor stand allerdings Füllkrug im Abseits (70.).
Kurz darauf wäre der Keeper von Athletic Bilbao wohl geschlagen gewesen, doch Füllkrug verlängerte im Fallen eine Wirtz-Flanke nur an den Pfosten (77.) - es war der Auftakt zur Schlussoffensive. Dort verzog erst Musiala (81.), ehe erneut Havertz eine dicke Möglichkeit ausließ. Erst fing der Angreifer einen schwachen Ball von Unai Simon ab, chippte die Kugel dann aber über das Tor (82.).
![Florian Wirtz](https://derivates.kicker.de/image/upload/c_crop%2Cx_0%2Cy_279%2Cw_4000%2Ch_2250/w_1000%2Cq_auto/v1/2024/07/05/d0d8e446-317c-4292-898d-1c496e7f25c8.jpeg)
Florian Wirtz erzwang mit seinem 1:1 die Verlängerung. IMAGO/Jan Huebner
Wirtz trifft doch noch für das DFB-Team
Die Spanier hingegen kamen nur noch selten nach vorne - und wenn, dann fehlte die Konsequenz, die Partie endgültig zu entscheiden. Und so erzwang die Nagelsmann-Elf doch noch die Verlängerung: Kimmich legte eine weite Mittelstädt-Flanke per Kopf auf Wirtz zurück, der Leverkusener besorgte mit Hilfe des Innenpfosten das 1:1 (89.). Der eingewechselte Müller ließ aus abseitsverdächtiger Position sogar noch den Lucky Punch liegen (90.+4).
In der Verlängerung gingen zunächst beide Teams nicht ins große Risiko, die Kräfte schwanden zusehends. Musiala (101.) und Oyarzabal (104.) sorgten jeweils für Abschlüsse, ehe Wirtz im Strafraum freigespielt wurde, diesmal allerdings knapp neben das Tor schoss (105.+1).
Unai Simon rettet, dann trifft Merino
Nach dem erneuten Seitenwechsel ließ Schiedsrichter Taylor im spanischen Strafraum weiterspielen, als Cucurella einen Musiala-Versuch mit dem Arm geblockt hatte (106.). Als Unai Simon schließlich auch noch einen Kopfball von Füllkrug pariert hatte (117.), roch es nach Elfmeterschießen - doch es kam anders: Dani Olmo fand mit einer Halbfeldflanke den Ex-Dortmunder Merino, der per Kopf zum 2:1 traf (119.) und damit Deutschlands EM-Traum beendete - auch weil Füllkrug in der Nachspielzeit knapp neben das Tor köpfte (120.+3). Für Kroos endet damit eine große Karriere mit einer schmerzhaften Niederlage.
Für die Iberer hingegen lebt der Traum vom vierten Titel weiter. Im Halbfinale am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet entweder Portugal oder Frankreich. Dort fehlt Spanien Verteidiger Le Normand (zweite Gelbe Karte) und Dani Carvajal, der in der Nachspielzeit noch Gelb-Rot sah (120.+6).