Bundesliga

Nagelsmann: "Es war keine Idee der Mannschaft, so zu spielen"

Bayerns Trainer über das "Grundordnungs-Palaver"

Nagelsmann: "Es war keine Idee der Mannschaft, so zu spielen"

Fordert auch in Wolfsburg einen lebhaften Auftritt seiner Mannschaft: Bayern-Coach Julian Nagelsmann.

Fordert auch in Wolfsburg einen lebhaften Auftritt seiner Mannschaft: Bayern-Coach Julian Nagelsmann. IMAGO/Martin Hoffmann

Jedes einzelne Pflichtspiel hat der FC Bayern in dieser Saison mit einer Viererkette in der Abwehr begonnen. Bis Trainer Julian Nagelsmann am Mittwoch beim Pokalspiel in Mainz wieder auf eine Dreierkette umstellte - mit Erfolg. Kingsley Coman hatte auf der linken Schiene die noch etwas offensivere Variante als Neuzugang Joao Cancelo über rechts gespielt, Leroy Sané als Achter gemeinsam mit Jamal Musiala überzeugt.

Ein Modell für die Zukunft? Nagelsmann ließ sich am Freitag, zwei Tage vor dem wichtigen Ligaspiel in Wolfsburg, nicht in die Karten schauen, wirkte vielmehr genervt ob der System-Frage. "Dieses ganze Grundordnungs-Palaver ist mir immer zu viel", meinte der 35-Jährige. "Es geht nicht um eine Grundordnung, es geht um eine Art und Weise, wie man gewisse Raumaufteilungen auf dem Feld mit Leben füllt." Das habe seine Mannschaft in Mainz gut gemacht. "Und das Leben sollten wir auch in Wolfsburg auf den Platz bringen."

"Es war einfach die Lust, wieder zu gewinnen"

Die Gier und der Wille waren am Mittwoch spürbarer als zuletzt bei drei Unentschieden in der Liga, bei denen die Bayern immer mindestens eine unterdurchschnittliche Hälfte gezeigt hatten. Brauchte es also ein K.-o.-Spiel, um die Sinne zu schärfen? "Es war einfach die Lust, wieder zu gewinnen", erwiderte Nagelsmann. "Die Spieler sind nach dem Spiel in die Kabine und haben gesagt: 'Gut, wir können doch noch gewinnen.' Das sind zwar alles Weltklasse-Spieler, aber auch nur Menschen, das geht an denen auch nicht spurlos vorbei, wenn wir nicht gewinnen."

Bei Bayern werde, so Nagelsmann, außen immer "viel geschrieben und viel erzählt", es "kommen viele Ratschläge von Experten und Nicht-Experten, die alle Ideen haben". Deshalb sei es für seine Spieler wichtig gewesen, in Mainz eine Antwort zu zeigen und sich auch selbst etwas zu beweisen. "Es ist für sie schon ein wichtiges Gefühl, dass die Einzigen, die was beeinflussen können, die in der Kabine sind. Die haben keine große Lust, dass der Eindruck entsteht, dass es, wenn einer von außen den mahnenden Finger hebt, auf einmal wieder funktioniert."

Heißt nun also, dass die Grundordnung nur eine untergeordnete Rolle spielt? Oder gar keine? "Die Frage ist immer, wie viel du den Ball im Spiel hast", erklärte Nagelsmann. "In welchen Zonen hast du den Ball? Wie leichtsinnig verlierst du den Ball? Wie konterstark ist der Gegner? Es ist abhängig von vielen Faktoren, was offensiver und was defensiver ist."

Umstellung keine Idee der Mannschaft

Bei einer Dreierkette habe man schließlich permanent drei Spieler hinter dem Ball, bei einer Viererkette mit aufrückenden Außenverteidigern unter Umständen nur zwei. "Generell war es keine Idee der Mannschaft, so zu spielen." Also umzustellen. "Weil die Mannschaft schon den Anspruch hat, dass der Trainer vorgibt, was wir machen und sie dann genau wissen, was wir machen und dann versuchen, die Dinge perfekt umzusetzen."

Dass mit Coman, Musiala, Sané, Thomas Müller, Eric Maxim Choupo-Moting und Joao Cancelo sechs eher nach vorne orientierte Spieler auf dem Feld standen, wird wohl keine Ausnahme bleiben. "Das haben wir in den letzten 18 Monaten fast immer gemacht", so Nagelsmann. "Das ist auch Teil meiner DNA, wie ich Fußball sehe."

Mario Krischel

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