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Schommers und der FC Düren: "Der Fuß ist auf dem Gaspedal"

Zehn Abgängen steht ein Zugang gegenüber

Schommers und der 1. FC Düren: "Der Fuß ist auf dem Gaspedal"

Muss nun in Sachen Kaderplanung Zeit aufholen: Boris Schommers. 

Muss nun in Sachen Kaderplanung Zeit aufholen: Boris Schommers.  IMAGO/Nordphoto

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Boris Schommers hat wertvolle Zeit verloren. Genauer gesagt zweieinhalb Wochen. So lange musste der Cheftrainer des 1. FC Düren die Kaderplanung komplett auf Eis legen. "Wir waren in finalen Gesprächen mit unseren Spielern und hatten auch schon die Fühler nach Zugängen ausgestreckt", sagt der Ex-Bundesliga-Coach des 1. FC Nürnberg. Doch mit dem vorläufigen Lizenzentzug war die gute Verhandlungsposition als Rückrunden-Fünfter plötzlich dahin. "Wir wurden ausgebremst", so Schommers. "Man kann kein Ja eines Spielers erwarten, wenn die Ligazugehörigkeit und die Zukunft des Trainers ungeklärt sind."

Doch seit Donnerstag ist die Hängepartie auch offiziell beendet. Mit dem grünen Licht durch den Westdeutschen Fußballverband wurden die beiden wichtigsten Fragen beantwortet: Düren spielt weiter in der Regionalliga und Schommers bleibt Cheftrainer. Sehr zur Erleichterung von Wolfgang Spelthahn. "Boris ist und bleibt ein Glücksfall für uns", sagt der Präsident. Man habe "nie ernsthaft zweigleisig geplant. Wir hatten immer die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde."

Mannschaft "extrem loyal"

Auch die Mannschaft habe Geduld bewiesen und sich trotz des drohenden Zwangsabstiegs "extrem loyal verhalten. Kein einziger Spieler ist deshalb abgehauen." Im Gegenteil: Mario Weber (33) wäre dem Verein sogar in die Mittelrheinliga gefolgt. "Für mich gab es nie einen Plan B", betont der Kapitän vor dem Trainingsauftakt am Dienstag. Auch Adam Matuschyk (34) wäre "wahrscheinlich mit runtergegangen". Der Ex-Profi des 1. FC Köln erfuhr im Türkei-Urlaub vom erfolgreichen Einspruch und war "mega erleichtert".

Die bisherigen Abgänge

  • Markus Wipperfürth (Bonner SC)
  • Marc Brasnic (Alemannia Aachen)
  • David Winke (KMSK Deinze)
  • David Bors (Ziel unbekannt)
  • Jannis Becker (Ziel unbekannt)
  • Patrick Bade (Ziel unbekannt)
  • Mike Owusu (Ziel unbekannt)
  • Philipp Simon (Ziel unbekannt)
  • Finn Stromberg (Ziel unbekannt)
  • Adis Omerbasic (Ziel unbekannt)

Das Duo und viele weitere Leistungsträger bleiben also. Doch trotz des Happy Ends vor dem Sportgericht geht fast eine ganze Elf, wobei die meisten Spieler ihren Abschied bereits vor dem Lizenz-Chaos bekanntgegeben hatten. Einer von zehn Abgängen ist Markus Wipperfürth (27/Bonner SC). Dem Linksverteidiger attestiert Schommers "Drittliga-Potenzial. Aber berufsbedingt will Wippe den enormen Aufwand nicht mehr fahren." Auch Rechtsverteidiger Adis Omerbasic (28) habe seine Prioritäten als frisch gebackener Vater neu gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass er den Klub verlässt.

Allein Marc Brasnic ist aus sportlichen Motiven gewechselt: Der 26-Jährige geht künftig für den Ligarivalen Alemannia Aachen auf Torejagd. Von dort kommt der bislang einzige Zugang, nämlich Marcel Damaschek (26). Obwohl noch viel Arbeit auf Schommers wartet, versichert er: "Wir werden uns personell nicht verschlechtern."

Professionellere Strukturen

Tabellarisch will man das offensichtlich auch nicht. Nach Platz zehn im Aufstiegsjahr sei man "bereit für den nächsten Schritt". Abseits des Rasens ist dieser sogar notwendig. Den Beinahe-Zwangsabstieg bezeichnet Schommers als "Schuss vor den Bug. Wir brauchen schleunigst professionellere Strukturen."

Die Bauarbeiten in der Westkampfbahn sind längst in vollem Gange. Zwar darf man bis zum 31. August ins Beecker Waldstadion ausweichen. "Aber das ist bloß ein Notfallplan", so Spelthahn. "Pünktlich zum Saisonauftakt dürfte unsere Heimspielstätte vollumfänglich Regionalliga-tauglich sein." Bis dahin wird man auch einen hauptamtlichen Geschäftsführer installiert haben. Nicht zuletzt, um Schommers zu entlasten. Der 44-Jährige soll zwar weiter als Trainer und Sportdirektor in Personalunion arbeiten, sich aber nicht mehr um außersportliche Themen kümmern müssen.

"Ich bin froh, dass ich ein bestelltes Feld hinterlassen werde", sagt Spelthahn mit Blick auf die spätestens im August geplante Jahreshauptversammlung. Dort verzichtet der 60-Jährige auf eine weitere Kandidatur. Der Landrat des Kreises Düren hatte die Fusion im November 2017 zwischen dem FC Düren-Niederau und dem GFC Düren 99 initiiert und war erster Präsident des 1. FCD geworden. Von der Landesliga ging es steil bergauf. Mittelfristig will der Klub sogar ans Tor zur 3. Liga klopfen. Zuletzt wurde man zwar ausgebremst, doch die Überholspur ist wieder frei. "Der Fuß ist auf dem Gaspedal", sagt Schommers. Die verlorene Zeit muss schließlich aufgeholt werden.

Tim Miebach

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