Bundesliga

SC Freiburg: Hartenbachs Forderungen an Maximilian Philipp

Freiburgs Rückkehrer hat 2023/24 kaum Akzente gesetzt

"Mehr Schärfe": Hartenbachs Forderungen an Philipp

Gerade mal zwei Scorerpunkte in 22 Pflichtspieleinsätzen: Maximilian Philipp.

Gerade mal zwei Scorerpunkte in 22 Pflichtspieleinsätzen: Maximilian Philipp. IMAGO/Beautiful Sports

Das Comeback verläuft wie in einem kitschigen Sporthelden-Film aus Hollywood. Der verlorene Sohn kehrt nach sieben Jahren in der weiten Welt nach Hause zurück, wird ein bisschen aufgepäppelt und schießt fünf Tage nach seiner Rückkehr im ersten Einsatz als Joker kurz vor dem Schlusspfiff das Siegtor. So ergeht es Maximilian Philipp Ende August 2023.

Philipp ist nach dem Freiburger 1:0-Heimsieg gegen Werder Bremen, den er mit starker Direktabnahme eingetütet hat, überwältigt von seinen Emotionen. Auch wegen des sehr warmen Empfangs der Fans.

So gut, wie er bei uns war, war er nie mehr.

Freiburgs ehemaliger Trainer Christian Streich über Philipp

"Ich kenne jede Bewegung von Milli, und er kennt jede Besprechung. Als er weggegangen ist, war er in einer Top-Verfassung. So gut, wie er bei uns war, war er nie mehr", sagt Trainer Christian Streich in diesen Tag und hat natürlich im Sinn, Philipp seiner Topform wieder näherzubringen.

Die hat die technisch versierte und dynamische Offensivkraft weder in Dortmund noch bei Dynamo Moskau, in Wolfsburg oder Bremen über einen längeren Zeitraum abrufen können. 2016/17 hatte Philipp mit neun Toren und drei Vorlagen großen Anteil am Europacup-Ticket des überraschend siebtplatzierten damaligen Aufsteigers aus Freiburg und mächtig Eindruck auf die BVB-Verantwortlichen gemacht. Die berappten satte 20 Millionen Euro Ablöse, drei Wochen später wurde Philipp mit der DFB-Auswahl U-21-Europameister.

Vertrauen als Grundvoraussetzung

Philipp stand vor einer potenziell großen Karriere. Doch der sensible 1,83-Meter-Mann muss sich rundum wohlfühlen, vor allem das Vertrauen der Verantwortlichen spüren, um sein volles Potenzial abrufen zu können. Diese anspruchsvollen Voraussetzungen findet der gebürtige Berliner auf Strecke nach seiner Freiburg-Zeit nirgendwo anders.

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Ist Philipp mental womöglich nicht gut genug gerüstet für das vielerorts raue Profigeschäft? Der Schluss liegt nicht fern. Aber letzten Sommer erinnert er sich an diesen einen Wohlfühlklub am anderen Ende der Republik, der ihn einst überzeugte, als 18-Jähriger aus Cottbus zu kommen. In den viereinhalb Jahren beim SC reifte er - vor allem unter der Leitung von Streich und dessen Stab - zum begehrten Profi.

Auch Philipp hat seinen Anteil am enttäuschenden Saisonergebnis

Was kann dieser Profi jetzt, im Alter von 30 Jahren, noch bewegen? Knapp neun Monate nach seinem Traumcomeback ist von den Glücksgefühlen jedenfalls nicht mehr viel übrig. Der in Philipps sechsjähriger Absenz gewachsene SC rutscht am letzten Spieltag von Rang 8 auf 10, verpasst das dritte Europacup-Ticket in Serie.

Eine Enttäuschung, die auch ein bisschen was mit Philipp zu tun hat, weil nach seinem Treffer gegen Werder kaum noch was kommt. Nur das Joker-Siegtor einen Monat später in der Europa League in Piräus (3:2), das war's an Scorerpunkten in 22 Pflichtspiel-Einsätzen (nur zweimal Startelf) bis Saisonende.

Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, er würde irgendwas ausklingen lassen.

Sportdirektor Klemens Hartenbach

Auch wenn Philipp ab Ende Oktober zwei Monate wegen einer Schulterverletzung fehlt, ist das eine schwache Bilanz, die jedoch die mit Wolfsburg vereinbarte Kaufpflicht aktiviert. Philipp bleibt also länger in Freiburg und ist deutlich gefordert, sich zu steigern.

Sportdirektor Klemens Hartenbach verlangt "mehr Schärfe und Galligkeit" im Training von Philipp. "Er muss eine Schippe drauflegen, auch für sich selbst. Er ist ja keine 36, sondern eigentlich noch in einem blühenden Alter. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, er würde irgendwas ausklingen lassen", sagt Hartenbach.

Qualität und Rahmenbedingungen stimmen: Was Hartenbach fordert

Ziehvater Streich ist weg, jetzt muss sich Philipp unter Ex-Mitspieler Julian Schuster ins Zeug legen. "Natürlich hat er Konkurrenz, aber er kann nicht damit zufrieden sein, der Mann für die letzten 20 Minuten zu sein. Sein Anspruch muss es sein, sich einen Platz zu erkämpfen", findet Hartenbach, weil der Sportchef nach wie vor von den Qualitäten dieses Spielers überzeugt ist.

"Auf den letzten 30 Metern kann er ein Spiel entscheiden, mit einem tollen letzten Pass oder mit seiner Abschlussstärke", lobt Hartenbach. Gerade weil die Rahmenbedingungen stimmen, betont er: "Milli muss sich aber mental und physisch in die Lage bringen, das auch zu jeder Zeit abrufen zu können. Das verlangen wir von ihm." Damit der sportliche Erfolg der Rückkehr über die zwei Siegtreffer zu Beginn hinausgeht.

Carsten Schröter-Lorenz

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