Bundesliga

Mainzer Bell: Nach dem Meilenstein ist vor dem Hilfseinsatz

Alle Bundesligaspiele für einen Klub, nur sieben Profis haben mehr

Mainzer Bell: Nach dem Meilenstein ist vor dem Hilfseinsatz

Will im Ahrtal helfen: Stefan Bell.

Will im Ahrtal helfen: Stefan Bell. imago images/Hartenfelser

Im Koblenzer Stadion Oberwerth trifft Mainz auf den 1. FC Kaiserslautern. Die Fragen nach den persönlichen Erinnerungen an das letzte Spiel gegeneinander sind Stefan Bell angesichts des "ernsten Hintergrunds" des Benefizspiels fast ein bisschen peinlich. "Es ist ein wichtiges Zeichen, wenn die größten Vereine in Rheinland-Pfalz sich beteiligen und ihre Reichweite nutzen, auch wenn das nicht alle Probleme lösen wird", sagt der 30-Jährige.

Im August 2019 hatte sich der Innenverteidiger beim Pokal-Aus von Mainz am Betzenberg (0:2) eine schwere Knöchelverletzung zugezogen, die ihn ein Jahr außer Gefecht setzte und um die Bundesligakarriere bangen ließ. Das 200. Bundesligaspiel, das Bell am vergangenen Samstag gegen Union Berlin machte, schien zwischendurch zur kaum erreichbaren Marke zu werden.

Nur Sieben vor Bell

Dass er alle Bundesligapartien auch noch für den gleichen Verein bestritt, unterstreicht Bells Ausnahmestellung im Profizirkus. Von den aktuellen Profis gelang so etwas bisher nur Bayerns Thomas Müller, der inzwischen bei 390 angekommen ist, Gladbachs Patrick Herrmann (305), Dortmunds Marcel Schmelzer (258), Wolfsburgs Maximilian Arnold (258), Freiburgs Christian Günter (242), Gladbachs Yann Sommer (236) sowie Vereinskollege Tony Jantschke (233).

Bell stammt aus Wehr, einer Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler. "Jeder aus unserem Dorf kennt von der Flut Betroffene, meine Geschwister und Eltern waren dort oft im Einsatz. Mein Bruder war zufällig in einem Haus, das überflutet wurde", erzählt Bell, von dessen Heimatort es nur wenige Kilometer bis ins Ahrtal sind. Nachdem die staatlichen Hilfen angelaufen sind, ist es dem Fußballprofi ein besonderes Anliegen, etwas für die Amateurklubs in der Region zu tun. Die Sportplätze lägen häufig in Flussnähe und seien völlig verwüstet.

Eine echte Herzensangelegenheit

Davon blieb der FV Vilja Wehr, dessen 1. Vorsitzender Bell seit Jahren ist, aufgrund der geografischen Lage zum Glück verschont. Trotzdem gibt es auch dort Auswirkungen. Wegen der teilweise zerstörten Schulen hat ein Teil der Jugendkicker vormittags Unterricht, der andere Teil nachmittags. Da zudem einige Lehrer als Trainer fungieren, ist der gesamte Sportbetrieb in der Region gestört.

"Bei den Vereinen gehört es zu den alltäglichen, banalen Problemen mit den Trainingszeiten zu jonglieren", sagt der Bundesligaprofi. Die Klubs hätten eine wichtige Funktion vor Ort, "sie halten die Dörfer zusammen". Das zu unterstützen, ist Bell eine echte Herzensangelegenheit.

Michael Ebert

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