Bundesliga

"Sosehr ich meinen Job liebe: Das Leben hat auch noch anderes zu bieten"

Schmidt und Streich blicken über den Tellerrand

"Sosehr ich meinen Job liebe: Das Leben hat auch noch anderes zu bieten"

Zwei, die sich kennen und schätzen: Frank Schmidt und Christian Streich.

Zwei, die sich kennen und schätzen: Frank Schmidt und Christian Streich. imago/Heuberger

Christian Streich sitzt seit fast auf den Tag genau zwölf Jahren auf dem Trainerstuhl in Freiburg, Frank Schmidt ist seit über 16 Jahren Coach in Heidenheim - kein Bundesligacoach war jemals länger im Amt. Ein Duo mit vielen Gemeinsamkeiten, das von nun an noch eine mehr hat: Beide sind vom kicker zur "Persönlichkeit des Jahres" gewählt worden. Streich 2017, Schmidt in diesem Jahr.

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Dass die beiden gerne auch mal über den Tellerrand hinausschauen, bewiesen sie auch in diesem Gespräch. Der Einfluss auf den Fußball von außen sei inzwischen "enorm", sagt Streich, "weil gewisse Leute genau wissen, was sie über den Fußball bewirken können. Weil wir im Neokapitalismus reinster Form leben, wird das ganz gezielt eingesetzt von Regierungen, von riesigen Firmen. Aber ganz am Ende ist dieses Spiel immer noch rein. Das ist der einzige Grund, warum ich das überhaupt noch mache."

Und sie machen es schon lange, immer beim selben Verein. "Das, was der Christian und ich machen, ist außer der Reihe", sagt Schmidt, der "schon noch verwundert" ist, was bei anderen Vereinen passiert, "weil es bei Trainerverpflichtungen ja meistens heißt, mit diesem Trainer gehen wir einen neuen Weg, der auf viele Jahre ausgerichtet ist, das passt super. Das amüsiert mich inzwischen, weil im ersten Moment, wenn der Wind sich dreht, oft jeder versucht, seine eigene Haut zu retten." 

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Was Schmidt dabei nicht vergisst, ist das Umfeld. In anderen Klubs gebe es "mehr Einflüsse von außen, von Fans, Gremien oder Medien" als in Heidenheim oder Freiburg. "Deshalb muss man es so hinnehmen, und Mitleid im Trainerjob ist auch nicht angebracht." Streich sagt: "Jede Trainerentlassung empfinde ich auch als Niederlage für den Klub, der den Trainer entlassen muss."

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FE:male #22 - Frank Schmidt
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Doch was passiert eigentlich nach der Trainerkarriere? Schmidt hat schon vor einiger Zeit deutlich gemacht, dass er nicht auf den Job festgelegt ist. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie etwa Jupp Heynckes bis ins Rentenalter Trainer zu sein und diese Energie so lange aufzubringen, sosehr ich meinen Job liebe, hat das Leben auch noch anderes zu bieten", sagt der 49-Jährige. "Ich höre immer wieder in meinem Umfeld, was schwätzt du da für einen Scheiß, es gibt doch nur 18 Stellen in der Bundesliga. Aber ich bin halt ich und weiß, was es mit einem macht. Deshalb die Idee, eine Café- und Tapas-Bar aufzumachen, in der uns Christian vielleicht mal besucht."

Der Trainerberuf hat mich auch ein Stück weit deformiert.

Christian Streich

Auch Streich reflektiert sein Trainerleben sehr genau. Es gebe auch "andere Sachen im Leben", sagt der 58-Jährige. "Spannend wäre auch, wie man damit umgeht, wenn man mal nicht mehr Trainer wäre, und was dann mit einem passiert. Denn der Trainerberuf hat mich auch ein Stück weit deformiert. Nicht, dass er mich vollständig verbogen hätte, aber manchmal merke ich schon, dass es etwas mit mir gemacht hat. Das noch zehn Jahre zu machen, das geht gar nicht, das schaffe und will ich auch nicht. Dann schaue ich, was ich noch Sinnvolles tun kann."

Im großen kicker-Interview (Donnerstagsausgabe oder ab Mittwochabend im eMagazine) sprechen die beiden Trainer außerdem über den Einfluss aus Saudi-Arabien, die deutsche Nationalmannschaft und warum man Hetzern "rigoros die Stirn bieten" sollte.

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