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Mainoo: Der Plan C, der zu Englands A-Lösung werden könnte

Nach schwachen Auftritten der Konkurrenz

Mainoo: Der Plan C, der zu Englands A-Lösung werden könnte

Kann er Englands Probleme bei der EM 2024 lösen? Youngster Kobbie Mainoo.

Kann er Englands Probleme bei der EM 2024 lösen? Youngster Kobbie Mainoo. IMAGO/Crystal Pix

Auf dem Papier steht England mit fünf Punkten als ungeschlagener Sieger der Gruppe C im Achtelfinale der Europameisterschaft und trifft dort auf die Slowakei - so weit, so gut. Das könnte man zumindest meinen, doch die Realität sieht anders aus.

Nach einem knappen und glanzlosen 1:0 über Serbien mussten sich die Engländer erst mit einem 1:1 gegen Dänemark zufrieden geben und kamen im letzten Gruppenspiel nicht über ein 0:0 gegen den klaren Außenseiter Slowenien hinaus. Dabei entfachte das Team von Gareth Southgate über alle drei Spiele hinweg kaum Torgefahr, wirkte weitestgehend ideenlos - und das, obwohl die Offensivabteilung mit Stars wie Harry Kane, Bukayo Saka, Jude Bellingham oder Phil Foden gespickt ist.

Die Suche nach dem Phillips-Ersatz

Eine der größten Baustellen war allerdings von Beginn an die Position auf der Doppel-Sechs neben Declan Rice. Dort setzte Gareth Southgate erst auf den gelernten Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold. Nach weitestgehend wirkungslosen Auftritten gegen Serbien (kicker-Note 4) und Dänemark (5) bezeichnete er die Rolle des Liverpoolers als "Experiment", weil man eben "keinen natürlichen Ersatz für Kalvin Phillips" habe. Jener Phillips stand allerdings aufgrund seiner schwachen Form bereits seit November 2023 nicht mehr für die Three Lions auf dem Platz - Southgates Erklärung sorgte für Kopfschütteln auf der Insel.

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Das Experiment erklärte der Trainer vor dem dritten Gruppenspiel dann selbst für gescheitert, setzte Alexander-Arnold auf die Bank und brachte ihn spät auf seiner gelernten Rechtsverteidiger-Position. Stattdessen begann der zuvor zweimal eingewechselte Conor Gallagher an der Seite von Rice, der mit seinem "guten Pressing" mehr Energie in das englische Spiel bringen sollte, damit die nominell so stark besetzte Offensive zur Entfaltung kommen kann.

Gallaghers enttäuschende 45 Minuten

Doch auch der Chelsea-Profi scheiterte in der Rolle, blieb blass und brauchte gar über zehn Minuten, um überhaupt erstmals an den Ball zu kommen. Insgesamt sammelte Gallagher laut Opta 24 Ballkontakte und brachte 17 von 20 Pässen an - davon nur drei von fünf im letzten Drittel. Auch im Spiel gegen den Ball, für das er eigentlich in die Mannschaft gekommen war, gelang nahezu nichts: Nur einmal eroberte er die Kugel für England, foulte zweimal und musste das Feld nach nur 45 Minuten mit der kicker-Note 5 räumen.

Southgates Plan C? Der jüngste Akteur in seinem Kader, Kobbie Mainoo. Manchester Uniteds 19-jähriges Talent bekam in seinem fünften Länderspiel den Auftrag, dem Favoriten mehr Spielkontrolle zu bringen, wie Southgate im Nachgang erklärte. Und im Vergleich zu seinen beiden Konkurrenten wusste Mainoo, der gerade einmal 25 Premier-League-Spiele auf dem Buckel hat, durchaus positiv zu gefallen. Er half den Engländern, den Ballbesitz von 68,5 Prozent in der ersten auf 79 Prozent in der zweiten Hälfte anzuheben - und noch viel wichtiger: Er brachte den Ball regelmäßig in die gefährliche Zone.

41 mal kam er an das Spielgerät und komplettierte fast doppelt so viele Pässe wie Gallagher (33 von 34). Im letzten Drittel waren es mit 13 von 14 angekommenen Pässen gar mehr als viermal so viele wie bei seinem Vorgänger in Durchgang eins. Und auch in Sachen Balleroberungen (vier) kaufte er dem Mann vom FC Chelsea klar den Schneid ab. Mit einer kicker-Note von 3,5 stach er gemeinsam mit Kyle Walker noch als bester Feldspieler in einem schwachen englischen Team heraus.

Durchschlagskraft fehlt auch mit Mainoo

Das große Manko bleibt allerdings: England entwickelte auch mit dem deutlich aktiveren Mainoo keine Torgefahr und kreierte nur sechs Abschlüsse - genau wie im ersten Durchgang. Nur zwei Teams erreichten in der Gruppenphase einen niedrigeren xGoals-Wert als die Engländer, die es gerade einmal auf 2,19 erwartete Tore brachten. Das lag jedoch vor allem an der fehlenden Durchschlagskraft der Offensivspieler im letzten Drittel, in das bislang nur Deutschland (95) und Spanien (69) häufiger vorstießen.

Im Achtelfinale am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die Slowakei ist jedenfalls ein ähnliches Spiel zu erwarten wie zuletzt gegen Slowenien - und spätestens dann dürfte Mainoo nach seinem Auftritt im letzten Gruppenspiel zu Southgates A-Lösung werden. Sollte auch das letztlich nicht fruchten, säße mit Adam Wharton von Crystal Palace gar noch ein Plan D auf der Bank.

dza

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