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Sorge bei den DFB-Frauen: "Daran müssen wir arbeiten"

Deutschland verschlief die Anfangsphase

Sorge bei den DFB-Frauen: "Daran müssen wir arbeiten"

Ratlos wegen der erneuten Probleme in der Anfangsphase: Alexandra Popp.

Ratlos wegen der erneuten Probleme in der Anfangsphase: Alexandra Popp. IMAGO/Steinbrenner

"Das ist sensationell hier, das hab ich selten so erlebt", freute sich Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch nach Abpfiff, "so macht Fußball Spaß". Gemeint waren die Fans im ausverkauften Rostocker Ostseestadion, die die DFB-Frauen noch lange nach dem 4:1-Sieg gegen Polen hochleben ließen. Und das bereits zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit, denn schon im Dezember hatten die Rostocker die DFB-Frauen zum Sieg getragen, damals zum 3:0 gegen Dänemark in der Nations League, einem wichtigen Schritt in Richtung Olympia-Qualifikation. Oder wie es Alexandra Popp verschmitzt ausdrückte: "Rostock ist ein gutes Pflaster."

Dabei war die erste Halbzeit am Freitagabend gar nicht nach dem Geschmack der Deutschen verlaufen, bereits nach 28 Sekunden (!) lag das Hrubesch-Team in Rückstand - mal wieder war die Mannschaft nach dem Anpfiff noch nicht wach. Und das sollte sie auch in der ersten Halbzeit nicht mehr wirklich werden, den Ausgleich besorgte ein glückliches Eigentor von Wiktoria Zieniewicz.

Popp: "Dann kommen auch Mannschaften wie Polen ins Rollen

"Wenn du dich in der ersten Halbzeit gleich überraschen lässt, dann wird's für jeden schwer", meinte Hrubesch zunächst lapidar, schimpfte dann allerdings über "zu viele leichte Fehler" im ersten Durchgang, die Polen im Spiel gehalten haben. Und seine Kapitänin schlug in die gleiche Kerbe: "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir uns das vorstellen." In der ersten Halbzeit sei man viel nebenher gelaufen, habe nie richtig zugepackt und es nicht geschafft, die sich bietenden Räume zu bespielen, so Popp. "Das war zu wenig, und dann kommen auch Mannschaften wie Polen ins Rollen."

Die Gründe dafür kannte die Stürmerin jedoch selbst nicht: "Wir haben eine hohe Energie im Training von allen, die wollen wir auch sehen. Ärgerlich ist, dass wir unsere Qualitäten dann nicht immer von der ersten bis zur letzten Minute auf den Platz bringen." Zwar sei es auch eine Qualität, hintenraus noch das eigene Spiel aufzuziehen und zu entscheiden, aber es sei für alle Beteiligten entspannter, wenn man diese Leistung von Anfang an zeige. "Daran müssen wir arbeiten", so Popp.

In Richtung Olympia sind wir gut beraten, wenn wir von Anfang an vorne unsere Tore machen und hinten konsequent stehen.

Merle Frohms

"Es geht am Ende immer gut für uns aus", flachste auch Merle Frohms, zeigte sich aber ähnlich besorgt darüber, dass man immer wieder Spiele zeige, "wo wir es uns unnötig schwer gemacht haben" - beispielsweise beim Auftakt in die EM-Qualifikation, als die DFB-Frauen in Österreich einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg drehten

"In Richtung Olympia sind wir gut beraten, wenn wir einfach von Anfang an vorne unsere Tore machen und hinten konsequent stehen", so Frohms. Gegen die Top-Gegner aus Australien und den USA wird eine Aufholjagd nach verpenntem Start ungleich schwieriger.

Popps Plan für das Rückspiel ist klar

Dass das Spiel gegen Polen doch noch mit einem verdienten Sieg endete, lag an einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit. Dafür habe der Bundestrainer in der Pause gar nichts sagen müssen, so Frohms, "das war nicht unser Anspruch, wir waren selber nicht zufrieden."

Nach dem Seitenwechsel habe man dann "ordentlich Druck gemacht und fast nur noch in einer Hälfte gespielt", fand Popp, daher sei sie sicher gewesen, dass man das Spiel noch drehen könne. Der Plan für das Rückspiel am Dienstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) im polnischen Gdingen sei daher der gleiche wie in der zweiten Halbzeit, forderte Popp: "Den Ball laufen lassen, die richtigen Räume bespielen, zu unserem Spiel finden und zu Torchancen kommen. Wenn wir das Spieltempo hochhalten, dann hat Polen Probleme."

Hrubesch blickte indes entspannter auf die ganze Sache. Er freute sich über die "gute Mentalität und die Überzeugung" seines Teams - und bot seinen Spielerinnen schon mal Perspektiven auf eine Pause nach einer langen Saison: "Wir sind froh, wenn wir das zweite Spiel am Dienstag hinter uns haben. Dann gehen die Mädels erstmal in den Urlaub und dann werden wir die letzten beiden Spiele (der EM-Qualifikation, Anm. d. Red.) vorbereiten." Man werde eine gute Lösung finden, dass alle genug Erholung finden vor dem großen Saisonhöhepunkt: den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August).

vfa

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