Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker
Alexandra Popp ist eine ehrliche Haut und redet deshalb nichts schön. Schon gar nicht, wenn es sie selbst betrifft. "Ich kann schon gut einschätzen, ob ich das Tor im Training gut treffe. Und momentan treffe ich es nicht so gut", gibt die 32 Jahre alte Nationalstürmerin zu.
Während sie sich in der Bundesliga mit 16 Treffern für den VfL Wolfsburg zur Torschützenkönigin schoss und auch dreimal in der Champions League einnetzte, war im DFB-Trikot deutlich weniger los. Einen Treffer erzielte Popp bei ihren bislang vier Einsätzen für die deutsche Auswahl im Jahr 2023: das zwischenzeitliche 2:2 beim 2:3 gegen Sambia.
Umgewöhnung von der Wolfsburger Rolle
Vorrundenspiele des DFB bei der WM
Woran liegt's? Bei der WM in Australien und Neuseeland sollen ja auch auf die Treffer der Kapitänin ein wichtiger Faktor sein. "Ich komme grundsätzlich ganz gerne in den Ball, anstatt in die Tiefe zu laufen", beschreibt Popp ihre Rolle als Ankerspielerin in der Offensive. "Ich muss es aber noch ein bisschen reinkriegen, weiterhin mehr in der Spitze zu bleiben", sagt sie und verweist auf ihre ganz andere Rolle in Wolfsburg: "Das weiß ich, weil ich das ganze Jahr über mehr auf der Sechs oder der Zehn unterwegs bin im Verein. Da sind manche Automatismen in Abläufen einfach noch drin."
Gegen Sambia ließ sich Popp nach der Einwechslung von Lea Schüller in die Sturmspitze immer wieder tief fallen und holte sich die Bälle ab. "Grundsätzlich sollen wir nicht starr auf unseren Positionen stehen und warten, bis der Ball uns auf die Füße oder auf den Kopf fällt", erklärt die Torjägerin. "Wir wollen viel Flexibilität haben. Und wenn ich gefallen bin, war Lina (Magull, Anm. d. Red.) höher auf der Spitzenposition. Das ist am Ende entscheidend - dass die Positionen besetzt sind."
Ein simples Rezept für mehr Tore
"Ganz ungefährlich" sei es ja schließlich auch nicht, wenn sie "mit Wucht aus der zweiten Reihe" stürme, betont Popp. Aber: "Es ist schon so, dass ich in der Spitze zu finden sein soll."
Auf dieser Position sind Verwerterqualitäten gefragt. "Trainieren kann man es sehr simpel mit vielen Wiederholungen: Immer wieder vor das Tor gehen, in unterschiedlichen Situationen, mal schnell, mal im Eins-gegen-eins mit dem Torwart oder aus einer Drehung", sagt die erfahrene Angreiferin. Klingt simpel. Ob es funktioniert hat, wird beim deutschen Auftakt am Montag in Melbourne gegen Marokko (10.30 Uhr deutscher Zeit, LIVE! bei kicker) zu sehen sein.