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Rangnick-Kritik nach Moldau-Enttäuschung: "Empfohlen hat sich in der ersten Halbzeit keiner"

Teamchef geht mit Spielern hart ins Gericht

Rangnick-Kritik nach Moldau-Enttäuschung: "Empfohlen hat sich in der ersten Halbzeit keiner"

Dem Teamchef bereitete der Auftritt gegen Moldau sichtlich Kopfschmerzen.

Dem Teamchef bereitete der Auftritt gegen Moldau sichtlich Kopfschmerzen. GEPA pictures

Für Österreich war der Test am Donnerstagabend gegen die Republik Moldau die Generalprobe für das kommende Quali-Spiel in Schweden. Ralf Rangnick sorgte schon am Tag vor dem Spiel für eine Überraschung, als er auf der Pressekonferenz die rot-weiß-rote Aufstellung bekanntgab. Ob das für die Gästen aus der Republik Moldau ein Vorteil gewesen ist, bleibt offen.

Testspiel

Österreich hatte Anstoß und auch prompt eine gute Gelegenheit. Dejan Ljubicic wurde herrlich freigespielt. Doch seine Hereingabe fand keinen Mitspieler. "Wir hätten das schnellste Tor in der österreichischen Nationalmannschaftsgeschichte schießen können. Anstoß, wieder genauso wie wir es uns vorgenommen haben, dann wird Ljubicic völlig freigespielt an der Grundlinie, doch anstatt den Ball mit einem Chipball dort hinzubringen, wo er hingehört, schlägt er ihn fast auf die andere Seite ins Seitenaus. Das hat unser Spiel extrem geprägt, dass wir unsauber waren, technisch unsauber. Viel zu viel quer, dann aber auch noch unpräzise quer", ärgerte sich Rangnick nach dem Spiel bei "ServusTV".

Trotz der frühen Östereich-Chance erwischten die Gäste den besseren Start. Nach nur drei Minuten konnte Tormann Daniel Bachmann einen Rückpass von Kevin Danso nicht kontrollieren und rutschte daraufhin aus. Vitalie Damascan musste den Ball nur noch ins leere Tor passen. Der England-Legionär hatte den Vorzug von Ralf Rangnick erhalten, der im Vorfeld der Begegnung meinte, Bachmann "hat die Chance verdient". In den ersten Minuten sollte er das Vertrauen vorerst aber nicht zurückzahlen können. Der Tormann meinte selbstkritisch: "Es war eine falsche Entscheidung den Ball mitzunehmen, ich hätte ihn einfach wegköpfeln sollen. Der Rückpass war doch nicht so leicht zu verarbeiten. Der Zeitpunkt war natürlich enorm bitter. Aber Fehler passieren und ich werde sicher keinen Schlaf deswegen verlieren."

Rangnick geht mit Danso hart ins Gericht

Auch Rangnick fand deutliche Worte, vorwiegend aber in Richtung Danso: "Klar war es am Ende auch ein Torwartfehler. Der Torwart darf in dieser Situation dort gar nicht stehen, normalerweise stehe ich da im 16er. Aber natürlich war es auch ein richtig schlechter und dann auch noch halbhoch gespielter Rückpass von Danso. So war es dann im Prinzip ein Eigentor."

Mit dem Innenverteidiger ging Rangnick hart ins Gericht: "So wie heute habe ich ihn noch nie gesehen. Klar hat er mit Lens einen schlechten Saisonstart gehabt, aber wenn ich mir überlege wie er bei uns zuletzt gespielt hat oder auch in Lens letzte Saison ... Davon war heute nicht so viel zu sehen.“

Die ÖFB-Noten zum Unentschieden gegen Moldau

In der Folge wirkte Österreich etwas verunsichert, aber bemüht. Gegen tief stehende Gäste tat sich die völlig neu formierte ÖFB-Elf schwer, Lösungen zu finden. Moldau hingegen kam vor allem durch Standards immer wieder gefährlich vor den Bachmann-Kasten. Einen Kopfball nach einem Corner konnte der österreichische Schlussmann aber entschärfen.

Wir mussten diese Wechsel machen. Natürlich war unser Spiel dann besser, im Aufbauspiel, im Passspiel.

Teamchef Ralf Rangnick über den Vierfachtausch zur Pause.

Österreich fand in den ersten 45 Minuten nie so richtig ins Spiel. Einer der wenigen Lichtblicke war Debütant David Schnegg. Der Sturm-Akteur sorgte immer wieder für gute Akzente auf der linken Angriffsseite. Bitter war aus rot-weiß-roter Sicht die Verletzung von Dejan Ljubicic. Für ihn kam nach 35 Minuten Stefan Posch ins Spiel.

Vierfachwechsel zur Pause

Mit einem enttäuschenden 0:1-Rückstand ging es für die ÖFB-Elf in die Kabine. Rangnick hat laut Sportdirektor Peter Schöttel in der Halbzeitansprache zwei Schlüsselszenen analysiert. "So richtig aufgedrängt und empfohlen hat sich in der ersten Halbzeit keiner", hagelte es praktisch für die gesamte Startelf Kritik vom Teamchef. Rangnick entschied sich deshalb für einen Vierfachtausch und brachte Alaba, Arnautovic, Baumgartner und Schlager. Damit ein klares Kommando. Rangnick wollte auch dieses Spiel unbedingt gewinnen. In der Kabine blieben Onisiwo, Laimer, Danso und Lienhart. "Wir mussten diese Wechsel machen. Natürlich war unser Spiel dann besser, im Aufbauspiel, im Passspiel. Mit David Alaba und auch mit Florian Grillitsch hatten wir dann auch stärkere Spieler im Aufbauspiel", so der Teamchef.

Die Wechsel zeigten auch prompt Wirkung: Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn gelang Michael Gregoritsch nach einer guten Kombination das 1:1. Mit dem Ausgleich übernahm Österreich das Kommando und war nun feldüberlegen.

Die ÖFB-Elf hatte in der Folge auch einige Male den Führungstreffer am Fuß bzw. am Kopf. Denn ein Kopfball von Christoph Baumgartner nach einer Ecke verfehlte den Kasten der Gäste nur knapp. Österreich wurde von Minute zu Minute drückender, kam durch Sabitzer nach 72 Minuten zu einer großen Chance. Der Dortmunder setzte den Ball aber nur an die Stange. Im Gegenzug hatte Österreich großes Glück. Moldau konterte über wenige Stationen und spielte Virgiliu Postolachi frei. Der Stürmer legte den Ball nur knapp an der Stange vorbei. "Wir haben es einfach verpasst, dass wir mehr klare Torchancen herausspielen", haderte Michael Gregoritsch, der zum Mann des Spiels gewählt wurde.

Alaba: "Erwarte andere Einstellung"

In der Schlussphase hatte Gregoritsch den Führungstreffer am Fuß. Doch die Gäste hielten defensiv insgesamt gut dagegen. Dass die Österreicher das Spiel unbedingt gewinnen wollten, zeigte auch eine Szene in der Nachspielzeit. Bei einem strittigen Pfiff holten sich nicht nur Gregoritsch und Sabitzer wegen Kritik Gelb, sondern auch der Teamchef. Am Ende war es aus rot-weiß-roter Sicht zu wenig. Österreich enttäuschte - trotz Leistungssteigerung nach der Pause - bei der Generalprobe für das Schweden-Spiel. Für die Republik Moldau war das 1:1-Remis in Linz hingegen ein großer Erfolg.

"Ich glaube wir alle haben uns das ein bisschen anders vorgestellt. Natürlich sind wir nicht zufrieden mit dem 1:1, aber nichtsdestotrotz müssen wir einfach weiter machen", zeigte sich Alaba enttäuscht, pocht aber auf eine Leistungssteigerung am Dienstag: "Ich erwarte mir ein anderes Spiel mit einer anderen Einstellung. Das ist ein Qualifikationsspiel, heute war es ein Freundschaftsspiel, bei dem viel rotiert wurde. Uns ist bewusst, was wir auf den Platz bringen müssen, speziell in Schweden."

mc

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