Frauen

Nürnbergs Dauerbrennerin May feiert in Essen besonderes Jubiläum

23-Jährige startet Serie im November 2018

Nürnbergs Dauerbrennerin May feiert in Essen besonderes Jubiläum

Nürnbergs Jessica May verpasste seit November 2018 keine Sekunde in der Liga.

Nürnbergs Jessica May verpasste seit November 2018 keine Sekunde in der Liga. IMAGO/Zink

Die sogenannten Dauerbrenner bilden naturgemäß in jeder Liga einen sehr exklusiven Kreis. Über die Länge einer ganzen Saison keine einzige Sekunde zu verpassen, ist zweifellos ein Kunststück, das nur sehr wenigen Spielerinnen und Spielern gelingt. Nürnbergs Jessica May ist am Samstag bei der Auswärtspartie bei der SGS Essen in eine ganz andere Dimension vorgestoßen. Die Abwehrspielerin stand auch beim 0:5 über die volle Spielzeit auf dem Feld und hat somit seit exakt fünf Jahren in keinem Ligaspiel auch nur eine einzige Sekunde verpasst.

Die 23-Jährige wurde seit November 2018 weder von einer Verletzung, Krankheit, Sperre noch von einem Leistungstief gebremst, sondern stand stets in der Startelf und wurde nie ausgewechselt.

Ergebnis passt nicht zum Jubiläum

Das Jubiläum hat May mit gemischten Gefühlen erlebt: "Das Spiel hatte ich mir natürlich ein bisschen anders vorgestellt. Die beiden schnellen Gegentore und das herbe 0:5 haben die Stimmung doch getrübt. Aber das Jubiläum ist für mich schon eine große Ehre - dass ich wieder komplett durchspielen durfte und die fünf Jahre tatsächlich geschafft habe."

In all den Jahren war Nürnbergs Nummer 6 nicht immer verletzungsfrei. So gab es schon Phasen, in denen es knapp wurde. So ist May vor zwei Jahren gegen Leipzig in der Schlussphase umgeknickt, hat aber bis zum Schlusspfiff durchgehalten. Nach ein paar Tagen Pause hat es gerade so für das nächste Spiel gegen den MSV Duisburg gereicht. "Ich bin nicht sehr schmerzempfindlich", verrät die Abwehrspielerin. Die Gefahr, "dass man mit einer Muskelverletzung auch schnell mal länger ausfällt", bestehe, deshalb gehöre "auch immer etwas Glück dazu".

Sperren passen nicht zu Mays Spielstil

Bei einer Innenverteidigerin hätte auch ein Platzverweis oder eine Sperre wegen der 5. Gelben Karte die Serie jäh stoppen können. Aber das passt nicht zu Mays Spielstil: "Ich war nie eine, die wild das Grätschen angefangen hat. Meine Philosophie sind faire Mittel." So stehen seit Samstag 93 Ligapartien in den höchsten drei Spielklassen in Folge, in denen sich die gebürtige Mittelfränkin ununterbrochen für ihren Herzensverein zerreißt. Den Verein, für den sie seit frühester Jugend schwärmt und den Rasen des Max-Morlock-Stadions schon als Einlaufkind bei den Männern betreten hat.

Dass die ehemalige Jugendnationalspielerin und U-17-Europameisterin längst zur unverzichtbaren Schlüsselspielerin gereift ist, versteht sich fast schon von selbst. Coach Thomas Oostendorp hat sie auf der Vereinswebsite vor Kurzem als "Mama in der Mannschaft" und als "Kleber, der alles zusammenhält", bezeichnet.

Serie reißt im DFB-Pokal

Was den DFB-Pokal betrifft, ist die Serie übrigens im September gerissen. In der zweiten Runde musste die Hintermannschaft ohne May auskommen, die durch eine Mandelentzündung gestoppt wurde. "Das hat mir schon wehgetan, dass ich der Mannschaft da nicht helfen konnte", wurmt sie der Ausfall immer noch.

Die angehende Grundschullehrerin hat vor Beginn der epochalen Serie die fränkische Heimat übrigens mal für zwei Jahre verlassen und spielte für die Zweitligavertretung des 1. FFC Frankfurt, dem Vorgängerklub der Frankfurter Eintracht, dem nächsten Gegner in der Bundesliga. Deshalb ist die Partie am Samstag (12 Uhr) für May auch eine Reise in die Vergangenheit. Mit Tanja Pawollek, Shekiera Martinez und Nationalspielerin Sophia Kleinherne trifft May auf drei Spielerinnen aus der damaligen Mannschaft.

Auch dort wird May ziemlich sicher wieder in der Startformation stehen und wahrscheinlich bis zum Abpfiff durchspielen, denn die Serie soll sich noch möglichst lange fortsetzen. Die Marke von 100 Spielen in Folge über die volle Distanz ist ja schon in Sichtweite.

Martin Bauer

Das machen die Weltmeisterinnen von 2003 heute