Amateure

Koblenz gegen Trier: Dieses Finale soll den Rheinlandpokal entscheiden

Hitzige Videokonferenz am Mittwoch

RW Koblenz gegen Trier: Dieses Finale soll den Rheinlandpokal entscheiden

Sportliches Ende angestrebt: Geht es nach FVR-Präsident Walter Desch (links) und seinen Kollegen, werden Rot-Weiß Koblenz und Eintracht Trier den Sieger im Rheinlandpokal ermitteln.

Sportliches Ende angestrebt: Geht es nach FVR-Präsident Walter Desch (links) und seinen Kollegen, werden Rot-Weiß Koblenz und Eintracht Trier den Sieger im Rheinlandpokal ermitteln. IMAGO / Eibner

Anfang April machte der Fußballverband Rheinland (FVR) bekannt, dass 35 von 37 noch teilnehmenden Mannschaften den Rheinlandpokal sportlich beenden wollen. Ein hehres Ansinnen, wäre da nicht Corona. Daher unterstrich der FVR am späten Mittwochabend nach einer Videokonferenz mit den 37 Klubs, dass eine Austragung der noch ausstehenden Partien durch die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erlassenen Verordnungen nicht mehr möglich sei.

Daher plant der FVR nun, dass am 29. Mai, dem "Finaltag der Amateure", der Regionalligist Rot-Weiß Koblenz und Oberligist Eintracht Trier, als aktuell sportlich beste Mannschaften aus dem Verbandsgebiet, den Sieger des Wettbewerbs und damit einhergehend den Teilnehmer an der 1. Runde des DFB-Pokals 2021/22 ausspielen. Trier würde in diesem Fall eine Ausnahmegenehmigung bei der örtlichen Stadtverwaltung beantragen, um im Vorfeld wieder in normales Mannschaftstraining einsteigen zu dürfen, was unter anderem engmaschiges Testen mit sich brächte.

Die restlichen 35 Teams sollen eine Entschädigung von mindestens 1400 Euro erhalten, sofern das Finale auch wirklich wie geplant im Fernsehen übertragen wird. Bis zum 2. Mai sollen sich die Klubs nun äußern, am 4. Mai wird definitiv entschieden. Sollte das nun vorgestellte Szenario auf breite Ablehnung stoßen, müsste der Wettbewerb wohl ohne sportliche Wertung abgebrochen werden.

Da wurde im Vorfeld schon was ausgekungelt, und alle anderen Vereine waren außen vor.

Christan Krey, Präsident der TuS Koblenz

Einfach wird die Entscheidungsfindung nicht. Wie der "Volksfreund" berichtete, haben einige der ausgeschiedenen Klubs in der Videokonferenz heftige Kritik geäußert. "Reine Willkür", unterstellte Martin Hahn, Vorsitzender des Titelverteidigers FV Engers. Sein Kollege Christian Krey von der TuS Koblenz bezeichnete das Modell als "grob fahrlässig" und schob hinterher: "Da wurde im Vorfeld schon was ausgekungelt, und alle anderen Vereine waren außen vor."

In einer Stellungnahme am Donnerstagvormittag kündigte der ehemalige Zweitligist an, dass er die Entscheidung des Verbands nicht hinnehmen werde. Unter anderem heißt es: "Eintracht Trier hat in der abgebrochenen Saison bislang nur acht Spiele absolviert, während der FV Engers beispielsweise nur sechs Spiele absolvieren konnte. Diese Momentaufnahme als Entscheidungskriterium für solch eine weitreichende Entscheidung heranzuziehen, ist aus unserer Sicht, nicht zuletzt aufgrund der verschiedenen Wettbewerbe, nicht vertretbar und widerspricht dem Fairnessgedanken ganz massiv."

Daher fordert die TuS Koblenz: "Der FVR muss sich, wenn die Ermittlung des Pokalsiegers sportlich erfolgen soll, an die eigene Vereinbarung halten und mindestens zwei Halbfinalspiele vor einem Finale ermöglichen. Sollte dies nicht möglich sein, dürfen die Teilnehmer des Finalspiels nicht bestimmt werden, sondern müssen, unter Berücksichtigung der Klassenzugehörigkeit, unter allen Vereinen ausgelost werden. Sollte auch ein Finalspiel nicht möglich sein, ist ebenfalls das Losverfahren anzuwenden, um den Pokalsieger zu ermitteln."

Der FVR hielt bei der Videokonferenz in Person seines Anwalts Norbert Weise mit Verweis auf die Spielordnung entgegen, dass "der Verband einen Teilnehmer für den DFB-Pokal bestimmen darf, wenn der Sieger nicht rechtzeitig ermittelt werden kann. Und erst recht ist es nach unserer Auffassung möglich, zwei Endspielpartner festzulegen." Hier schreibt die TuS Koblenz in ihrer Stellungnahme: "Die Teilnahmevereinbarung sieht gemäß Paragraf 8 ausdrücklich vor, dass der Verband Halbfinalspiele möglich machen muss. Diese Vereinbarung wurde im August 2020 von allen Vereinen sowie dem FVR unterschrieben. Dass der Verband, mitten in einer Pandemie und unmittelbar vor der sogenannten 'zweiten Welle' keine Regelung getroffen hat, wie im Falle der jetzigen Situation zu verfahren ist, darf zudem als grob fahrlässig bezeichnet werden."

Salmrohrs Ehrenpräsident Peter Rauen suchte bei allem Ärger - auch der FSV ist mit dem getroffenen Modell alles andere als zufrieden - den Ausgleich und forderte klärende Gespräche. Nicht nur auf die TuS Koblenz, sondern auf die generelle Gemengelage gemünzt, sagte er: "Es muss doch möglich sein, sich unter vernünftigen Leuten konstruktiv auszutauschen, bevor man Schadensersatzansprüche geltend macht." Rot-Weiß Koblenz stellte laut "Volksfreund" indes weitere Ausgleichszahlungen in Aussicht.

Dieser Artikel wurde am 29. April 2021 mehrmals aktualisiert.

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