Champions League

MacLeod im Interview: "Vielleicht geht es dem BVB wie Aberdeen"

Pokalheld von 1989 drückt Dortmund die Daumen

MacLeod im Interview: "Vielleicht geht es dem BVB wie Aberdeen"

Einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund: Murdo MacLeod (Mitte).

Einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund: Murdo MacLeod (Mitte). imago images

Vor 35 Jahren war Murdo MacLeod einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund, ein echter "Braveheart". 1987 von Celtic gekommen, kämpfte sich der Schotte damals schnell hoch zum Publikumsliebling im Westfalenstadion. An diesem Samstag wollte er seinen BVB eigentlich in Wembley anfeuern, aber der 65-Jährige muss das Endspiel auf Anraten seines Arztes daheim in Helensburgh bei Glasgow im Fernseher anschauen. Die Reise wäre zu anstrengend gewesen für MacLeod, der im Vorjahr nicht nur am Herz operiert werden musste, sondern dem man auch alle Zehen amputiert hat. Im Telefonat mit dem kicker blickt er zurück und voraus auf besondere Dortmunder Momente.

Mr MacLeod, am vergangenen Sonntag sah man Sie in den sozialen Medien des BVB und von Celtic. Erzählen Sie die Geschichte dazu?

Ich hatte die Ehre, den Anstoß für das Spiel der Legenden von Celtic und Dortmund im Celtic Park auszuführen. 30.000 Fans waren gekommen, an einem regnerischen Tag, unglaublich für ein Wohltätigkeitsspiel. Paul Lambert war der Trainer der Celtic-Legends und spielte in der zweiten Halbzeit für die BVB-Legends, und ich durfte in die Umkleidekabine der Dortmunder gehen, um ihre Spieler zu treffen. Mein Name wurde auch von den mitgereisten Dortmunder Fans gesungen.

Beim Finale in London aber werden Sie nun fehlen.

Ja, leider. Ich wollte hin, habe aber am Donnerstag mit dem Arzt hier gesprochen und der meinte, dass es am Flughafen und im Stadion ein Problem sein würde, weil man doch viel laufen muss. Aber der Anstoß am Sonntag im Celtic Park war sehr bewegend für mich.

Als Sie im Juni 1987 von Celtic nach Dortmund wechselten, waren Sie der erste schottische Spieler, der für den BVB spielte. Wie erlebten Sie die vier Jahre bei der Borussia?

Mir und meiner Frau Mhairi hat es in Deutschland sehr gut gefallen, wir haben in Dortmund schnell viele neue Kontakte geknüpft. Ich hätte mir eigentlich nicht vorstellen können, Celtic zu verlassen, aber der Wechsel nach Dortmund war letztlich für mich als Spieler eine fantastische Sache.

Murdo MacLeod

Murdo MacLeod mit seiner Frau beim Spiel der Legenden von Celtic und Dortmund. imago images / Jan Huebner

Ihre erste Europareise mit dem BVB hatte ein überraschendes Ziel...

Glasgow! Wir bekamen in der ersten Runde des UEFA-Cups 1987/88 ausgerechnet Celtic. Das war schon seltsam. Wir hörten uns die Auslosung in Dortmund nach dem Training an und die Spieler gaben dann mir die Schuld. Celtic hatte noch nie gegen eine westdeutsche Mannschaft gespielt, bevor ich dorthin gewechselt bin.

Dortmund verlor das Hinspiel im Celtic Park 1:2 und gewann dann daheim 2:0.

Das war ein sehr emotionaler Tag, als ich zu Celtic zurückkam, und einer der Tage, die ich nie vergessen werde. Sogar als Celtic Freistöße zugesprochen bekam, haben die Fans skandiert, dass ich sie ausführen soll, so wie ich es früher getan habe. Am Ende bekam ich stehende Ovationen, also ein großes Dankeschön.

Ihr Highlight bei der Borussia aber war der DFB-Pokal 1989?

DFB-Pokal-Finale 1989

Ja, das Finale in Berlin, 4:1 gegen Werder Bremen. Ich erinnere mich noch genau an das Spiel, 76500 Zuschauer im Olympiastadion. Ich habe nicht im Mittelfeld gespielt, weil wir Verletzungen hatten und der Trainer Horst Koppel mich gebeten hat, in der Innenverteidigung neben Thomas Helmer und Gunter Kotowski zu spielen. Ich hatte keine Bedenken, denn man tut, was der Trainer will, und ich hatte bei Celtic schon ein paar Mal als Linksverteidiger gespielt, als der große Danny McGrain 1981 verletzt war.

Es war der erste Titel für den BVB nach 23 Jahren. Der Empfang war gewaltig.

400.000 Leute sind damals dagewesen, das wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Die Dortmunder Fans sind so leidenschaftlich. Ich hatte das Glück, damals vor 55.000 Zuschauern im Westfalenstadion zu spielen. Jetzt sind es sogar 80.000, darum wird der BVB in ganz Europa beneidet.

Klappt es gegen dieses Real Madrid mit dem zweiten Henkelpokal und einer vielleicht noch größeren Party?

Es war schon unglaublich, dass der BVB 1997 gegen Juve die Champions League gewonnen hat. Warum sollten sie es jetzt in Wembley nicht wieder schaffen? 1983 hat Real das Pokalsieger-Finale gegen den FC Aberdeen von Alex Ferguson verloren, weil sie den Gegner unterschätzt haben. Vielleicht geht es dem BVB wie Aberdeen und Real ist sich etwas zu sicher.

2013 beim verlorenen Finale gegen Bayern waren Sie in Wembley.

Ja, das war sehr schade für den BVB. Umso mehr würde es mich jetzt für Marco Reus freuen. Er ist ein spezieller Spieler in der Geschichte dieses Vereins. Und nach dem knappen Ding 2013 hat er diesen Champions-League-Titel zum Abschied erst recht verdient.

Interview: Phil Gordon

LUTON, ENGLAND - MAY 31: Marco Reus of Borussia Dortmund arrives at Luton Airport, ahead of their UEFA Champions League 2023/24 final match against Real Madrid CF at Wembley Stadium, on May 31, 2024 in Luton, England.  (Photo by Hendrik Deckers/Borussia Dortmund via Getty Images)

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