Torjägerkanone

Kilic: "Die Kanone war von Anfang an mein Ziel"

Die Torjägerkanone® für alle

Neuntliga-Gewinner Kilic: "Die Kanone war von Anfang an mein Ziel"

Abschlussstark, unberechenbar und pfeilschnell: Essens 82-Tore-Mann Emre Kilic (links)

Abschlussstark, unberechenbar und pfeilschnell: Essens 82-Tore-Mann Emre Kilic (links) FUNKE Foto Services

Torjägerkanone® für alle

Mit purer Dominanz über die Ziellinie: So könnte man den Auftritt von Rot-Weiss Essen II und Goalgetter Emre Kilic in dieser Spielzeit in wenigen Worten treffend beschreiben. Die Drittliga-Reserve glitt durch die Kreisliga Essen wie ein heißes Messer durch die Butter und zerlegte ihre Kontrahenten mit 28 Siegen in 28 Spielen und 210 geschossenen Toren in alle Einzelteile.

Und auch Kilic sorgte regelmäßig für Furore. Der 29-jährige Finanzberater traf in der abgelaufenen Spielzeit stolze 82-mal und sicherte sich mit einem deutlichen Neun-Tore-Vorsprung die "Torjägerkanone® für alle"

Ein klares Ziel vor Augen

"Die Kanone war von Anfang an mein Ziel", stellt Kilic klar. Aufgrund seiner höherklassigen Erfahrung in der Landesliga beim SV Sonsbeck und in der Bezirksliga unter anderem bei Fortuna Bottrop, war dem selbstbewussten Stürmer klar, dass er in der neunten Liga viele Tore schießen könnte. Aus diesem Grund hat der pfeilschnelle Angreifer gemeinsam mit seiner Frau und seinem Trainer die Latte ganz nach oben gesetzt: "Das festgelegte Ziel lag zwischen 80 und 100 Toren", erinnert sich Kilic.

Das zunächst etwas unrealistisch anmutende Projekt nahm relativ schnell Gestalt an, als Kilic mit Vollgas in die Saison startete. Bis zur Winterpause leistete sich der mit 1,75 Meter für Stürmerverhältnisse nicht allzu hoch gewachsene Torjäger keinen einzigen Ausrutscher und traf in jeder Partie mindestens einmal. Unter anderem sechs Dreierpacks, zwei Viererpacks und ein Fünferpack ließen das Torekonto bis Dezember auf 40 Treffer wachsen. Zufriedenheit? Fehlanzeige. "Es hätten viel mehr sein müssen", blickt Kilic selbstkritisch auf die zweifelsohne beeindruckende Hinserie zurück. "Ich habe manchmal drei Tore erzielt, aber es hätten sechs sein müssen", erklärt der Angreifer, dessen große Stärke die Geschwindigkeit ist.

Irrer Schlussspurt und Gedankenspiele auf der Zielgeraden

Die erste Durststrecke erlebte Kilic im Frühjahr, als er in den ersten beiden Partien des Restrundenauftakts gleich zweimal in Folge ohne Treffer blieb. "Ich bin dann nochmal in mich gekehrt und habe mir selbst gesagt, dass ich 50 Prozent mehr geben muss, um die Kanone zu gewinnen." Das ernste Wort an den inneren Schweinehund schien zu wirken und neue Kräfte freizusetzen. Bis zum Saisonende legte der quirlige Offensivspieler tatsächlich nochmal einen drauf und erzielte weitere 42 Tore, 34 davon in den letzten sechs Spielen. Den Höhepunkt erlebte Kilic Ende April, als er beim 15:1 gegen die Reserve der DJK Adler Frintrop stolze neun Treffer markierte.

Ich meinte zu meinen Mannschaftskollegen: "Bitte seid nicht sauer, wenn ich nicht abspiele, aber ich will die Kanone."

Emre Kilic (29) musste im Saisonendspurt an sich denken

"In den letzten Saisonspielen hatte ich wirklich nur noch die Kanone im Kopf," erklärt Kilic. Die Meisterschaft und der Aufstieg waren zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden, weshalb der sonst eigentlich uneigennützige Stürmer, der auch nicht jeden Elfmeter zwangläufig für Essen schoss, ausnahmsweise an sich selbst denken konnte. "Ich meinte zu meinen Mannschaftskollegen: 'Bitte seid nicht sauer, wenn ich nicht abspiele, aber ich will die Kanone'", lacht Kilic.

Böse Zungen würden behaupten, dass Kilic und auch die Drittliga-Reserve von RWE viel zu stark für die Kreisliga seien. Diese Behauptung will Kilic überhaupt nicht abstreiten. "Wir waren wirklich viel zu gut für diese Liga. In Essen waren die Bedingungen im Verhältnis zu dieser Spielklasse wirklich das Nonplusultra. Man merkt, dass RWE die zweite Mannschaft mittelfristig in die Landes- oder Oberliga bringen möchte, um den Abstand zwischen Profi- und Reservemannschaft zu verkleinern, damit man junge Spieler besser im Verein halten kann."

Andere Prioritäten rücken in den Mittelpunkt

Nach dem Gewinn der Kanone wird sich Kilic nun aber etwas überraschend aus dem Fußball zurückziehen. "Ich werde im Oktober Papa, außerdem werde ich neben meinem Beruf als Finanzberater auch noch in die Gastronomie einsteigen. Da kann ich den zeitlichen Aufwand beim Fußball einfach nicht mehr betreiben." Aus diesem Grund wird Kilic das ambitionierte RWE verlassen und schließt sich, trotz Angeboten aus der Ober- und Landesliga, dem Kreisligisten Blau-Weiß Fuhlenbrock an, wo er nur noch zum Spaß spielen wird.

Was der Angreifer mit der Kanone anstellen möchte, weiß er indes auch schon. "Ich hatte erst überlegt, sie irgendwo bei mir zuhause aufzustellen. Dann ist mir aber die viel bessere Idee gekommen, sie in einer Vitrine in meinem neuen Lokal zu platzieren. Das macht sich bestimmt gut als erste PR-Maßnahme."

Lukas Karakas

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