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Modric lässt Zukunft in der Nationalelf offen: "Irgendwann muss ich aufhören"

Rekord lässt den Torschützen kalt

Modric lässt Zukunft in der Nationalelf offen: "Irgendwann muss ich aufhören"

Bitter enttäuscht nach dem späten 1:1 gegen Titelverteidiger Italien: Luka Modric.

Bitter enttäuscht nach dem späten 1:1 gegen Titelverteidiger Italien: Luka Modric. Getty Images

Seine historische Tat war Luka Modric am sehr späten Montagabend herzlich egal. Wie es sich anfühle, der älteste Torschütze der EM-Geschichte zu sein, wurde der Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft bei der Pressekonferenz nach der Partie gefragt. Modric blickte den Fragesteller mit leeren Augen an, überlegte lange, um dann eine Fußballer-Floskel zu gebrauchen, während in seinem  Tonfall die abgrundtiefe Enttäuschung durchklang. "Ich konnte dem Team leider nicht helfen mit meinem Tor", sagte der 38-Jährige.

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Bis zur achten Minute der Nachspielzeit hatte es im Leipziger Stadion so ausgesehen, als solle der in die Jahre gekommene, aber auf dem Platz immer noch strahlkräftige Weltstar noch einmal in einem wichtigen Match den Unterschied machen. Und wie es sich für einen Fußballer seines Formats geziemt, sorgte Modric rund um das von ihm erzielte Tor für eine spezielle Dramaturgie.

Spielbericht

In der 54. Minute trat der kroatische Spiellenker zum Elfmeter an, nachdem der Italiener Davide Frattesi Hand gespielt hatte. Modric schoss nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, jedenfalls konnte Italiens Keeper Gianluigi Donnarumma den flach in die rechte Ecke getretenen Ball parieren. Keine 120 Sekunden später war Modric dann zur Stelle, um nach einem von Donnarumma gehaltenen Kopfball seines Kollegen Ante Budimir den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 unter das Tordach zu jagen. Die Entschlossenheit und Präzision, mit der er das tat, vermittelte den Eindruck, als treibe ihn die Wut über sein Versagen zuvor.

Nach 81 Minuten ging Kroatiens Nationalheld dann vom Platz, und die kroatischen Anhänger bereiteten ihm einen triumphalen Abschied. Den Rest der Spielzeit verbrachte Modric um den Sieg zitternd auf der Ersatzbank, ehe er nach Mattia Zaccagnis Ausgleich in sich zusammenbrach. "So ist Fußball", presste er auf dem Podium im Pressekonferenzraum hervor, "manchmal sorgt er für große Genugtuung und Freude, manchmal für große Enttäuschung."

"Ich werde nicht gleich aufhören"

Für konkrete Ansagen, so schien es, fehlte dem Star von Real Madrid nach dem späten Nackenschlag gegen sein Team augenscheinlich die Kraft. Und so umschiffte er die Frage, ob die Partie gegen Italien sein letztes Länderspiel für Kroatien gewesen sei. Seine Profi-Karriere beenden will Modric indes noch nicht. "Ich würde mir wünschen, auf ewig auf dem Platz zu stehen", sagte er, "aber irgendwann muss ich aufhören. Ich werde aber noch nicht gleich aufhören, sondern noch weiter auf dem Platz stehen."

Einen italienischen Reporter dürfte das einigermaßen beruhigen. Denn der hatte Modric keine Frage gestellt, sondern ein knapp zweiminütiges Loblied auf den Weltfußballer von 2018 gesungen - verbunden mit dem Wunsch: "Bitte hören Sie nicht mit dem Fußball auf."

Andreas Hunzinger

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