Bundesliga

Bayern-Coach Nagelsmann erklärt die "Joker" im 3-2-4-1

Bayerns Trainer über die offensive Ausrichtung in Berlin

Nagelsmann erklärt die "Joker" im 3-2-4-1 - und wann es "problematisch" werden kann

Er will taktisch flexibel bleiben: Julian Nagelsmann.

Er will taktisch flexibel bleiben: Julian Nagelsmann. imago images

Für Julian Nagelsmann - und vermutlich auch für andere Trainer - gibt es einen ganz einfachen Schlüssel in jedem Fußballspiel: "Wenn man selbst den Ball hat, kann der Gegner kein Tor schießen." Vor zwei Wochen, beim 4:1-Sieg in Berlin, hatte seine Mannschaft eine Ballbesitzquote von 70 Prozent, ausschlaggebend für eine derart dominante Vorstellung war auch Nagelsmanns Systemumstellung.

Weil Alphonso Davies wegen einer leichten Herzmuskelentzündung seit Jahresbeginn ausfällt, muss Nagelsmann auf der linken Außenbahn, wo der Kanadier mit seiner Schnelligkeit und offensiven Power gesetzt war, kreativ werden. In Berlin wählte er erstmals ein 3-2-4-1-System, in dem Kingsley Coman und Serge Gnabry die Außenbahnen besetzten, aber nicht als "Flügelspieler", sondern, wie Nagelsmann auf kicker-Nachfrage erläutert, als "Joker" oder "offensive Außenverteidiger".

Die Berliner schafften es zu kaum einer Zeit, sich aus dieser Unterzahl und diesem Druck in der eigenen Hälfte zu entziehen. "Wenn man viele Offensivspieler auf dem Platz hat", so Nagelsmann, "die gerne den Ball am Fuß haben und gerne Tore schießen, wird es schwer für den Gegner."

Ein Modell für die Zukunft? Oder schaffen es spielerisch stärkere Mannschaften, sich aus dem Gegenpressing der Bayern zu befreien, schnell umzuschalten und die Münchner Unterzahl in deren Hälfte auszunutzen? "Wenn man in dieser Art und Weise, wie wir gegen Hertha gespielt haben, viele Ballverluste hat oder nicht so ballsicher ist, wie wir es an diesem Tag waren, kann das problematisch werden. Oder andersrum, wenn der Gegner extrem gut oder sehr dominant ist."

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Auch in der Champions League, wo schon in anderthalb Wochen Salzburg wartet, hat der FC Bayern wenig überraschend "den Anspruch, dominant aufzutreten". Wie das System aussieht, lässt Nagelsmann aber offen, denn: "Es ist nicht so ein großer Unterschied, ob ich im 4-2-3-1 den Außenstürmer spiele", oder eben im 3-2-4-1 den "Joker".

Nagelsmann will "gegnerspezifisch anpassen"

"Wenn du, wie gegen Hertha, gegen eine Fünferkette spielst und die ballfernen Joker sich mit einschalten, musst du im 4-2-3-1 als linker Zehner auch diesen Weg mit zurück machen, das ist genau das gleiche. Der Unterschied ist, dass die Symmetrie hinten eine andere ist und die Spieler hinterm Ball etwas anders positioniert sind. Du hast vielleicht den Außenverteidiger nicht mehr, dafür einen zentralen Verteidiger mehr."

Im Großen und Ganzen, versichert Nagelsmann, sind es "dieselben Bewegungen". "Wir haben so", also im 3-2-4-1 in Berlin, "sehr viel Power gehabt, weil wir sie tief erwartet haben. Das war auch der Fall. Wir hatten sehr viele Offensivspieler und 30 Torschüsse, am Ende gibt uns der Erfolg recht. Ob das dann gegen jeden Gegner für den Erfolg reicht, weiß ich nicht. Das werden wir immer gegnerspezifisch anpassen, wie jetzt auch am Samstag zum Beispiel." Wenn der Gegner Leipzig heißt.

Mario Krischel