Nationalelf

Doku übers DFB-Team: Kimmich streitet mit Rüdiger

Drei Momente aus der neuen "Amazon"-Doku über die DFB-Elf

Kimmich zu Rüdiger: "Du sagst es nie ins Gesicht, du sagst immer so hintenrum"

Gerieten im Vorfeld der WM 2022 aneinander: Joshua Kimmich  (li.) und Antonio Rüdiger.

Gerieten im Vorfeld der WM 2022 aneinander: Joshua Kimmich  (li.) und Antonio Rüdiger. IMAGO/Chai v.d. Laage

Eigentlich sollte sie Deutschlands Weg zurück an die Weltspitze zeigen, stattdessen ist in der neuen "Amazon"-Dokumentation "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar" zu sehen, wie die DFB-Auswahl bei der WM 2022 kläglich scheitert. Ab diesem Freitag sind alle vier Episoden der ursprünglich mal auf sechs Folgen ausgelegten Mini-Serie bei "Prime Video" verfügbar.

Der kicker hatte Einblick in die ersten drei - die nicht unbedingt dazu beitragen werden, die EM-Aufbruchstimmung zu wecken, nach der der DFB dieser Tage lechzt, aber auch nur bedingt die tiefen Einblicke bieten, die der Sender versprach. Drei Momente, die hängenblieben:

Kimmich und Rüdiger streiten sich

Bei einer Einheit im WM-Trainingslager kracht es zwischen Joshua Kimmich und Antonio Rüdiger. Worum es genau geht, wird aber nur angedeutet. "Glaubst du, ich spiele nicht für die Mannschaft?", fragt Kimmich Rüdiger aufgebracht, der sich vor ihm aufgebaut hat. Rüdiger: "Man sagt dir Sachen, gibt dir Anweisungen ..." Kimmich: "Du sagst es nie ins Gesicht, du sagst immer so hintenrum: 'Der macht, was er will.' Dann sag zu mir: 'Jo, mach nicht, was du willst!'"

WM-Doku übers DFB-Team: "Laber mich nicht voll, ich sag's dir!"

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Schlimmer wird es nicht, trotzdem spricht Hansi Flick die Szene später im Quartier vor versammelter Mannschaft an. "Ihr habt ja mitbekommen, dass Toni und Jo einen kleinen Streit hatten. Das kann vorkommen, ohne Frage", müsse aber "in der Sache respektvoll" ablaufen, sagt der Bundestrainer und verkündet zufrieden: "Sie haben nach dem Training miteinander gesprochen und es geklärt." Zum nachträglichen Skandal taugt die Szene also nicht, dafür als Beweis für Kimmichs an anderer Stelle aufgestellte These: "EIf Kimmichs wären auch nicht gut. Dann würde es nur ein Aneinandergeraten geben."

Goretzka tritt gegen Löw nach

Die Doku, erzählt von Bela Rethy, setzt weit vor dem WM-Turnier an, los geht es schon mit Flicks Verpflichtung im Frühjahr 2021. Der Nachfolger von Joachim Löw habe "wieder ein Leistungsprinzip in die Mannschaft gebracht", registriert Leon Goretzka, dessen Vergleich zur WM 2018 schonungslos ausfällt: "Man hatte nicht das Gefühl, dass es wirklich darum geht, dass, wer die Leistung bringt, spielt. Dadurch ist die ganze Stimmung sehr angespannt gewesen." Dass es in Katar sportlich nicht besser laufen wird, ahnt er da ebenso noch nicht wie seine Nichtberücksichtigung im Herbst 2023.

Flicks Team hält nicht mit den Graugänsen mit

"Die Zeit ist reif. Fuck, jetzt lasst uns mal wieder was gewinnen!", fordert DFB-Direktor Oliver Bierhoff kurz vor dem WM-Start in einer Ansprache, die wohl Emotionen wecken soll. Und in der Tat ist faszinierend, wie viele vermeintliche Kniffe sich der DFB ausgedacht hat, um im abgelegenen WM-Camp eine Einheit zu schaffen, die an den WM-Titel glaubt. Da wird gemeinsam getrommelt, da werden Lichter in Papiertüten aufs Wasser geschickt - und da wird ein Kurzfilm über Graugänse gezeigt.

"Unser großer Flug" heißt das Werk, in Kinoatmosphäre präsentiert. "Graugänse haben grundsätzlich nichts mit uns zu tun", erkennt Flick ganz richtig, "aber sie haben ein System entwickelt, mit dem sie Unglaubliches schaffen. Sie schaffen, wenn sich alle an die Regeln halten, über 70 Prozent mehr Reichweite." Fünf Kernpunkte solle die Mannschaft verinnerlichen, um selbst ihren "großen Flug", "eine ganz weite Reise" zu machen: "Wir geben uns gegenseitig Auftrieb! Wir stehen zusammen, keiner gewinnt allein! Jeder ist verantwortlich für unseren Erfolg! Jeder pusht jeden! Wir beschützen uns gegenseitig!" Am Ende hilft die Motivation nur zur Hälfte: Die WM wird zwar grau, die Reise jedoch kurz.

jpe

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