Bundesliga

Kölns Sport-Boss Keller schwärmt vom Typ Selke: "Bis an die Grenze des Erlaubten"

Geschäftsführer lobt angeschlagenen Stürmer als Fußballer und Mensch

Kölns Sport-Boss Keller schwärmt vom Typ Selke: "Bis an die Grenze des Erlaubten"

Wird von Kölns Geschäftsführer Christian Keller sehr geschätzt: Stürmer Davie Selke.

Wird von Kölns Geschäftsführer Christian Keller sehr geschätzt: Stürmer Davie Selke. IMAGO/Herbert Bucco

Christian Keller ist nicht gerade für emotionalen Überschwang bekannt. Doch wenn der Kölner Geschäftsführer auf Davie Selke zu sprechen kommt, gerät der 44-Jährige regelrecht ins Schwärmen. Und das liegt nicht nur daran, dass die Verpflichtung des U-21-Europameisters von 2017 im vergangenen Winter überaus negativ begleitet wurde. Selke als Ersatz für Torjäger Anthony Modeste (aktuell vereinslos)? Für viele FC-Fans ein schlechter Witz.

"Die Skepsis kam nur von außen", betont Keller, für den schnell klar war, dass der schlaksige Mittelstürmer die richtige Wahl für den FC darstellen würde - und umgekehrt. "Nach dem persönlichen Kennenlernen war ich absolut überzeugt, dass er sehr gut hierher passt. Wie er Fußball spielt, aber auch wie er sich selbst sieht, wie gut er sich selbst reflektiert - es war ein tolles Gespräch", erinnert sich Kölns Sport-Boss.

Sportlich war man beim "Effzeh" zu diesem Zeitpunkt ohnehin überzeugt, dass Selke und Köln eine gute Verbindung ergeben könnten. "In unserer Spielidee kann er seine Stärken gut zur Geltung bringen", lobt Keller den 28-Jährigen, hebt dessen "hohe Abschlussqualität, gutes Kopfballspiel und starkes Anlaufveralten" hervor.

"Ich bin froh, dass wir ihn haben"

Dass Selke kein spielender Mittelstürmer ist, der selbst Angriffe aus der Tiefe heraus einleitet, ist auch klar. Dafür taugt er als starker Strafraumspieler - ein Spielertyp, wie ihn das auf viele Flanken angelegte FC-Spiel eben benötigt. Kein fußballerischer Feingeist, aber eben ein erstliga-tauglicher Mittelstürmer.

Keller schätzt den Angreifer aber nicht nur für dessen sportliche Qualitäten, sondern auch für seine Persönlichkeit. "Ich bin froh, dass wir ihn haben. Weil er ein Typ ist mit Ecken und Kanten. Er hat eine klare Meinung, vertritt sie fundiert und kämpft dafür. Das schätze ich, weil es solche Typen nicht mehr so oft gibt."

Selke ist einer, der mit seiner nach außen manchmal provokanten Art polarisiert, intern aber eine ganz andere Wirkung erzielt, wie Keller erzählt: "Er ist ein mündiger Spieler - das ist für jede Mannschaft wichtig. Er lebt eine hohe Identifikation mit der Aufgabe und dem Klub glaubwürdig vor. Er macht alles zu 100 Prozent. Davie genießt deshalb in der Kabine eine hohe Anerkennung."

Selke "mag kein Gegenspieler gerne"

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Auf dem Spielfeld aber ist dieser eher in die Kategorie Kratzbürste oder Nervensäge einzuordnen. "Er ist ein Gewinner-Typ, tut alles, was dafür nötig ist, bis an die Grenze des Erlaubten", räumt der Geschäftsführer ein. "Das mag kein Gegenspieler gerne."

Auf diese Mentalität, die Selke verkörpert, möchte Trainer Steffen Baumgart im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ungern verzichten. Die Zeichen stehen gut, dass der Stürmer am Samstag auflaufen kann, der zuletzt zweimal kurz nach der Halbzeit wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden musste.

Es strahlt vom Rücken aus über den Gesäßmuskel in den Oberschenkel.

Davie Selke über seine aktuellen Beschwerden

Eine strukturelle Verletzung liegt bei ihm nicht vor. "Es strahlt vom Rücken aus über den Gesäßmuskel in den Oberschenkel. Es ist keine Muskelverletzung, bei der man weiß, das ist es, sondern es kommt eher vom Nerv", erklärt der Rechtsfuß. "Es wird jeden Tag ein bisschen besser."

Am Mittwoch konnte Selke jedenfalls das komplette Mannschaftstraining absolvieren. Doch damit ist noch nicht gesichert, dass er gegen Wolfsburg auch spielen kann. "Das werden wir sehen", sagt er. Schließlich ist es schwer prognostizierbar, wann und wie stark die Beschwerden auftreten. "Das ist tagesabhängig", erklärt der Angreifer, für den der FC keine gleichwertige Alternative besitzt.

Am Samstag, so hofft Keller, soll ein guter Tag für Selkes Rücken sein. Damit es auch ein guter Tag für den 1. FC Köln wird. Eine Assoziation, die im Januar nicht viele Fans und Beobachter mit Selkes Verpflichtung verknüpft hatten.

Stephan von Nocks

Steffen Baumgart

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