Bundesliga

Stefan Bell: "Da kommt bei Bo der Verteidiger durch"

Gegentorschnitt deutlich besser als bei Tuchel und Co.

Mainz-Abwehrchef Bell: "Da kommt bei Bo der Verteidiger durch"

Stefan Bell spielt seit zehn Jahren für Mainz 05.

Stefan Bell spielt seit zehn Jahren für Mainz 05. imago images/Eibner

Die Zahlen sind beeindruckend. Unter Svensson kassierte der FSV im Schnitt mit Abstand am wenigsten Bundesligagegentore verglichen mit allen Vorgängern in Mainz. Seit der Däne im Januar 2021 das Traineramt übernahm, schlug es in 43 Spielen nur 49-mal ein. Mit einem Schnitt von 1,14 ist das Team inzwischen deutlich stabiler als unter Thomas Tuchel (1,35) und Martin Schmidt (1,41), die auf den Plätzen zwei und drei rangieren.

Beachtlich sind auch andere Zahlen aus der kicker-Datenbank: Der FSV ließ nur 102 gegnerische Chancen zu, lediglich Wolfsburg (94) und Bayern (78) weniger. Nur 23,5 Prozent dieser Chancen wurden vom Gegner genutzt, bloß bei drei Teams hatten die Gegner eine noch schlechtere Chancenverwertung: bei Leipzig, Freiburg und Bielefeld.

Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen (Freitag, 20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) spricht Abwehrchef Stefan Bell (30) über die Gründe für die große Stabilität, den veränderten Spielstil und die Rückkehr der 05-Identität.

Herr Bell, warum ist die Mainzer Abwehr so stabil?

Ich würde das nicht nur auf die Abwehr beziehen, ausschlaggebend ist das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft, wir verfolgen alle den gleichen Plan und dabei verausgaben sich auch unsere Offensivspieler komplett. Das gibt uns eine enorme Stabilität, wodurch wir in der Abwehr viel seltener in Verlegenheit kommen. Das ist ein großer Unterschied zu den vergangenen Jahren und vielleicht auch zu anderen Mannschaften.

Welche Rolle spielt die Tatsache, dass Trainer Bo Svensson früher Innenverteidiger war?

Seit das neue Trainerteam da ist, haben wir die Spielweise angepasst. Wir definieren uns weniger über den Ballbesitz in der eigenen Hälfte, versuchen nicht, uns von hinten nach vorne durchzukombinieren, was immer eine Risikoquelle ist. In dieser Hinsicht kommt bei Bo ein bisschen der Verteidiger durch. Er bevorzugt das einfache Spiel und wir versuchen, schnell in die gegnerische Hälfte zu kommen. Dazu kommen einfache Klärungsaktionen, bei den Verteidigern liegt der Schwerpunkt auf Verteidigen. Davor gab es andere Ansätze, wir wollten mehr Fußballspielen.

Ist das der typische 05-Stil, von dem gelegentlich gesprochen wird?

Auf jeden Fall, seit einem Jahr sehen wir wieder viel mehr Mainz 05 auf dem Platz. Wir treten viel geschlossener auf, vor allem im Spiel gegen den Ball, und sind deutlich intensiver unterwegs. Wir bringen Power auf den Platz, die jedem das Gefühl vermittelt, da ist eine Truppe, die den gleichen Plan verfolgt und alles raushaut.

Wird Bayer Leverkusen eine besondere Herausforderung?

Auf jeden Fall, offensiv ist Leverkusen vermutlich derzeit die formstärkste Mannschaft, sie haben extremes Tempo, Spielfreude und eine hohe Qualität bei den Einzelspielern. Im Hinspiel waren wir in der ersten Halbzeit auf Augenhöhe, haben lange die Null gehalten und am Ende 0:1 verloren. Es ist eine große, große Aufgabe, aber es ist nicht unmöglich etwas mitzunehmen, wenn wir uns gegenseitig perfekt unterstützen.

Wegen Verletzung hat in der Abwehr häufig das Personal gewechselt, warum tut das der Leistung keinen Abbruch?

Ich finde bemerkenswert, wie viele verschiedene Abwehrketten wir schon hatten in dieser Saison, das war extrem. Gerade dafür lief es sehr gut und sehr stabil. Bei den Gründen kommen mehrere Faktoren zusammen. Wir haben eine klare Spielweise, die wir unabhängig vom Personal meistens aufs Feld bekommen. Jeder, der neu reinkommt, weiß, was er zu tun hat. Dazu kommt er in eine funktionierende Mannschaft, was es einfacher macht. Außerdem bringt jeder, der reinkommt, direkt Leistung, wir sind ziemlich formstabil und haben eine gute Breite im Kader.

Worauf schauen Sie in der Tabelle - nach oben ist der Abstand nicht groß?

Wenn, schaue ich in beide Richtungen, die Liga ist so eng und das Mittelfeld so breit, wie schon lange nicht mehr, deshalb ist es extrem spannend. Ich wünsche mir, dass wir den Abstand nach unten konstant halten und nach oben im Idealfall ebenfalls, damit wir lange hoffen können, vielleicht mit einem Auge nach oben schielen zu dürfen. Dann schauen wir, wie weit wir kommen.

Bisher hakte es an den Auswärtsleistungen, war Freiburg die Wende?

Auf jeden Fall, in den meisten Auswärtsspielen davor war die Leistung nicht gut, das war beim Sport-Club ganz anders. Wir waren gegen eine Mannschaft, die um die Champions League mitspielt, eine Halbzeit klar besser und in der zweiten war es ausgeglichen. Das ist eine gute Leistung gewesen.

Vorschau: Mainz 05 - Bayer Leverkusen

Interview: Michael Ebert