Bundesliga

Thomas Tuchel: "Ich nehme Dortmund gerade gar nicht wahr"

Tuchel über die Bedeutung der Meisterschaft - und was Schalke auszeichnet

"Mit allem Respekt, aber ich nehme Dortmund gerade gar nicht wahr"

Schaut nicht nach Westfalen: Thomas Tuchel.

Schaut nicht nach Westfalen: Thomas Tuchel. IMAGO/Ulrich Wagner

In drei Monaten jährt sich der Champions-League-Triumph des FC Bayern in Lissabon zum dritten Mal, auf das Triple folgten unser Hansi Flick bekanntlich noch der nationale Supercup sowie der internationale Supercup und die Klub-Weltmeisterschaft. Seitdem herrscht in den Vitrinen an der Säbener Straße etwas weniger Bewegung, "nur" zwei weitere Meisterschaften stehen bislang auf der Habenseite.

Was in den Vorjahren jedoch ein Selbstläufer war, verkommt in dieser Saison zu einem Kraftakt - aus eigenem Verschulden. Acht Unentschieden und vier Niederlagen führen dazu, dass die 77 Punkte im letzten Jahr unter Julian Nagelsmann in dieser Spielzeit (aktuell 65) definitiv nicht erreicht werden. Thomas Tuchel hat also nicht Unrecht, wenn er sagt: "Wir haben extrem viel zu gewinnen, wir haben nichts zu verlieren."

Ich schaue auf die Ziellinie.

Thomas Tuchel

Auch wenn dieser Eindruck nach zehn Meisterschaften in Folge natürlich entstehen könnte. Doch: "Wir haben sie jetzt noch nicht." Also die Meisterschale. Und deshalb "im Moment nichts zu verlieren", weil "niemand im Moment deutscher Meister" ist, "wir auch nicht". "Deshalb jagen wir den Titel, und es ist, glaube ich, auch wichtig, dass wir uns so verstehen."

Was der Konkurrent macht? Egal! "Mit allem Respekt", reagierte Tuchel auf die Frage nach dem BVB, "aber ich nehme Dortmund gerade gar nicht wahr - überhaupt nicht. Weil's mich nicht interessiert". Seine Mannschaft liege schließlich einen Punkt vorne, "wir haben's in der eigenen Hand. Ich schaue auf die Ziellinie, ich schaue auf unsere Mannschaft und bin da total fokussiert. Ich glaube, das ist der entscheidende Ansatz. Die Herangehensweise kann zum Vorteil werden, wenn wir bei uns bleiben und uns komplett freimachen von dem, was die anderen machen."

Nicht ganz frei macht er sich dagegen von euphorisierten Schalkern, die nach zwei Last-Minute-Siegen gegen Bremen und in Mainz auch in München um den Klassenerhalt kämpfen werden. "Der Glaube ist intakt", findet Tuchel und lobt Schalkes Mannschaft als "sehr giftig, sehr mutig. Das ist teilweise ein Eins-gegen-Eins über den gesamten Platz; in der kompletten Manndeckung, auch im hohen Anlaufen, im Zustellen von gegnerischen Abstößen, im hohen Anlaufen, im hohen Pressing. Sie haben viele Tore nach Kontern erzielt, schlagen sehr viele Flanken und nutzen ihre Standardsituationen, um zu Torchancen zu kommen."

Der "emotionale Schub", mit dem die Gelsenkirchener anreisen, ist nicht ganz neu. Oftmals war Schalke in den vergangenen Jahren mit großen Hoffnungen in der Allianz-Arena angetreten und stets untergegangen. "Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken und das auf unsere Seite ziehen", sagt Tuchel deshalb sicherheitshalber. Für den FC Bayern geht es ja schließlich auch um ein bisschen was.

Mario Krischel

Fünf sechsstellig: Die Mitgliederzahlen der 18 Bundesligisten