2. Bundesliga

Nur ein Ausrutscher? Der 1. FC Nürnberg auf dem Prüfstand

Die Nürnberger Verantwortlichen sind um unaufgeregte Aufarbeitung bemüht

Nur ein Ausrutscher? Der Club nach dem 0:5 auf dem Prüfstand

Das ist nichts gewesen: FCN-Coach Robert Klauß schleicht nach dem 0:5 in Ingolstadt vom Feld.

Das ist nichts gewesen: FCN-Coach Robert Klauß schleicht nach dem 0:5 in Ingolstadt vom Feld. imago images/Zink

"Wir werden das entsprechend aufarbeiten", hat FCN-Trainer Klauß nach der heftigen Abreibung gegen den FCI angekündigt. Das klingt nicht nur nach deutlichen Worten, sondern auch nach einer Trainingswoche, in der hohe Intensität Programm sein wird.

Während im Umfeld die Debatten hitzig sind und sich zum Teil bereits um Grundsätzliches drehen, ist der Kurs der Verantwortlichen ein anderer: nichts beschönigen, nichts relativieren, aber auch nichts überbewerten, nichts dramatisieren. So fordert Sportvorstand Hecking jeden Spieler auf, in den Spiegel zu blicken und sich zu hinterfragen. Zugleich verweist er aber auch darauf, dass es sich um die Spieler handele, die kurz zuvor für das 1:0 in Düsseldorf gelobt worden seien. In eben diese Kerbe schlägt auch der Trainer, wenn er davon spricht, dass die Mannschaft am Freitag alles das vermissen ließ, was sie zuvor auszeichnete und dazu führte, dass der Club mit 33 Punkten gut dastehe.

Nicht zu vergessen, dass die Mittelfranken in der Liga zuvor auf schlechte Phasen oder Rückstände immer eine kämpferisch-entschlossene Reaktion gezeigt haben und noch nie so kollektiv weg- und eingebrochen sind wie am Freitag. Dass ihnen dies ausgerechnet gegen die Schanzer widerfuhr, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, schließlich haben sie sich in einem Test im Oktober gegen den bayerischen Nachbarn schon einmal so gehen und mit 0:7 abschießen lassen. Ein konkreter Zusammenhang besteht allerdings nicht, denn damals spielte der Club mit einem bunten Mix aus Stammkräften und Reservisten - und beim FCI saß mit Andre Schubert erstens ein anderer Verantwortlicher auf der Bank und zweitens agierten gerade auf Schlüsselpositionen andere Akteure.

FCN-Coach Klauß und das "Wir"

Dies hatte Klauß und seinen Stab auch bewogen, im Vorfeld jenen Test gar nicht zu thematisieren. Dass das 0:7 als bestes Anschauungsbeispiel dafür hergehalten hätte, was passiert, wenn der FCN eben nicht bereit ist, 100 Prozent zu geben, hat Klauß direkt nach dem 0:5 eingeräumt. Und wenn dann Torhüter Christian Mathenia anprangert, dass der eine oder andere das Spiel auf die leichte Schulter genommen hätte, könnte man versucht sein, dies dem Trainer als Versäumnis anzukreiden. Nur, er und sein Stab werden sicher in ihrer Vorbereitung vor dem mit dem Rücken zur Wand stehenden FCI gewarnt haben - ob diese Warnung besser gehört und verinnerlicht worden wäre, wenn das 0:7 erwähnt worden wäre, ist sehr fraglich.

Dass der Trainer und sein Stab an dem 0:5 Aktien besitzen, soll dies aber nicht in Abrede stellen. Klauß hat in seiner an Klarheit nichts vermissenlassenden Analyse allerdings auch stets von "wir" gesprochen, er versteht ohnehin die Spieler und das Trainerteam stets als eine untrennbare, in Niederlage und Sieg vereinte Gruppe. Kurzum: Er nimmt sich nicht aus der Verantwortung - und doch liegt der Ball erst einmal bildlich gesehen im Spielfeld der Mannschaft. Ihr Auftritt war mit Ausnahme Mathenias auf ganzer Linie so weit weg von den unabdingbaren Basics bei der Lauf- und Kampfbereitschaft, dass sich eigentliche jede Debatte über die taktische Grundordnung oder die Aufstellung erübrigt.

Das 0:5 trifft ins Mark

Ob es besser gewesen wäre, neben der berechtigt frühen Auswechslung von Fabian Nürnberger gleich zwei weitere nicht unberechtigtere Wechsel vorzunehmen und sofort vom 4-3-3 aufs bewährte 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld umzustellen, ist somit müßig. Angesichts der mit jeder Minute zunehmenden Verunsicherung der Mannschaft war auch der für Nürnberger eingewechselte Johannes Geis überfordert, für Stabilität und Ordnung zu sorgen. Im Endeffekt agierte er keinen Deut besser. Apropos besser: Die Umstellung nach der Pause auf ein 3-4-3 veränderte zwar die Optik der Begegnung, der Club hatte mehr Spielanteile - ohne aber, dass sich an der Güte seines Vortrages grundlegend etwas geändert hätte.

Um zu prognostizieren, dass der 1. FC Nürnberg in Karlsruhe am Samstag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ein ganz anderes Gesicht zeigen wird, muss man kein Prophet sein. Ob das 0:5 jedoch ein einmaliger Ausrutscher gewesen ist und vor allem keine Nachwirkungen haben wird, wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Zu schwankend sind die Leistungen nach der kurzen Winterpause gewesen. Gegen Paderborn (1:2) verlief die erste Hälfte so entgegen aller Erwartungen, dass die Verantwortlichen in Düsseldorf eine Reaktion gefordert hatten - und diese beim 1:0 auch in puncto Aggressivität und Laufbereitschaft prompt geliefert bekamen. Umso härter traf der in dieser Form gänzlich unerwartete Rückschlag gegen Ingolstadt den Club und seine Fangemeinde ins Mark.

Andererseits haben die Franken nun in der Rückrunde mit sechs Punkten genauso viele Punkte geholt wie in der Hinrunde nach vier Spielen - und sind unverändert noch voll bei der Musik dabei. Und dass es für den Aufstieg im Normalfall angesichts der Konkurrenz nicht reichen wird, ist keine Erkenntnis, die nach dem 0:5 plötzlich aufploppte, sondern eine, mit der sie 2022 in die Rest-Rückrunde starten.

Wie nachhaltig die, den Freitag mal ausgeklammert, bislang unterm Strich positive Entwicklung der Mannschaft ist, steht nun auf dem Prüfstand.

Chris Biechele

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