2. Bundesliga

"Leichte Pflichtverletzung": FC-Führung äußert sich zur Transfersperre

Vertrag mit Türoff verlängert, Vorwürfe gegen Ljubljana

"Leichte Pflichtverletzung": FC-Führung äußert sich zur Transfersperre

Äußern sich in drei Podcast-Sonderfolgen: Sport-Geschäftsführer Christian Keller, Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff und Präsident Werner Wolf - hier bei der Pressekonferenz zur Transfersperre kurz vor Weihnachten 2023.

Äußern sich in drei Podcast-Sonderfolgen: Sport-Geschäftsführer Christian Keller, Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff und Präsident Werner Wolf - hier bei der Pressekonferenz zur Transfersperre kurz vor Weihnachten 2023. IMAGO/Beautiful Sports

Nach dem Abstieg kehrte erst mal Ruhe ein. "Wir haben uns in der ersten Woche nach dem Heidenheim-Spiel bewusst Zeit genommen, jeden Stein umzudrehen", sagt Christian Keller. Der 1. FC Köln sei "zu Recht in die 2. Liga abgestiegen, die Mannschaft brauche "einen Impuls" auf der Trainerposition. Das habe auch Timo Schultz so gesehen, mit dem Keller die vergangenen fünf Monate analysierte und der nun nicht als FC-Coach weitermachen darf.

Nun sucht Keller einen neuen Coach, auch dazu wird sich der 47-Jährige noch äußern. Drei Podcast-Episoden zur aktuellen Lage bringt der 1. FC Köln nun heraus, die erste Folge erschien am Sonntagmittag. Auch darin geht es um die Aufarbeitung der zurückliegenden Saison, die den siebten Abstieg bedeutete. Und vor allem um die Transfersperre durch die FIFA.

Es gibt keinen bezifferbaren Schaden.

Carsten Wettich, Mitglied des Präsidiums

Ein externes Gutachten dazu ist nun fertig geworden um zu prüfen was falsch gelaufen ist in der Causa der Verpflichtung des jungen Stürmers Jaka Cuber Potocnik. Sein Wechsel hatte am Ende eine sogenannte Transfersperre durch den Weltverband FIFA zur Folge, die die Kölner noch bis zum Januar 2025 daran hindert, neue Profis unter Vertrag zu nehmen.

"Die Kanzlei hat geprüft, ob Rechtspflichten der damaligen Geschäftsführung eingehalten wurden", erklärt Vorstandsmitglied Carsten Wettich und präzisiert: "Es wurde nicht geprüft, ob etwas hätte anders gemacht werden können. Es war eine rein rechtliche Prüfung."

Das Ergebnis: Die damaligen Geschäftsführer Alexander Wehrle und Philipp Türoff hätte eine "leichte Pflichtverletzung" begangen, weil sie sich für den Transfer Potocniks entschieden, "obwohl der seinen Vertrag in Ljubljana noch nicht beendet hatte". Bei den Verhandlungen mit der FIFA und Potocniks Ex-Verein Olimpija Ljubljana habe es keine Pflichtverletzung gegeben, außerdem habe der FC auch keinerlei Schadenersatzansprüche: "Es gibt keinen bezifferbaren Schaden, der zu ersetzen wäre."

Fake-Angebote und Geldkoffer

Keller bekräftigte außerdem, man habe "alles versucht, was in unserer Macht steht, um diese Sperre abzuwenden". Potocnik habe eine mündlich zugesagte und später auch schriftlich fixierte Ausstiegsklausel über 100.000 Euro gehabt, ein angeblich von Dinamo Zagreb unterbreitetes Angebot über 2,5 Millionen Euro für Potonik sei "offensichtlich fake" gewesen.

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Daher habe man Ljubljana 300.000 Euro Entschädigung angeboten, die - für den Fall, dass Potocnik Bundesligaprofi geworden wäre - auf 500.000 Euro angestiegen wäre. "Das ist ein Vielfaches des Marktwertes eines 16 Jahre alten Jugendspielers", verdeutlicht Keller. "Am Ende haben sie die Schadenssumme von 60.000 Euro zugesprochen bekommen."

Dass man die geforderten 2,5 Millionen Euro nicht gezahlt habe, hatte einen einfachen Grund: "Wir kamen aus einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Da kann ich nicht einfach 2,5 Millionen Euro in einen Geldkoffer stecken und sagen: Damit ist das geklärt. Das war sehr viel Geld für uns und ist es auch heute noch."

Vertrag mit Türoff verlängert

Ein Vergleichsgespräch mit den Olimpija-Chefs sei mit einem Handschlag geendet, führte Wettich an. Aber: "Die Gründe, wieso diese Einigung nicht umgesetzt wurde, darüber lässt sich nur spekulieren." Allerdings seien auch von Anfang an drei Parteien am Prozess beteiligt gewesen: "Die FIFA war immer an Bord." Der Weltverband hätte dem Vergleich zustimmen müssen, habe aber klar gemacht, dass das nicht passieren werde. Wettich: "Die Sanktionen gegen den Spieler und uns sollten aufrecht erhalten werden, sodass man aus heutiger Sicht sagen muss, dass ein Vergleich nicht möglich war."

Heute würde man am Geißbockheim anders entscheiden, sind sich die Protagonisten sicher. Personelle Konsequenzen schlossen die FC-Chefs erneut kategorisch aus. Mit Türoff habe man den Vertrag sogar kürzlich verlängert, bestätigte Wolf: "Unter seiner Führung ist es gelungen, den Sanierungsfall FC zu sanieren. Wir sind im Wesentlichen durch. Wir werden die wesentlichen Schulden abgetragen haben und sind handlungsfähig."

Wolf gibt sich optimistisch

Ob das auch für die Mannschaft in der kommenden Zweitligasaison gilt? "Wir werden einen wettbewerbsfähigen Kader haben und verfolgen die klare Zielsetzung, schnell wieder aufzusteigen. An diesem Ziel wird sich nichts ändern", stellt Keller klar. Ausführlicher werde man sich dazu in einer zweiten Folge des Sonderpodcasts äußern. In einer dritten Folge werde es dann um die grundsätzliche Zukunft des FC gehen.

Präsident Wolf gibt sich jedenfalls weiter optimistisch: "Ich bin gut gestimmt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen."

Jim Decker

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