Bundesliga

"Kleiner Aufwand, große Wirkung": Wie Schultz den 1. FC Köln retten will

Der neue Cheftrainer will Baumgarts Ansatz aufnehmen

"Kleiner Aufwand, große Wirkung": Wie Schultz den 1. FC Köln retten will

Streift sich ab sofort die "Effzeh"-Klamotten über und will den 1. FC Köln aus dem Bundesliga-Keller retten: der neue Trainer Timo Schultz.

Streift sich ab sofort die "Effzeh"-Klamotten über und will den 1. FC Köln aus dem Bundesliga-Keller retten: der neue Trainer Timo Schultz. IMAGO/Herbert Bucco

Seine Aufgabe, das war Timo Schultz wichtig, ist langfristig. "Ich bin bestimmt kein typischer Feuerwehrmann", sagte der 46 Jahre alte Trainer am Donnerstag, seinem ersten Arbeitstag als Chefcoach des 1. FC Köln. "Ich weiß, dass wir kurzfristige Ergebnisse brauchen", stellte der voerst nur bis Saisonende vertraglich gesicherte Schultz angesichts von Platz 17 und nur zehn Punkten nach 16 Bundesliga-Spielen aber auch klar, betonte jedoch: "Ich möchte schon etwas entwickeln."

Erst die Rettung, dann der Neuaufbau: So soll es im Optimalfall laufen bei den Geißböcken. Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte bereits betont, keinen reinen Retter verpflichten zu wollen, sondern einen Mann mit Perspektive. Das soll nun Schultz sein, der vom Sommer 2020 bis zum Winter 2022 den FC St. Pauli in der 2. Liga erst auf Rang 10 und dann auf Platz 5 geführt hatte und anschließend im vergangenen Jahr für knapp drei Monate den FC Basel in der Schweizerischen 1. Liga gecoacht hatte.

"Wir sind jetzt dabei, ein neues Kapitel zu schreiben"

Nun also Köln, Abstiegskampf. "Es ist noch nicht einmal die Hinrunde komplett vorbei", übte sich Schultz in rheinischem Optimismus und beschwor: "Ich sehe das Potenzial, das wieder geraderücken zu können." Am Donnerstag leitete er dafür das erste Training und suchte das erste Gespräch mit Kapitän Florian Kainz und dem Mannschaftsrat. Einen neuen Co-Trainer wird er nicht mitbringen, jedenfalls nicht kurzfristig. André Pawlak und Kevin McKenna bleiben im Stab, außerdem vorerst Eberhard Trautner als Torhütertrainer.

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Einfach dürfte die Aufgabe nicht werden, in den Partien vor Weihnachten trat das Team verunsichert auf, traf dreimal in Folge das Tor nicht mal (0:0 gegen Mainz, 0:2 in Freiburg, 0:2 bei Union Berlin) und schöpfte auch aus eigenen Fortschritten kein Selbstvertrauen.

Keller hofft nun, dass Schultz gelingt, woran dessen Vorgänger Steffen Baumgart scheiterte. "Er konnte sehr eindrücklich belegen, dass er auf das Anforderungsprofil in ganz vielen Punkten passt", sagte der FC-Chef und fügt hinzu: "Die Art, wie er Fußball spielen lässt, passt sehr gut zu unseren Rahmenparametern."

Immer draufgehen, den Ball jagen, Vollgas geben.

Timo Schultz über seine fußballerische Idee

Denn am unter Baumgart eingeführten Spielstil soll sich möglichst wenig ändern. An der Viererkette will Schultz weitgehend festhalten - und sonst? "Immer draufgehen, den Ball jagen, Vollgas geben." Baumgart, sagte Schultz, kenne er und möge er natürlich auch. Er sei eine "Galionsfigur" gewesen, seine Zeit beim FC aber nunmal zu Ende. "Wir sind jetzt dabei, ein neues Kapitel zu schreiben."

"Es wird auch Rückschläge geben"

Die kommenden Kölner Aufgaben

Ein wenig Wertschätzung für den Vorgänger, eine gesunde Portion Abgrenzung: Schultz muss am Geißbockheim einen schwierigen Spagat schaffen. "Wir wollen mit kleinem Aufwand eine große Wirkung erreichen, denn wir haben nicht so viel Zeit", sagte der gebürtige Norddeutsche und baute Enttäuschungen gleich vor: "Da wird es auch Rückschläge geben, dessen sind wir uns bewusst."

Davon aber darf sich Schultz in der extrem angespannten Lage am Rhein nicht zu viele erlauben. Einen ersten Eindruck von seiner Arbeit könnte es beim Testspiel am Samstag bei Drittligist Rot-Weiss Essen (14 Uhr, LIVE! bei kicker) geben. Aus den ersten drei Pflichtspielen im neuen Jahr daheim gegen Heidenheim und Dortmund sowie auswärts beim VfL Wolfsburg sollte mindestens ein mutmachender Erfolg resultieren. Sonst könnte es auch für Schultz schnell unangenehm werden. Feuerwehrmann hin oder her.

Jim Decker

"Eine gute Portion Risiko": Warum die Entscheidung für Schultz mutig ist

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