Bundesliga

"Kollektiv eine aufs Maul": Was Christian Streich jetzt sehen will

"Bis zur totalen Erschöpfung" - Lienhart startet, Grifo fraglich

"Kollektiv eine aufs Maul": Was Streich jetzt sehen will

Freiburgs Trainer Christian Streich hofft nach der deutlichen Pleite gegen Wolfsburg am Mittwoch auf eine Reaktion seiner Mannschaft gegen Frankfurt.

Freiburgs Trainer Christian Streich hofft nach der deutlichen Pleite gegen Wolfsburg am Mittwoch auf eine Reaktion seiner Mannschaft gegen Frankfurt. IMAGO/regios24

Auch wenn die Pressekonferenz vor einem Bundesliga-Spiel vor allem im Sinne der Vorschau stattfindet, geht es fast nie ohne den Blick zurück. Vor allem beim SC Freiburg, weil sich Christian Streich ausführlich Zeit nimmt, die vorangegangene Partie fachlich zu besprechen. Wenn es sich dann auch noch um die höchste Niederlage in seiner elfjähren Amtszeit als Cheftrainer handelt, dauert die öffentliche Aufarbeitung eben noch ein bisschen länger als sonst.

Dabei war die interne Analyse gar nicht so ausufernd. Schon am Sonntag gab es die erste Video-Sitzung, weil am morgigen Mittwochabend (20.30 Uhr) bereits das nächste Spiel gegen den nächsten Top-Gegner Frankfurt ansteht. Der direkt nach dem 0:6 in Wolfsburg bei den Spielern vorherrschende Schock sei verdaut. Streich habe versucht, die ausgewählten Szenen rund um die sechs Gegentore konstruktiv zu besprechen, um es gegen die Eintracht besser zu machen.

Streich sucht das Positive nach der Klatsche

"Wir waren immer einen Tick zu langsam. Es darf nicht sein, dass wir so viele Räume geben und immer einen Tick zu spät kommen. Der Gegner hat es überragend gemacht und wir hatten nicht die letzte Konsequenz", resümierte Streich am Dienstagnachmittag und versucht, aus der harten Bruchlandung etwas Positives mitzunehmen: "Wir haben am Samstag kollektiv eine aufs Maul gekriegt und zwar richtig, einschließlich mir. Vielleicht war es gut für uns alle."

Die Sinne bei den SC-Profis sind nun in jedem Fall wieder komplett geschärft, auch wenn Streich ihnen in Wolfsburg nicht die Einstellung absprach: "Es war nicht so, dass die Jungs nicht gewillt waren." Jetzt muss der richtige Wille allerdings wieder zu passenden Handlungen führen.

Dabei seien Klarheit und Balance nötig: "Wir dürfen nicht überdrehen und wie ein Stier in Situationen reinrennen aus dem Aktionismus heraus. Das wäre fatal. Dann freut sich Frankfurt und sagt: super." Darauf würde Kollege Oliver Glasner, mutmaßte Streich, seine Mannschaft vorbereiten: "Vielleicht ist Freiburg jetzt verunsichert, vielleicht kommt Aktionismus - und ihr bleibt cool."

Seine Spieler, so Streich, müssten wieder wacher und bereit sein, auch auf Verdacht Räume zuzusprinten, um nicht erneut mehrere Gegentreffer von einem Topteam zu fangen. Der SC werde sich nicht hinten reinstellen. "Das machen wir eh nie. Wir werden auch nicht versuchen, Frankfurt nur auszukontern und passiv zu sein", betonte Streich: "Wir müssen all das machen, was uns bisher in dieser Saison ausgezeichnet hat."

Streichs deutlicher Hinweis

Dazu gehörte in erster Linie voller Einsatz aller Akteure: "Wir haben bisher am absoluten Limit gespielt." Das 0:6 habe nicht dem Freiburger Leistungsniveau entsprochen. Wegen dieses einen Blackouts habe Streich daher auch nicht auf die Mannschaft "draufgehauen", ihnen aber dennoch deutlich diesen Hinweis mitgegeben: "Jungs, es ist Zeit, dass wir wieder bis zur totalen Erschöpfung alles abarbeiten." Andernfalls sei seine Mannschaft unterdurchschnittlich in der Bundesliga, findet der 57-Jährige.

Lienhart beginnt - Grifo-Comeback?

Zu den bisher regelmäßig weit überdurchschnittlichen Leistungen hat Vincenzo Grifo einen großen Teil beigetragen. In Wolfsburg hatte der Top-Scorer krank gefehlt. Am Dienstag trainierte Grifo individuell auf dem Platz, um zu sehen, wie er hohe Herzfrequenzen vertrage. "Das war soweit okay. Wenn er eine gute Nacht hat, steht er im Kader", erklärte Streich, der hingegen schon verriet, dass Philipp Lienhart wie erwartet wieder von Anfang an spielen wird. Der Österreicher war nach muskulären Problemen in Wolfsburg erst eingewechselt worden.

Streich stellte klar, dass es für Lienhart schon beim VfL für die Startelf gereicht hätte, er aber aus Überzeugung Vertreter Manuel Gulde den Vorzug gab. Der habe über Monate mit professionellem Verhalten für diese Chance gekämpft: "An einem anderen Ort wird das vielleicht anders gemacht. Aber wir müssen schauen, dass man durch Leistung, Kontinuität und Loyalität auch die Chance auf Belohnung hat."

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - SC Freiburg