2. Bundesliga

"Ich habe noch mindestens zwei Jahre im Tank"

Voglsammer will mit Hannover nach oben

"Ich habe noch mindestens zwei Jahre im Tank"

Kommt bei Hannover immer besser in Schwung: Neuzugang Andreas Voglsammer. 

Kommt bei Hannover immer besser in Schwung: Neuzugang Andreas Voglsammer.  IMAGO/Zink

Zweites Spiel, zweite Einwechslung - erstes Tor. Gerade zwölf Minuten war Andreas Voglsammer am vergangenen Sonntag auf dem Platz, da traf er zum 7:0-Endstand für sein neues Team Hannover 96 gegen den VfL Osnabrück. "Wenn man einen Stürmer bringt, wünscht man sich, dass ihm etwas gelingt. Ein richtig schönes Tor, das er da erzielt hat", freute sich Trainer Stefan Leitl mit seinem Last-Minute-Zugang vom FC Millwall. Der fühlt sich fit für sein Startelf-Debüt am Sonntag beim Spitzenspiel in Düsseldorf, weiß aber zugleich: "In gewisse Automatismen muss ich erst wieder reinkommen. Ich fühle mich gut, das wird von Training zu Training besser. Aber ich muss Spieler und Abläufe noch weiter kennenlernen."

"Viele lange Bälle, Rumgebolze"

"Es ist wichtig, dass Andreas auf Spielminuten und damit in den Rhythmus kommt", merkt auch Leitl zu Voglsammer an, denn: "Er hatte keine ganz einfache Zeit in England." Als sich vor einem Jahr die Gelegenheit bot, von Union Berlin in die zweite englische Liga zum FC Millwall zu wechseln, ergriff der Stürmer sie. "Es war immer ein Traum, in England zu spielen. Vielleicht war es eine einmalige Chance. Die Erfahrung, wie der Fußball dort gelebt und gespielt wird, ist ganz anders." Aber, so die Erkenntnis, eben nicht unbedingt positiv - jedenfalls in der Wahrnehmung des 31-Jährigen. "Meine Gegenspieler dort waren wie Ochsen. Es war schwer. Die wollten dich im ersten Kontakt brechen. So sah das Spiel aus, viele lange Bälle, Rumgebolze." Und: "In Deutschland ist 90 Minuten lang Stimmung im Stadion, in England ja eher situationsbedingt."

Weil er aus Berlin und von Arminia Bielefeld, seiner bislang "prägendsten und schönsten Zeit", eine andere Qualität gewohnt war, wuchs das sportliche Heimweh. "Ich habe den deutschen Fußball vermisst. Die Mentalität, die Einstellung zum Sport, die ganzen Tugenden in Deutschland haben mir gefehlt." Doch einfach nur schnell zurück? So leicht wollte es sich der gebürtige Rosenheimer dann auch wieder nicht machen. "Es war wichtig für mich, zu 100 Prozent von dem überzeugt zu sein, was ich vorfinde, wenn ich aus England zurückkomme. Das war in Hannover der Fall."

"Geheimsprache" mit dem Coach

Mit Hannover will der Neue nun den Blick auf die Bundesliga richten. "Man will als Fußballer immer das Höchstmögliche erreichen." Vor allem nach seinem Aufstiegsjahr mit Arminia 2019/20 kann er seinen Kollegen mit seinen Erfahrungen, wie so etwas funktioniert, helfen. "In der 2. Liga braucht man auch das Spielglück. In Bielefeld haben wir die Punkte gegen die vermeintlich kleinen Klubs geholt und die vermeintlichen Favoriten haben die Punkte gegen die Kleinen liegen lassen. Wir haben sie mitgenommen. Wir haben über die 34 Spieltage hinweg immer von Woche zu Woche geschaut." Das schnelle Eingewöhnen ist für den Routinier kein Problem, zumal es alte Bekannte bei den Niedersachsen gibt. Mit Julian Börner, Max Christiansen und Fabian Kunze spielte er einst in Bielefeld zusammen, mit Cedric Teuchert bei Union. Und Stefan Leitl ist als gebürtiger Münchner ein "Landsmann" von Voglsammer. "Wir kommen als Bayern super miteinander aus. Wir können uns ja auch auf bayrisch verständigen." Ohne "Geheimsprache" blühte indes jüngst zwischen den beiden der Flachs.

Voglsammer: "Er hat mir im Spaß auf die Brust geboxt und gefragt: ,Wo ist deine Körperspannung?‘ Also werde ich als Nächstes Mal wieder etwas mehr Bankdrücken…" Kein Problem, denn den Kraftraum hat der England-Rückkehrer ohnehin stets gemocht. "Ich bin ja nicht der Allergrößte, ich muss mich auf dem Platz wehren. Das kann ich nur, wenn ich stark bin. Mit 15 habe ich mit dem Krafttraining angefangen. Das hilft mir, erfolgreich zu sein. Und: das Krafttraining macht mir auch Spaß." Nach seiner Karriere werde man ihn daher sicherlich weiterhin im Gym sehen. "Ich will generell später im Sport bleiben, habe auch schon Dinge im Kopf, aber noch keinen konkreten Plan."

Doch bis dahin wird ohnehin noch etwas Zeit vergehen. "Ich habe noch mindestens zwei Jahre im Tank. Ich will Fußball spielen, solange mein Körper mich trägt, solange es Spaß macht." Der Vertrag bei 96 läuft vorerst bis 2025, mit vielversprechenden Aussichten, die er mit eigenem Dazutun noch verbessern möchte. "Ich bin überzeugt davon, dass wir eine gute Mannschaft in Hannover und ein gutes Trainerteam haben. Ich setze mir keine Marke, versuche aber so viele Tore wie möglich zu machen."

Michael Richter