Herr Inui, wie häufig telefonieren Sie mit Shinji Kagawa, mit dem Sie bis 2010 bei Cerezo Osaka spielten, nachdem er von Borussia Dortmund zu Manchester United gewechselt ist?
Takashi Inui: Wir haben uns erst kürzlich während des Trainingslagers am Telefon über die Veränderungen unterhalten, die bei uns beiden anstanden. Wir telefonieren häufiger.
Gab es Glückwünsche, dass Sie nun auch in der 1. Liga angekommen sind?
Inui: Als mein Wechsel feststand, rief Shinji an und hat gratuliert.
Kagawa kam in seinem zweiten Jahr in Deutschland groß raus, Sie stehen vor Ihrer zweiten Saison, rechnen Sie mit einem ähnlichen Schub?
Inui: Das kann man nicht prognostizieren. Aber ich werde mich anstrengen, um auch in der Bundesliga etwas zu erreichen.
War es ein Kulturschock, als sie im August 2011 von Japan nach Bochum kamen?
Inui: Nein, Jong Tae-Se <i>(bekannt auch als Chong Tese, inzwischen 1. FC Köln, d.Red.)</i> hat mir bei der Integration geholfen. Er spielt international für Nordkorea, aber Japanisch ist seine Muttersprache, zudem spricht er gut Deutsch und Englisch.
Wie sind Ihre Fremdsprachenkenntnisse?
Inui: Englisch kann ich überhaupt nicht, Deutsch verstehe ich etwas, kann mich aber kaum artikulieren.
Fällt Deutsch so schwer?
Inui: Als ich für Bochum spielte, hatten Kagawa und ich oft gemeinsam Unterricht bei einem Privatlehrer, der versuchte, uns Deutsch beizubringen. In letzter Zeit fehlte mir die Gelegenheit und ich habe auch keinen Lehrer mehr.
Missverständnisse sind immer mal dabei.
Takashi Inui
Sie sprechen kein Englisch, wenig Deutsch, die Eintracht hat keinen Dolmetscher - wie verstehen Sie denn die taktischen Anweisungen von Trainer Armin Veh?
Inui: Natürlich kapiere ich aufgrund der Sprachproblematik nicht alles, was der Trainer meint. Im Spiel merke ich irgendwie, was er von mir verlangt und versuche, entsprechend zu agieren. Ich finde, es läuft bisher ganz gut. Missverständnisse sind natürlich immer mal dabei.
Wie kann man in einer neuen Mannschaft die Abläufe und Automatismen lernen, wenn man die Sprache nicht versteht?
Inui: Durch ständiges Wiederholen im Training bekommt man ein Gefühl dafür. Ich setze darauf, dass die anderen verstehen, wie ich spiele und versuche mich gleichzeitig anzupassen und einzufügen. Ich denke, auf dem Platz wird es sich irgendwie fügen.
Sie wiegen 59 Kilo bei 1,69 Meter Größe, Veh bezeichnete Sie als "zartes Geschöpf", müssen Sie an Robustheit zulegen?
Inui: In Bochum habe ich mich nicht körperlich verbessert, weil ich kein Krafttraining absolvierte. Seit ich nach Frankfurt gekommen bin, habe ich bereits einige Einheiten bewältigt. Ich spüre auch bereits eine Verbesserung.
Im ersten Testspiel spielten Sie links im Mittelfeld, ist das Ihre Rolle?
Inui: Prinzipiell ist es mir egal, ob ich auf der Seite oder in der Mitte spiele, solange die Position offensiv ausgerichtet ist. Außerdem meinte der Trainer, Alex Meier und ich sollten im Spiel immer mal wieder tauschen zwischen der Zentrale und der Seite.
Steckte Ihnen das Trainingslager in Österreich wirklich so in den Knochen, Trainer Veh sagte, Sie seien platt gewesen. Konnten Sie im Testspiel deswegen nicht viel zeigen?
Inui: Okay, die Übungseinheiten waren hart, aber das darf keine Ausrede sein.
In Bochum wurde zeitweise Ihre Defensivarbeit kritisiert, haben Sie Ihr Spiel im Laufe der vergangenen Saison verändert, erwarten Sie eine weitere Veränderung?
Inui: Ich höre zum ersten Mal, dass ich defensiv nicht so mitgearbeitet haben soll.
Ich habe schon immer Defensivarbeit verrichtet.
Takashi Inui
In den Medien wurde häufiger darüber geschrieben ...
inui: ... ich habe schon immer Defensivarbeit verrichtet und an meinem Spiel nichts verändert.
Ist es Ihr Vorhaben, so viel Zug zum Tor zu entwickeln wie Kagawa, der 13 Bundesligatore schoss?
Inui: Mein Ziel ist es in der Tat, in der Bundesliga mehr Tore zu schießen und Pässe zu geben als in der 2. Liga <i>(7 Treffer/5 Assists, d. Red.)</i>. Meine Mitspieler bei der Eintracht sind auf einem höheren Niveau als die bisherigen. Ich hoffe, dass auch meine Fähigkeiten so besser zur Geltung kommen.
Hatten Sie die Bundesliga eigentlich bereits als Ziel im Kopf, als Sie vor einem Jahr nach Bochum kamen?
Inui: Ja, als feststand, dass der VfL nicht aufsteigt, war für mich klar, dass ich den Verein verlassen werde. Dann kam das Angebot aus Frankfurt, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wollte 1. Liga spielen.
Kagawa spielt künftig in der Premier League, die gerade in Asien wesentlich mehr Renommee genießt als die Bundesliga, ist England auch Ihr Ziel?
Inui: Mein erstes Ziel ist es, in der Bundesliga etwas zu erreichen. So wie Shinji Kagawa, der hier viel Eindruck hinterlassen hat. Danach sehen wir weiter.
Es kommen immer mehr japanische Fußballer, warum hat die Bundesliga an Attraktivität gewonnen?
Inui: Zum einen durch Kagawa, der gut einschlug, aber auch Okazaki beim VfB Stuttgart oder Hasebe in Wolfsburg. Japanische Fußballer haben erkannt, dass sie in der Bundesliga gute Chancen haben.
Erhoffen Sie sich durch den persönlichen Aufstieg einen Schub für die Nationalmannschaft, wo sie bisher nur drei Spiele absolvierten?
Inui: Selbstverständlich ist es als Zweitligaspieler schwieriger, in die Nationalelf zu kommen. Jetzt sind die Chancen größer. Vorausgesetzt, ich bringe in Frankfurt meine Leistung. Das ist das Wichtigste.
Interview: Michael Ebert, Kim Dämpfling