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Klaveness: "Einige Leute wollten mich von der Rede abhalten"

Norwegens Verbandspräsidentin zu Gast bei "FE:male view on football"

Klaveness: "Einige Leute wollten mich von der Rede abhalten"

Der Gang von der Bühne: Lise Klaveness nach ihrer Rede auf dem FIFA-Kongress in Doha.

Der Gang von der Bühne: Lise Klaveness nach ihrer Rede auf dem FIFA-Kongress in Doha. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

"Wenigstens eine mutige Frau greift Katar und Infantino frontal an" titelte der kicker am 31. März - dem Tag, an dem Lise Klaveness weltweit Bekanntheit erlangte. Auf dem FIFA-Kongress in Doha traute sich die norwegische Verbandspräsidentin als einzige, das auszusprechen, was vielen Fußballfans auf der Seele lag. Sowohl die FIFA-Führung als auch WM-Gastgeber Katar kritisierte sie mit deutlichen Worten, erntete dafür weltweit viel Zustimmung. Sogar mit der "I have a dream"-Rede von Martin Luther King wurde ihr Auftritt verglichen.

Aber die Resonanz wurde nicht überall positiv aufgefasst - vor allem in den Funktionärskreisen. "Bevor ich auf die Bühne ging, merkte ich, dass es kontrovers werden würde", sagt Klaveness in der aktuellen Ausgabe von "FE:male view on football". "Einige Leute wollten mich davon abhalten - auch nette Leute, die in meinem Namen agieren. Sie haben versucht, mich zu warnen. Dass es mich politisch töten würde und dass es danach sehr schwer werden würde. Und das ist es. Es ist schwer."

Insgesamt war es kein willkommenes Ereignis.

Lise Klaveness

Zwar habe Klaveness "gemerkt, dass sehr viele Menschen mir zustimmen", aber der Finger, den sie in die FIFA-Wunde gelegt hatte, war vielen offenbar unangenehm. "Ich hatte das Gefühl, dass viele gedacht haben: 'Okay, jetzt hast du es gesagt. Versuch' jetzt, über andere Dinge zu reden.' Insgesamt waren es kein willkommenes Ereignis."

FIFA-Präsident Gianni Infantino, den Klaveness ebenfalls deutlich kritisiert hatte, hatte die Norwegerin zuvor mehrfach in Kenntnis gesetzt. Am Tag vor der Rede habe sie "mein Vorhaben angesprochen, weil ich kein falscher Mensch sein möchte, aber er hat nicht darauf reagiert".

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Auch zu ihrer Motivation, die Rede zu halten, bezieht Klaveness im Podcast klar Stellung. Die Hintergrundgeschichte habe noch in ihrer Zeit als Technische Direktorin begonnen. Auf einem außerordentlichen Kongress des norwegischen Verbands war 2020 zwar gegen einen Boykott der WM in Katar, aber für weitergehende Initiative gestimmt worden - "eine davon war, die FIFA auf dem Kongress zu kritisieren", sagt Klaveness. "Nachdem ich zur Präsidentin gewählt worden war, habe ich sofort angefangen, an der Rede zu schreiben."

Denn viel Zeit war nicht: Klaveness war erst rund drei Wochen als Verbandspräsidentin im Amt, als sie sich in Doha gegen die Etablierten stellte. Dabei hatte sie dem norwegischen Wahlausschuss zuvor nach eigener Aussage "dreimal Nein gesagt". Der Grund: "Ich wollte nie Politikerin sein. Ich hatte Angst davor, dass wir nicht sagen, was wir denken." Diese Sorge hat sie - zumindest für sich selbst - sehr schnell zerstreut.

Was sie als Kernaussage ihrer Rede ansieht, wie ihr Austausch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf verlief - und warum sie sich in Katar sicher fühlte, obwohl sie mit einer Frau zusammen ist, erklärt Klaveness in der aktuellen Folge "FE:male view on football". Die ganze Folge ist jetzt auf allen digitalen kicker-Kanälen und bei Spotify, Deezer, Google Podcasts, Podimo und iTunes verfügbar!

mib