Bundesliga

Kölner Defizite: Stark begonnen, stark nachgelassen

Kernkompetenz ist verschwunden - Schwierige Aufarbeitung

Kölner Defizite: Stark begonnen, stark nachgelassen

Aktuell läuft's nicht: Steffen Baumgart.

Aktuell läuft's nicht: Steffen Baumgart. IMAGO/Jan Huebner

Christian Kellers Blick zurück verdeutlichte die Enttäuschung der Kölner nach dem 1:2 in Bremen: "Wir hatten uns viel vorgenommen und erstmals am fünften Spieltag einen Gegner, mit dem wir uns mindestens auf Augenhöhe bewegen, was die Kaderstärke angeht." Was die erste halbe Stunde des Spiels anging, kam diese Einschätzung einer leichten Übertreibung nahe. Der FC dominierte, der FC spielte gefällig, der FC traf. Der Geschäftsführer vergab dafür die Schulnote "Sehr gut", für die gesamte erste Halbzeit noch ein "Gut", trotz des unnötigen Ausgleichs für Werder. Für die Zeit nach dem Seitenwechsel musste man jedoch kein strenger Lehrer sein, um diese als "nicht mehr ausreichend" zu zensieren.

Es sind vier bis sechs Punkte weniger, als wir haben wollten

Christian Keller

Gegen Dortmund ein über weite Strecken couragierter Auftritt mit einem unglücklichen Gegentor kurz vor dem Ende. Gegen Wolfsburg in Führung, dann schläfrig in der Defensive bei zwei Gegentoren. In Frankfurt fußballerisch schwach, aber immerhin mit dem Punktgewinn. Gegen Hoffenheim den Start verpennt, kuriose Tore gefangen und die eigenen Chancen vergeben. Nun also Bremen. Stark angefangen, ebenso stark nachgelassen. Wieder null Punkte.

Immer wieder neue Defizite tun sich auf, was es schwer macht, nach Gründen zu suchen. Wobei ein Eindruck die Analyse-Versuche überdeckt: So bissig die Kölner seit zwei Jahren unter Baumgart die Gegner nervten, so harmlos kommen sie aktuell häufig um die Ecke. "Sie haben uns aufgefressen", konstatierte Keller nach der Pleite in Bremen.

Die den Gegner lähmende Aggressivität - eigentlich die Kernkompetenz der "Geißböcke" - ist nur noch in Spurenelementen vorhanden. Es wird nicht mehr konsequent verteidigt, im wahrsten Sinne des Wortes. In drei von fünf Saisonspielen führten die Kölner 1:0 - nicht einmal konnten sie den Vorsprung verteidigen. Viermal ging man als Verlierer vom Platz. Keller rechnet vor: "Es sind auf jeden Fall vier bis sechs Punkte weniger, als wir haben wollten. Und wenn du von 15 möglichen Punkten einen holst, dann ist das schlecht."

Pfosten verhindert Downs Traum-Einstand

Sehr schlecht sogar. Davie Selke drückt in der Sprache der Fußballer aus, was gegen Stuttgart passieren muss: "Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir den Bock umstoßen müssen. Heute und von mir aus morgen können wir enttäuscht sein. Aber danach müssen wir die Köpfe wieder hochkriegen. Wir müssen alles daran setzen in der kommenden Woche, einen dreckigen Sieg zu holen."

Dass es mit einem Punkt in Bremen fast noch funktioniert hätte, ging in der Enttäuschung nach der Niederlage ein wenig unter. Der Pfosten verhinderte, dass Damion Downs (19) sein Bundesliga-Debüt krönte. Sein Kopfball klatschte ans Aluminium, so wurde aus einem Traum-Einstand immerhin die Gewissheit, dass man einen Jungen in der Hinterhand hat, der mit seinen 1,92 Meter und knapp über 80 Kilo in der Lage ist, sich im Strafraum durchzusetzen. Wer weiß, demnächst vielleicht sogar häufiger.

Frank Lußem

Bilder zur Partie Werder Bremen gegen 1. FC Köln