Bundesliga

Nach "nicht so rosigen Vorzeichen": Freiburg zum Start auf der Höhe

Erleichterung nach Verletzungspech und Transfersorgen im Sommer

Nach "nicht so rosigen Vorzeichen": Freiburg zum Start auf der Höhe

Erst skeptisch, dann sehr zufrieden: Freiburgs Trainer Christian Streich.

Erst skeptisch, dann sehr zufrieden: Freiburgs Trainer Christian Streich. picture alliance / Hasan Bratic

Vier Minuten waren am Samstagnachmittag gespielt, da hat das ganze Breisgau kurz den Atem angehalten - und dann tief durchgeatmet. Die Fahne des Assistenten rettete den Sport-Club und ganz besonders den Debütanten Noah Atubolu vor einem Fehlstart in die Saison, respektive in die Bundesligakarriere. Der 21-Jahre alte Torhüter, der die Nachfolge von Mark Flekken als Nummer 1 angetreten hat, ließ einen nicht unbedingt platzierten Distanzschuss von Angelo Stiller abprallen. Blöderweise vor die Füße von Andrej Kramaric. Glücklicherweise stand der im Abseits und der Treffer zählte nicht.

"Noah hat Glück gehabt, es ansonsten aber gut gemacht", resümierte Streich. Dass sein Schützling wenig Risiko gegangen war, sei richtig gewesen. Und selbst wenn das Tor gezählt hätte: "Mit solchen Situationen musst du umgehen können." Wer soll so etwas besser wissen als Streich, der längst zum Bundesliga-Inventar gehört.

Streich und Saier, die Berufsskeptiker

Doch trotz einer gefühlten Ewigkeit an der Seitenlinie, die genau genommen im Dezember vor zwölf Jahren begonnen hat, wusste Streich in diesen Tagen trotz seines schier unermesslichen Erfahrungsschatzes nicht so recht, was ihn erwartet. "Ich habe nicht gewusst, wo wir stehen, ich war echt angespannt heute", sagte der 58-Jährige nach dem 2:1-Erfolg bei der TSG Hoffenheim.

Sport-Vorstand Jochen Saier konnte Streich diese Ungewissheit im Vorfeld nicht nehmen, ihm ging es nämlich genauso. Die Freiburger bleiben wohl für immer Berufsskeptiker. "Wenn ich ehrlich bin, waren die innerlichen Vorzeichen vor dem Spiel bei mir nicht ganz so rosig", gestand der 45-Jährige. Die gemeinsame Skepsis hatte ihre Gründe: Immer wieder störten Verletzungspausen die Vorbereitung. Christian Günter ist nach seinem Unterarmbruch zwar auf den letzten Drücker zurückgekehrt, Neuzugang Junior Adamu ist davon aber noch etwas entfernt.

Sallai bleibt, Schlotterbeck geht, ein Stürmer kommt

Womit wir gleich beim zweiten Problem sind. Denn durch Adamus Abwesenheit sieht die personelle Lage im Sturm ähnlich aus, wie Saiers Gefühl vor dem Spiel: nicht ganz so rosig. Mit Michael Gregoritsch und Lucas Höler standen die aktuell einzig verfügbaren Stürmer in der Startelf. Auf der Bank nahm der eigentliche Drittligatorjäger Maximilian Breunig aus der 2. Mannschaft Platz.

Zu gerne hätten die Verantwortlichen die Personalsorgen mit weiteren Zugängen längst aus der Welt geschafft. "Wir haben uns auf dem Transfermarkt schwergetan und tun es immer noch", betonte Saier. Doch Abhilfe ist in Sicht. "Es wird zeitnah noch etwas passieren", kündigte der Sportchef an. Dass er von einem Stürmer redet, liegt auf der Hand. Ein Innenverteidiger wird den Verein dafür verlassen: Bei Keven Schlotterbeck stehen die Zeichen auf Abschied. "Er will schauen, dass er irgendwo hinkommt, wo die Chance auf mehr Spielzeit größer ist", sagte Saier. Klarheit herrscht auch bei der Personalie Roland Sallai. Der formstarke Ungar, Torschütze im Pokal und in Hoffenheim, hat alle Wechselabsichten ad acta gelegt. Die Frage, ob er auch nach dem 1. September für den SC Freiburg spielen wird, beantwortete Saier unmissverständlich: "Ja klar!"

Es war mehr drin: drei Aluminumtreffer

Bundesliga 2. Spieltag

Zu guter letzt war es auch die dürftige Leistung beim DFB-Pokalspiel gegen Oberachern (2:0), die Streich und seinem Chef nicht unbedingt zur Euphorie verleitet hatten. Doch bei der TSG war der Sport-Club voll auf der Höhe. "Wir waren präsent, haben viele Torchancen gehabt, die Mannschaft hat alles gegeben", lobte Streich. "Gegen Hoffenheim bedarf es Mut, Überzeugung und den Willen, bis an die absolute Kante zu gehen. Wenn du nicht mit Leidenschaft alles verteidigst, spielt dich Hoffenheim aus."

Das ist nicht passiert. Ein kleines Manko gab es aber doch. Die Chancenverwertung war sehr ausbaufähig. Nicht nur wegen der drei Aluminiumtreffer sagte Vincenzo Grifo: "Wenn wir einen guten Tag haben, können wir auch drei Tore mehr machen."

Moritz Kreilinger