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Golf: Bernhard Langer vor emotionalem Abschied

Erste Runde in München mit Kaymer und Siem

Langer vor emotionalem Abschied: Jahrhundertsportler sagt Servus

Freut sich auf sein Comeback in München: Bernhard Langer, hier Anfang Juni in Des Moines.

Freut sich auf sein Comeback in München: Bernhard Langer, hier Anfang Juni in Des Moines. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der 66-Jährige selbst ist nicht für große Gefühlsausbrüche bekannt. Gleich nach seiner Ankunft im Norden Münchens sagte er jedoch schon: "Ich kann mir vorstellen, dass es emotional wird. Ich glaube, dass die eine oder andere Träne laufen wird." Nicht nur Freunde und Bekannte, sondern die Golf-Fans insgesamt wollen ihm einen gebührenden Abschied bereiten. Langer ist zu wünschen, dass er nach den ersten beiden Runden am Donnerstag und Freitag den Cut schafft und alle vier Runden zu einem Triumphzug werden. Man darf ohne Übertreibung sagen: Es ist höchste Zeit, sich vor ihm zu verneigen.

In seiner Heimat war das bislang nicht in dem Ausmaß der Fall, wie es angesichts seiner Lebensleistung angemessen gewesen wäre. Das hat zwei Gründe: Erstens spielt Langer nur Golf. Zweitens zog es den in Anhausen bei Augsburg aufgewachsenen Golf-Lehrling früh in die USA. Dort vor allem ist er heute, auch mit 66 Jahren noch, ein Superstar.

1980 gewann "der große St. Bernhard" in Wales sein erstes Turnier auf der European Tour, die heute DP World Tour heißt. 41 weitere Siege ließ er dort folgen. Nachdem er 1985 erstmals beim Masters in Augusta erfolgreich war, wurde Langer die erste Nummer 1 der ein Jahr später eingeführten Weltrangliste. Langers zweiter Triumph in Augusta beflügelte 1993 den Aufschwung des Golfsports in Deutschland. Doch damit nicht genug: Im vergangenen Jahr krönte sich Langer zum erfolgreichsten Spieler in der Geschichte der US-Senioren-Tour - nach seinem 46. Erfolg wurde er als "König" und "Legende" gefeiert. Mehr als zwölf Siege bei einem Major-Turnier der über 50-Jährigen erreichte keiner. Langer hält auch den Rekord für den ältesten Sieger dieser in den Staaten hoch angesehenen Turnierserie.

Achillessehnenriss überwunden

Zehnmal spielte der "Große St. Bernhard" mit dem europäischen Team gegen die US-Stars um den Ryder Cup, sechsmal endete der gigantische Kontinentalvergleich mit einem Triumph des Deutschen und seiner Kollegen, die er 2004 als (nicht spielender) Kapitän zum Sieg führte. Das alles bedeutet nicht weniger als: Eine Jahrhunderterscheinung, eine Ikone des deutschen Sports, nimmt Abschied.

Mit Kampfgeist, Zuversicht, einer für ihn typischen, unfassbaren Trainingsdisziplin sowie einer beeindruckenden Fitness hat der Ausnahmeathlet Langer einen im Februar erlittenen Achillessehnenriss und die folgende Operation in verblüffend kurzer Zeit überwunden und sein Comeback gegeben. An ein Karriereende denkt Langer, der in Boca Raton in Florida lebt, noch nicht. "Ich will erst einmal zu 100 Prozent gesund werden. Ich kann mir vorstellen, noch ein paar Jahre zu machen", berichtete er jetzt in München, wo er einst dreieinhalb Jahre lang als Golflehrer arbeitete. 2025 möchte er zum 41. und letzten Male beim Masters abschlagen.

Ob er sich in Deutschland bei all den Erfolgen entsprechend gewürdigt gesehen habe, wurde Langer am Mittwoch gefragt. Es habe, so die Antwort, "schon Jahre gegeben, wo man sich gewundert hat, warum nicht mehr berichtet wurde. Man musste schon was ganz Besonderes leisten."

Erster Abschlag um 7.40 Uhr

In Deutschland "steht Fußball über allem", weiß Langer. Aber natürlich drückt er der deutschen Nationalelf im EM-Viertelfinale wieder die Daumen, wie in all den Jahren zuvor, wenn eine BMW International Open während einer WM oder EM ausgetragen wurde.

"Servus Bernhard" lautet das Motto bei seinem Abschied auf Raten in München, wo auch Martin Kaymer und Marcel Siem vertreten sind. Siem hat dem Heimspiel der deutschen Profigolfer eine besondere, aktuelle Note gegeben: Der 43-Jährige gewann am Sonntag die Italian Open mit einem Birdie am 1. Extra-Loch. Es war sein sechster Sieg in 20 Jahren auf der Europa-Tour. Langer, Kaymer und Siem gehen am Donnerstag um 7.40 Uhr von Tee 10 gemeinsam auf die 1. Runde. Jannik de Bruyn wurde in Italien Dritter. Er startet um 13.10 Uhr an Abschlag 1 in einer Gruppe mit Alexander Cejka.

Jörg Jakob

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