Bundesliga

Schalkes neuer Trainer Reis zahlt Teil seiner eigenen Ablöse

Knäbel wehrt sich: Mittwoch "war kein Chaos-Tag"

Schalkes neuer Trainer Reis zahlt Teil seiner eigenen Ablöse

Er zahlte einen Teil seiner Ablöse selbst: Schalkes neuer Trainer Thomas Reis.

Er zahlte einen Teil seiner Ablöse selbst: Schalkes neuer Trainer Thomas Reis. imago images

Viele hatten damit gerechnet, dass der neue Trainer am Mittwoch seine erste Übungseinheit leiten würde, stattdessen wurden selbst klubintern die allermeisten Menschen von der Nachricht überrascht, dass Sportdirektor Rouven Schröder den Verein mit sofortiger Wirkung verlässt. Beim Aufsteiger, der nach fünf verlorenen Liga-Spielen auf dem letzten Tabellenplatz angekommen und obendrein in hohem Bogen aus dem Pokal geflogen ist, herrschte spätestens am turbulenten Mittwoch ein chaotischer Zustand. Peter Knäbel sieht das etwas anders.

Schalke brennt nicht.

Peter Knäbel

Es gebe "eine Innen- und eine Außenansicht" auf die Geschehnisse, sagte der Sportvorstand am Donnerstag und wehrte sich gegen den entstandenen Eindruck: Der Mittwoch "war kein Chaos-Tag auf Schalke", betonte er. "Wie wir gehandelt haben, war vorbereitet und strukturiert", versicherte er. "Schalke brennt nicht." Diese Darstellung kommt bemüht positiv daher.

Fakt ist: Schalke ist von Schröders Wunsch nach sofortiger Freistellung (der Vertrag ruht, es fließt kein Gehalt mehr) überrascht worden, der Zeitpunkt der Verkündung missfällt der Führung, zudem haben die Verantwortlichen in den vergangenen Tagen kein gutes Bild abgegeben bei der Suche nach einem Nachfolger für ihren nach nur zehn Ligaspielen entlassenen Trainer Frank Kramer.

Immerhin ist er jetzt endlich da, der Neue. Thomas Reis heißt er, am Donnerstag leitete er gemeinsam mit seinem vertrauten Co-Trainer Markus Gellhaus seine erste Einheit auf Schalke. Der Klub bekam Reis nur, weil der VfL Bochum, der Reis im September beurlaubte, mit einer Ablösesumme in Höhe von 300.000 Euro entschädigt wird - die Reis zum Teil sogar selbst bezahlt! Knäbel lobte bei der Trainervorstellung Reis' "Beteiligung am Auflösungsvertrag".

Nur "gierig nach Erfolg"

Reis selbst wollte nicht näher auf dieses Thema eingehen, er nahm einen Schlenker hin zum Sportlichen: Er sei nicht gierig nach Geld, sondern "gierig nach Erfolg". Er wolle versuchen, "bei den Spielern in die Köpfe zu kommen" und auch dort "die Gier zu entwickeln". Dass den 49-Jährigen beim Tabellenletzten eine Herkulesaufgabe mit vielen Unwägbarkeiten erwartet, schüchtert ihn nicht ein: "Ich versuche, Werte vorzugeben. Dazu gehört Mut."

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Auch die Tatsache, dass sich Schalke um Alternativen bemühte, stört ihn mit Verweis auf branchenübliche Prozesse nicht. Nun "sitze ich hier und habe diese ehrenvolle Aufgabe bekommen", sagte Reis.

Über personelle Verstärkungen im Winter macht er sich noch keine Gedanken, sagt er. Das würde er zum jetzigen Zeitpunkt den aktuellen Spielern gegenüber als "unfair" empfinden. Er wolle "unvoreingenommen an die Sache herangehen" - die Torhüterposition ausdrücklich mit eingeschlossen.

Knäbel wollte bewusst einen Sportdirektor

Mit noch mehr Einblick wird Reis in nächster Zeit wohl feststellen, dass diese Mannschaft in nahezu allen Teilen verstärkt werden muss, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Schröders Aufgaben als Kaderplaner wird kommissarisch Knäbel übernehmen - mit Hilfe von Chefscout André Hechelmann, René Grotus (Referent Sport) und auch Gerald Asamoah, dem Leiter der Lizenzspielerabteilung, der gerade dabei ist, sich in einem Lehrgang zu einem Sportdirektor ausbilden zu lassen.

Knäbel hatte sich vor anderthalb Jahren und gleich in seiner Anfangszeit als Sportvorstand sehr dafür starkgemacht, dass auf Schalke die Position des Sportdirektors besetzt wird. Knäbel fühlt sich nicht allzu wohl in der Rolle des Kaderplaners, woraus er ehrenwerterweise kein Geheimnis macht. Er verpflichtete Schröder. Nun muss Knäbel die Aufgabe in einer überaus komplizierten Phase übernehmen. Das ist die Quintessenz nach dem Chaos-Tag am Mittwoch auf Schalke.

Toni Lieto

Von 0,4 bis 2,0: Schalker Cheftrainer seit 2003 und ihr Punkteschnitt