Bundesliga

Positionen, mit Ball, gegen den Ball: So passt Sabitzer zum BVB

Der Neuzugang in der Analyse

Positionen, mit Ball, gegen den Ball: So passt Sabitzer zum BVB

"Box-to-Box-Akteur" für den BVB: Marcel Sabitzer (li., mit Sportdirektor Sebastian Kehl).

"Box-to-Box-Akteur" für den BVB: Marcel Sabitzer (li., mit Sportdirektor Sebastian Kehl). BVB/Hendrik Deckers

Die Erfahrung von 185 Bundesliga-Spielen bringt Marcel Sabitzer mit zu Borussia Dortmund. Doch wie passt der variable Mittelfeldakteur ins Dortmunder Konzept? Ein Blick auf die Eigenschaften, Stärken und Schwächen des 29-jährigen Österreichers, der vom FC Bayern kommt.

Positionen:

Im zentralen Mittelfeld ist Sabitzer vielseitig einsetzbar. In seinen 147 Startelfeinsätzen in der Bundesliga für RB Leipzig und Bayern München agierte er 86-mal im offensiven Mittelfeld, also als Achter oder sogar Zehner. 29 Spiele absolvierte er auf der Sechs, 23 Mal lief er auf dem offensiven Flügel auf, in sieben Partien als Angreifer und sogar zweimal als Linksverteidiger.

Im Dortmunder System, einem 4-3-3 beziehungsweise 4-1-2-2-1 mit einem Sechser und zwei Achtern, wird er wohl vor allem für die Verbindungsposition zwischen Defensive und Offensive benötigt - dort, wo auch der zu Real Madrid gewechselte Jude Bellingham agierte. Als Acht vor einem klassischen Sechser wie Emre Can kann Sabitzer zwischen den Linien agieren und ist in seiner Positionierung in Absprache mit dem zweiten Achter recht frei. Je nach Situation kann er sich fallen lassen und den Spielaufbau zusammen mit Can und den Innenverteidigern aus der Tiefe steuern oder höher stehen und zwischen gegnerischer Abwehrkette und Mittelfeldreihe als Anspielstation dienen. Der Österreicher sucht auch gerne den Weg in den Strafraum. Diese Tiefenläufe fordert Trainer Edin Terzic, weil sie neben der offensichtlichen Gefahr auch Freiräume für die offensiven Außen und den Mittelstürmer schaffen.

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Als alleiniger Sechser ist Sabitzer dagegen weniger geeignet, spielte diese Rolle auch so gut wie nie. Der 29-Jährige, der sieben Jahre bei RB Leipzig und RB Salzburg unter Vertrag stand, ist von dieser Schule geprägt und denkt mit und gegen den Ball eher offensiv und vorwärtsgerichtet. Neben einem defensiv orientierten Sechser kann das wie zeitweise bei Manchester United bewiesen funktionieren, als alleinig Verantwortlicher für die zentrale Absicherung wäre es ein hohes Risiko.

Spiel gegen den Ball:

Die ganz große Stärke von Sabitzer liegt im Gegenpressing, also im direkten Nachsetzen nach einem Ballverlust. Hier vereint er seine Stärken: Aggressivität, physische Robustheit, gutes Timing und Antizipation. Auffällig viele seiner Defensivzweikämpfe führt er im gegnerischen Abwehrdrittel, agiert also auch außerhalb des Gegenpressings gerne als hoher Anläufer.

Allerdings muss diese Stärke in ein funktionierendes Gesamtkonstrukt eingebunden sein, die Abläufe und Ordnungen gegen den Ball müssen stimmen, sonst kann sie auch ein schwächerer Gegner problemlos überspielen. Vergangene Saison ging vor allem Bellingham oft etwas übermotiviert auf den ballführenden Spieler, dadurch entstanden Lücken hinter ihm. So mahnte Julian Brandt nach der bösen 2:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach direkt vor der WM-Pause im vergangenen Jahr nachdrücklich an, "wir müssen lernen zu funktionieren wie eine Art Fischschwarm", also alle mit demselben Gedanken und in dieselbe Richtung. Im zweiten Halbjahr funktionierte das deutlich besser - aber auch nicht immer.

Spiel mit Ball:

Sabitzer ist ein Spieler, der gerne das Risiko sucht. Mit seiner hervorragenden Schusstechnik probiert er es vergleichsweise oft aus der Distanz, gerne auch aus rund 25 Metern. Auffällig ist dabei neben der Frequenz auch die Zielgenauigkeit - prozentual kommen viele dieser Bälle tatsächlich auch aufs Tor. Das ist ein zusätzliches Mittel gegen defensiv eingestellte Gegner.

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Auch mit seinen Passspiel sucht er schnell die Tiefe: Lange Bälle hinter die Kette, diagonale Wechsel auf die Außen oder flache Schnittstellenpässe in die Spitze - die Quote der angekommenen Bälle ist geringer als bei vielen vergleichbaren Mittelfeldspielern, dafür bringen die erfolgreichen Pässe oft sofort Gefahr. In Dortmund wird es für ihn gelten, in diesem Bereich die richtige Balance zu finden.

Als "Box-to-Box-Akteur" bezeichnete Sportdirektor Sebastien Kehl den Zugang neudeutsch. Am wohlsten fühlt er sich allerdings im offensiven Drittel und hat hier auch die meisten Ballkontakte, immer mit Blick nach vorne in Richtung des Tores. Immerhin 34 Treffer gelangen ihm in seinen insgesamt 185 Bundesliga-Spielen, vor allem die beiden letzten Spielzeiten in Leipzig ragen da mit acht bzw. neun Treffern heraus. Darauf setzen nun auch die BVB-Verantwortlichen - denn mit Bellingham und Raphael Guerreiro hat Dortmund einige Scorerpunkte verloren.

Patrick Kleinmann

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