Bundesliga

Schürrle: "Hauptsache teuer - so ist man in die Kabine gegangen"

Nationalspieler blicken kritisch zurück

Schürrle: "Hauptsache teuer - so ist man in die Kabine gegangen"

Lernten sich bei der Nationalelf kennen: Benedikt Höwedes und André Schürrle.

Lernten sich bei der Nationalelf kennen: Benedikt Höwedes und André Schürrle. picture alliance

Wenn ein Spieler seine erfolgreiche Karriere mit 29 Jahre beendet, ist es eher ungewöhnlich. Zweifel gab es bei Schürrle ab einem gewissen Zeitpunkt trotzdem keine. "Mein Gefühl wusste zu 1000 Prozent, dass es jetzt an der Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen", erzählt Schürrle im Interview mit dem DFB-Journal. Höwedes, der mit 32 Jahren aufhörte, begründet seine Entscheidung unter anderem damit, seine Familie nicht länger vernachlässigen zu wollen.

Beim Blick zurück schwingen auch viele kritische Töne mit - auch was das eigene Verhalten angeht. Höwedes legte sich zu Beginn seiner Karriere etwa ein dickes Auto zu, ließ es sogar noch umbauen. Doch da habe er schnell gemerkt: "Das bin ich nicht. Mir gibt das einfach nichts." Gerade bei jungen Spielern sieht er die Gefahr, dass versucht werde, "jemand zu sein, der man nicht ist".

Schürrle: "Immer mussten es teure Sachen sein"

Schürrle, der nach eigener Aussage lange nur eine Rolle gespielt habe, bestätigt Höwedes' Eindruck. Neben einem schnellen Auto ("oberflächlich betrachtet fand ich es schon cool") gehörten bei ihm Klamotten dazu. "Immer mussten es teure Sachen sein, hier eine Lederjacke, dort ein T-Shirt von... egal, Hauptsache teuer - so ist man in die Kabine gegangen", berichtet Schürrle im Doppelinterview des DFB. Auch jetzt sei er noch im Findungsprozess. "Heute kann ich immer weniger verstehen, welche unnützen Dinge mir mal wichtig waren."

"Wenn man bei Themen wie Autos oder Uhren nicht mitreden kann, dann fällt das auf", sagt Höwedes. Er habe sich dann einfach ausgeklinkt. "In den meisten Fällen sind Mannschaftskollegen Kumpel, aber keine richtig guten Freunde", berichtet der mittlerweile 30-jährige Schürrle von einer gewissen Oberflächlichkeit in der Kabine. So sei es auch schwierig sich im Kollegenkreis Schwächen einzugestehen, erzählt Höwedes, dies sei als Makel aufgefasst worden.

Mangelnde Sensibilität: Schürrle kritisiert Vereinstrainer

Ein Punkt der beide im Rückblick beschäftigt. Höwedes fordert, dass der Austausch mit Sportpsychologen, was den Umgang mit Druck anbelangt, selbstverständlicher werden müsse. Schürrle geht noch weiter und kritisiert die Vereinstrainer, von denen er sich eine höhere Sensibilität gewünscht hätte. "Ich glaube nicht, dass es ein Hexenwerk ist, zu erkennen, wenn es einem Spieler nicht gut geht. [...] Der vermeintlich bequeme Weg ist es dann, den Spieler auszutauschen, es sind ja andere da, die funktionieren." Schürrle würde sich wünschen, dass die Verantwortlichen mehr in Kontakt mit den Spielern treten würden.

Höwedes unterstreicht die Ansichten seines Kollegen und wundert sich auch. Schließlich sei es ja längst kein Geheimnis mehr, welche Rolle der Kopf für die Leistung spiele. Diese Ressource sei im Vereinsfußball zu wenig erschlossen.

Wie es für das Duo weitergeht? Das wissen die beiden offenbar selbst noch nicht so genau. Höwedes bringt sich nebenher bei seinem Heimatverein TuS Haltern als Berater ein. Schürrle ist sich sicher: "Es wird gut. Und das ist ein großartiges Gefühl."

tru