2. Bundesliga

Schleimer - ein Durchbruch mit Umwegen

In Nürnberg drängt neben Duman ein weiterer aus der zweiten Reihe beim FCN nach vorne

Schleimer - ein Durchbruch mit Umwegen

Durchbruch geschafft? Lukas Schleimer.

Durchbruch geschafft? Lukas Schleimer. imago images/Zink

Ob man nun den Erfolg vom Samstag als Antwort auf die vorausgegangenen 0:5- und 1:4-Klatschen gegen Ingolstadt beziehungsweise den KSC wertet, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. "Wir müssen uns auf das besinnen, was uns zuvor stark gemacht hat", forderte Trainer Robert Klauß im Vorfeld ein - und genau das machte seine Elf vor allem nach der Pause. Kompakt und gierig verteidigend schaltete sie bei Ballgewinn blitzschnell um, manchmal mit scharfen, flachen Vertikalpässen, manchmal mit rasanten, raumgreifenden Tempo-Dribblings. Oder, ums anders zu formulieren: Basierend auf einer klaren Defensivstruktur agierte der Club nach vorne temporeich, wild und damit unberechenbar.  

Duman liefert "freche Lösungen"

Womit allen voran Taylan Duman ins Spiel kommt, der bei seinem sechsten Startelfeinsatz in der offensiven Dreier-Mittelfeldreihe nicht nur wegen seines Tors zum 2:0 mit Mats Möller Daehli der auffälligste Akteur auf dem Platz war. Der im Sommer vom BVB II geholte feine Techniker verpasste mit seinen laut Klauß "frechen Lösungen" dem Angriffsspiel des Club die gewisse anarchische Note, die den Gegner vor Rätsel stellte. Ein typischer Instinktfußballer eben, oder, um es mit den Worten des Trainers zu sagen: "Ein intuitiver Fußballer, der viel aus dem Buch entscheidet."  

Eine Aussage, die er eins-zu-eins auch zu Lukas Schleimer treffen könnte, der am Samstagabend in jener offensiver Mittelfeldreihe zwar nicht so spektakulär wie seine beiden Nebenleute agierte, aber dennoch einen bemerkenswerten Auftritt hinlegte - auch gemessen an dem Umstand, dass der 22-Jährige erst zum zweiten Mal nach dem 10. Spieltag der Startformation angehörte. Er trug jedenfalls nicht zu einem unerheblichen Teil zu der Nürnberger Torgefährlichkeit nach der Pause bei, siehe seine mustergültige Vorlage für Duman.  

Schleimers Karriere mit Umwegen

Bemerkenswert ist übrigens auch Schleimers Werdegang. Die Profi-Karriere des Pfälzers, der entdeckt von Club-Oberspürnase Dieter Nüssing mit 18 Jahren erstmals einem NLZ angehörte, schien im Sommer beendet, ehe sie überhaupt begonnen hatte. Zurückgekehrt von einer höchst unbefriedigend verlaufenen Ausleihe zum Drittligisten Saarbrücken gehörte der ein gutes Jahr zuvor vom FCN mit einem Profivertrag ausgestattete Offensivallrounder nicht mehr dem Zweitliga-Kader an, sondern landete wieder dort, von wo aus er einst den Sprung schaffte: bei der in der vierten Liga spielenden U 21.  

Ein Umstand, der ihn aber nicht frustriert aufstecken ließ, sondern seinen Ehrgeiz getreu der Devise jetzt-erst-recht anstachelte. Und nachdem er in der U 21 ein überragendes Spiel an das andere gereiht hatte, folgte der Lohn alsbald auf dem Fuße: Mitte September des vergangenen Jahrs feierte er beim 1:0 über Rostock sein Profidebüt - ein starkes, sei angefügt. Zwölf Minuten nach der Pause eingewechselt sorgte er mit Erik Shuranov für den gerne zitierten frischen Wind, und dies nicht nur, weil er Shuranov das entscheidende Tor auflegte. Seitdem ist er wieder fester Bestandteil des Profikaders, ein Durchbruch auf Umwegen also - und für den Club selbst dient er als Paradebeispiel dafür, dass seine Aussage von der U 21 als Sprungbrett nach oben keine leere Phrase ist.  

Wie es mit Schleimer indes weitergeht, hält sich der FCN bedeckt. Dass der Vertrag des 22-Jährigen ausläuft, mag er weder bestätigen noch dementieren. Das Einzige, was sich Sportdirektor Olaf Rebbe entlocken lässt, ist die Aussage, dass sich "der FCN derzeit erst einmal an der Entwicklung Schleimers erfreut". Ähnlich bedeckt hält sich der Trainer, ob er nun in Rostock nach dem Motto "Never change a winning team" verfährt, was wiederum Schleimers Startelfeinsatz Nummer drei bedeuten würde. Was bereits jetzt feststeht: Bestätigt der 22-Jährige seine Leistung vom Samstag in den nächsten Wochen im Training, werden bis zum Ende der Saison zu seinen bisherigen zehn Einsätzen noch etliche hinzukommen.

Chris Biechele

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