2. Bundesliga

Nach Schultz-Aus: Pfiffe und Beifall für St. Paulis Bosse

Göttlich und Bornemann stellten sich auf der Mitgliederversammlung der Kritik

Nach Schultz-Aus: Pfiffe und Beifall für St. Paulis Bosse

Musste sich unter anderem den Begriff "Heuchler gefallen lassen: Oke Göttlich.

Musste sich unter anderem den Begriff "Heuchler gefallen lassen: Oke Göttlich. IMAGO/Eibner

Es gab Pfiffe und Buhrufe für Bornemann, Göttlich musste sich sogar den Begriff "Heuchler" gefallen lassen, am Ende aber gab es auch Applaus. Weil sich die beiden Bosse glaubwürdig mit der Kritik der 1250 Mitglieder auseinandersetzten. Und in der emotionalen Debatte um den Fan-Liebling Schultz um eine sachliche Darstellung bemüht waren. Vor allem Bornemann stand (und steht) für viele im Zentrum der Kritik, weil er als sportlicher Verantwortlicher die Empfehlung zum Wechsel gegeben hatte.

Bornemann zu Vorwürfen: "Das trifft mich"

Am Rednerpult legte der 51-Jährige durchaus emotional dar, dass ihm der Vorwurf, den Coach geopfert zu haben, um von eigenen Fehlern abzulenken, besonders treffe. "Ich gehe nicht über Leichen. Mir wird eine Attitüde angehängt, dass ich eiskalt links und rechts die Menschen wegräume, und das trifft mich. Es geht nicht darum, Timo zum Sündenbock zu stempeln. Wir haben uns 2020 mit voller Überzeugung für ihn entschieden. Aber wir hatten einen Trend und Auffälligkeiten - und darauf keine Antworten. Da kann ich den Trainer nicht aus der Verantwortung nehmen. Aber es ist auch klar, dass ich mich nicht aus der Kritik herausnehme."

Ich finde es schade und bedauerlich, dass nun ausgerechnet mir unterstellt wird, dass ich aus menschlichen und nicht aus sportlichen Erwägungen diese Empfehlung getroffen habe.

St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann

Tatsächlich gilt Bornemann in der Branche als Überzeugungstäter und keinesfalls als ein Getriebener von dem Versuch, die eigene Position durch Personalrochaden zu stärken. In Nürnberg hatte er sich vor knapp vier Jahren nicht dem Druck des Aufsichtsrates gebeugt, seinen damaligen Trainer Michael Köllner zu entlassen und hat dafür sogar die eigene Freistellung in Kauf genommen. "Ich finde es schade und bedauerlich, dass nun ausgerechnet mir unterstellt wird, dass ich aus menschlichen und nicht aus sportlichen Erwägungen diese Empfehlung gegeben habe", erklärte er.

Worte, für die es Applaus gab. Göttlich zog deshalb zwar erschöpft vom Verlauf, aber doch nicht unzufrieden sein Fazit von der emotionalen Versammlung: "Die Mitgliedschaft des FC St. Pauli lebt." Und die beiden Bosse haben die Chance genutzt, sie mitzunehmen mit ihren Erklärungsansätzen.

Sebastian Wolff

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