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Patrick Wimmer und sein violetter Karrierehelfer

Alaba & Baumgartner auf den Fersen

Patrick Wimmer und sein violetter Karrierehelfer

Patrick Wimmer zeigt in der deutschen Bundesliga groß auf.

Patrick Wimmer zeigt in der deutschen Bundesliga groß auf. imago images/Jan Huebner

Der Auftritt von Patrick Wimmer beim 2:0-Sieg Arminia Bielefelds gegen Eintracht Frankfurt schlägt noch immer Wellen. Einer, der sich darüber ganz besonders freut, ist Austria-Vizepräsident Raimund Harreither, der ganz entscheidenden Anteil am steilen Aufstieg des Jungstars hat. Harreither ist nicht nur bei den Wiener Violetten seit vielen Jahren "Helfer in der Not", jahrzehntelang unterstützte der Selfmademan aus der Heiz- und Kühlsysteme-Branche auch seinen Heimatverein SV Gaflenz (der allerdings nach seinem abrupten Ausstieg fast zugrunde gegangen wäre).

Auf Harreithers Karriereleiter

Genau dort kickte vor nicht mehr als zweieinhalb Jahren der gebürtige Tullner Patrick Wimmer. Nicht, weil er dort das Sprungbrett in die große Fußballwelt vermutete, sondern weil er die HTL Waidhofen besuchte, die wiederum ein Ausbildungszentrum für Fußball und Wirtschaft, kurz AFW, beherbergt, das Harreither initiiert hat und fördert. Schließlich braucht der 65-jährige Unternehmer, der es einst selbst fast zum LASK-Profi geschafft hätte, nicht nur Nachschub für seine Fuballklubs, sondern auch Fachkräfte für seine Firma. Im Fußball-Team der AFW war Harreither das Talent Wimmer aufgefallen, das er bald auch den Austria-Scouts ans Herz legte. Prompt konnte der nunmehrige Bielefelder bereits im Winter 2018/19 als Trainingsgast überzeugen. Weil aber die HTL-Matura Vorrang hatte, wechselte er erst im Sommer 2019 nach Wien-Favoriten. Zunächst zu den Young Violetes.

Die Top-Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Doch es dauerte kaum vier Monate, bis Peter Stöger den damals 18-Jährigen zu den Profis beförderte, für die er im Dezember 2019 debütierte. Neun Monate später stand der unerschrockene Offensivgeist erstmals im ÖFB-Team auf Abruf und im Sommer 2021 nach 53 Bundesliga-Spielen für die Austria, in denen er acht Tore erzielte, auf dem Sprung in die Deutsche Bundesliga.

Nur Alaba & Baumgartner vor Wimmer

Am 28. August gab er sein Debüt für die Arminia. Gegen Eintracht Frankfurt. Wie am Samstag erzielte er ein Tor. Er rettete seinem neuen Klub ein 1:1. Schon damals hätte sich Wimmer dickere Schlagzeilen verdient gehabt. Schließlich machte ihn sein Ausgleichstreffer nicht nur zu einem der jüngsten österreichischen Torschützen in Deutschland, er war sogar der erste U-21-Ösi, der bei seiner Bundesliga-Premiere traf. Nach 18 Einsätzen hält der immer noch 20-Jährige nunmehr bei drei Bundesliga-Treffern. Noch öfter haben als U-21-Spieler nur zwei Österreicher getroffen - die ÖFB-Stars David Alaba und Christoph Baumgartner, die es vor Vollendung ihres 21. Geburtstages auf je sieben Tore in der Deutschen Bundesliga gebracht hatten. Um diese Marke zu übertreffen, hat der am 30. Mai 2001 geborene Patrick Wimmer also noch vier Monate Zeit.

ÖFB-Team eine Frage der Zeit

Anders als Wimmer waren Alaba und Baumgartner allerdings schon im Teenager-Alter in die Nachwuchsteams von Bayern München bzw. Hoffenheim gewechselt und hatten einen dementsprechenden Vorsprung. David Alaba war - als jüngster Ösi-Torschütze der Bundesliga-Historie - erst 18 Jahre, sechs Monate und 30 Tage alt, als er vor fast genau elf Jahren, am 23. Jänner 2011, als Leihspieler bei der TSG Hoffenheim sein erstes Bundesliga-Tor erzielte. Tore im Teenager-Alter gelangen sonst nur noch Harald Cerny (1992 für Bayern München) und Kevin Danso (2017 für Augsburg). Um vier Tore jünger als Wimmer bei seinem ersten Bundesliga-Treffer war auch noch Martin Harnik (2007 für Bremen). Keine Frage, dass alle diese Jung-Torschützen früher oder später auch ins ÖFB-Nationalteam berufen wurden. Das ist das nächste Ziel von Patrick Wimmer. Lange wird er darauf wohl nicht mehr warten müssen, saß Teamchef Franco Foda bei Wimmers Gala gegen Frankfurt doch im Zuschauerraum.

Und auch Raimund Harreither hätte noch etwas im Angebot für seinen Schützling - etwa ein Betriebswirtschafts-Studium in seiner Akademie, wie es Wimmers Ex-Kollegen Markus Suttner und Alexander Grünwald derzeit absolvieren. Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner hat dieses schon hinter sich.

Horst Hötsch