Bundesliga

Kohler: "Ein besseres Vorbereitungsspiel, wenn man ehrlich ist"

Die Geschichte des Supercups

Kohler: "Ein besseres Vorbereitungsspiel, wenn man ehrlich ist"

Bayern Jürgen Kohler (ob.) wird im Supercup 1990 unsanft von Lauterns Reinhard Stumpf zu Fall gebracht.

Bayern Jürgen Kohler (ob.) wird im Supercup 1990 unsanft von Lauterns Reinhard Stumpf zu Fall gebracht. imago images

Jürgen Kohler ist ehrlich, als er vom kicker nach seinen Erinnerungen an den Supercup 1990 gefragt wird. "Wenig, aber es scheint ja eine klare Sache gewesen zu sein", antwortet er auf den Hinweis, er habe damals mit dem FC Bayern mit 4:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern gewonnen. Der Verteidiger selbst erzielte das 2:0, im Gedächtnis hat er diesen Treffer nicht mehr. "Dann hatte ich aber einen guten Tag, was ist denn da passiert?", fragt er mit einem Lachen zurück.

Supercup 1990

Jeder Titel sei wichtig und schön, sagt der 57-Jährige. Aber wer wie Kohler Welt- und Europameister war, Champions-League-Sieger, UEFA-Cup-Champion, Meister mit den Bayern, Dortmund und Juventus Turin, der darf den Supercup schon mal etwas verdrängen. "Man nimmt jeden Titel mit", sagt der Sammler, "aber auf die Meisterschaft hat er keinen großen Einfluss."

Deshalb ist das Beispiel 1990 nicht zufällig gewählt. Die Münchner demontierten Kaiserslautern, doch Deutscher Meister wurden ein Dreivierteljahr später völlig überraschend die Pfälzer. "Der Supercup ist ein besseres Vorbereitungsspiel, wenn man ehrlich ist", stuft Kohler die Bedeutung ein, aber natürlich sei ein Sieg gut fürs Selbstvertrauen und den Saisonstart.

Nur der FCB, Dortmund und Bremen haben den Supercup mehrmals gewonnen

Auf die Gegenwart übertragen bedeutet dies: Gewänne der FC Bayern am Samstag gegen RB Leipzig wäre das spätestens bei einer Niederlage zum Bundesligastart in Bremen nebensächlich und vergessen. Rekordsieger bei den offiziellen Supercups ist übrigen der FC Bayern mit zehn Titeln, gefolgt von den sechs von Borussia Dortmund sowie Werder Bremen mit drei, nur dieses Trio hat den Cup mehrmals gewonnen. Die meisten Spiele hat Thomas Müller mit zwölf bestritten, am Samstag kommt wegen seiner Verletzung kein weiteres hinzu. Otto Rehhagel stand bei den Trainern mit sechs Partien am häufigsten an der Seitenlinie, Rekordtorschütze in diesem Wettbewerb ist Robert Lewandowski mit sieben Treffern.

Der FC Bayern ist zum zwölften Mal in Serie einer der beiden Teilnehmer, sechs der jüngsten sieben Supercups hat er gewonnen. Meister wurden sie danach sowieso immer, soviel zur Aussagekraft. Schalkes Sieg im Elfmeterschießen 2011 bei Borussia Dortmund war das letzte Finale ohne Beteiligung des FC Bayern.

Nach diversen inoffiziellen Spielen sorgte schon die Premiere des Supercups 1987, damals noch in DFB-Händen, für einen unvergesslichen Moment. Torwart Uli Stein streckte beim 1:2 seines Hamburger SV gegen den FC Bayern Stürmer Jürgen Wegmann per Faustschlag nieder, das Ende seiner Zeit beim HSV. Von 1997 bis 2007 ersetzte der Liga-Pokal mit mehreren Klubs den Supercup, nach zwei inoffiziellen Partien 2008 und 2009 übernahm 2010 die DFL.

Das Duell zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig gibt es am Samstag im zweiten Jahr in Folge, 2022 siegten die Bayern auswärts mit 5:3. Ein Spektakel. Doch schon wenige Monate später waren beide Trainer, Julian Nagelsmann bei Bayern, und Domenico Tedesco bei RB, nicht mehr im Amt. Ihre Titel verteidigten beide Klubs als Meister bzw. Pokalsieger dennoch und treffen sich nun zum Wiedersehen. Hat der Supercup also doch Aussagekraft? Die neue Saison wird es zeigen …

Frank Linkesch