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Investoren-Prozess 2.0? "Entwicklung des Geschäftsmodells ist dringend notwendig"

Zweitligasprecher Schneekloth begrüßt erneute Diskussion

Investoren-Prozess 2.0? "Entwicklung des Geschäftsmodells ist dringend notwendig"

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL.

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL. IMAGO/Jan Huebner

"Es ist zu begrüßen, dass der Sprecher des Präsidiums des Ligaverbandes, Hans-Joachim Watzke, und die DFL-Geschäftsführung unabhängig voneinander erklärt haben, sich dem Investorenthema noch einmal nähern zu wollen und dabei von einem geringeren Finanzvolumen ausgehen", sagte Schneekloth, Präsident von Zweitligist Holstein Kiel und 2. Stellvertretender Sprecher im Liga-Präsidium, gegenüber dem kicker.

Der Rechtsanwalt betont, dass es bei der Kritik im Mai zuvorderst um die Höhe der Investitionen, die Geldverteilung, die ungeklärte Frage der künftigen Geschäftsführung und den ungeklärten Umgang mit Auf- und Absteigern gegangen sei, nicht um den Investitionsbedarf an sich. "Es ist unbestritten, dass eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in einem sich stark verändernden Markt dringend notwendig ist. Ebenso ist klar, dass die Klubs der Bundesliga und der 2. Liga den hierfür erforderlichen Kapitalbedarf nicht alleine stemmen können."

Ende Mai hatten Watzke sowie die damaligen interimistischen Geschäftsführer der Liga, Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg), in der Mitgliederversammlung die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt, um einen konkreten Deal mit einem Private-Equity-Partner auszuhandeln. Geplant war eine 12,5-Prozent-Beteiligung in Höhe von zwei Milliarden Euro an einer DFL-Tochter, die die Medienrechte verwerten sollte.

Nach dem Aus hatten Hellmann und Leki ihr Mandat wie geplant zum 30. Juni niedergelegt. BVB-Geschäftsführer Watzke bemängelte fehlende Solidarität gegenüber den international tätigen Klubs, da diese um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchteten. Ins gleiche Horn stießen weitere Vertreter von Champions-League-Startern.

Keine "Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln"

Eine Reaktion, die Schneekloth für überzogen hält: "Ich möchte mich auch weiterhin gegen die Stimmen wehren, dass die Zweitligaklubs und die sogenannten Kleineren den weiterführenden Prozess seinerzeit verhindert hätten. Auch und gerade bei einigen großen Bundesligaklubs gab es trotz einer guten Transparenz und Teilhabe der DFL durch diverse Klubgespräche, in denen die Interimsgeschäftsführung sehr bemüht war, den Prozess darzulegen und zu erklären, weiterhin viele offene Fragen und eine große Unsicherheit."

Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren.

Joachim Watzke

Damals sollten die zwei Milliarden in drei Töpfe aufgeteilt werden: Topf eins für gemeinschaftliche Investitionen, beispielsweise in OTT-Plattformen und die Internationalisierung, Topf zwei für Digitales und Infrastruktur bei den Klubs selbst, Topf drei hätte den Klubs zur freien Verfügung gestellt werden sollen.

Schneekloth will das Verfehlen der Zwei-Drittel-Mehrheit "nicht als Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln für die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells" gewertet wissen. Es sei vielen schlicht nicht klar gewesen, "warum deutlich mehr Finanzmittel generiert werden sollten, als für die Weiterentwicklung und Stärkung des DFL-Geschäftsmodells von der DFL prognostiziert waren. Ebenso war vielen Mitgliedern nicht klar, warum finanzielle Mittel direkt an die einzelnen Klubs nach dem derzeit bestehenden Verteilerschlüssel ausgekehrt werden sollten. Da bestand wohl die Befürchtung, bestehende Wettbewerbszustände zu zementieren."

Startet schon bald der nächste Investoren-Prozess?

Innerhalb der DFL-GmbH ging man damals von 560 bis 750 Millionen Euro an nötigen Investitionen aus. Vieles scheint nun dafür zu sprechen, dass das Prozedere in Bälde neu aufgesetzt wird, um eine solche Summe zu generieren. Auch die Äußerungen von Liga-Präsidiumssprecher Watzke in einem Interview mit der FAZ vor gut einer Woche deuten darauf hin: "Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren."

Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung bei Champions-League-Aspirant Bayer Leverkusen, erklärte jüngst: "Es kursieren Gerüchte, dass die DFL die Verfahren zur Erlangung externer Mittel neu bewertet. Und warum nicht? Nachdem das letzte Verfahren nicht erfolgreich war, bin ich sicher, dass einige der Vertreter, die ursprünglich dagegen gestimmt hatten, ihre Meinung geändert haben. Es scheint, dass nicht alle die Auswirkungen ihrer Ablehnung verstanden haben und sich nun darüber im Klaren sind, was das bedeutet. Aber es ist auch klar, dass wir besser erklären müssen, was wir eigentlich wollen."

Carro betonte, dass der Begriff "Investor" im deutschen Fußball negativ konnotiert sei und er daher Vorbehalte auch nachvollziehen könne. "Es ist festzuhalten, dass wir uns nicht mit Investoren an sich, sondern mit potenziellen strategischen Partnern auseinandergesetzt haben. Diese Unterscheidung ist nicht trivial, der Begriff ,Partner‘ ist für alle Vereine von großer Bedeutung."

Auch die neue DFL-Geschäftsführung aus Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz hatte in ihrem Antrittsschreiben an die Klubs Anfang Juli unter anderem die Erarbeitung eines mittelfristigen Wachstumsplans angekündigt sowie die Evaluierung "alternativer Umsetzungsmöglichkeiten, um die Weiterentwicklung der Ligen im Sinne einer Absicherung des Erlösniveaus sowie Wachstum zu forcieren".

Benni Hofmann

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