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"Huh!": Als Island die Engländer nach Hause schickte

Der Ex-Lauterer Bödvarsson über das EM-Achtelfinale 2016

"Huh!": Als Island die Engländer nach Hause schickte

Im Achtelfinale der EM 2016 sorgte Island um Jon Dadi Bödvarsson (#15) für eine große Überraschung gegen England.

Im Achtelfinale der EM 2016 sorgte Island um Jon Dadi Bödvarsson (#15) für eine große Überraschung gegen England. imago images (2)

Der Isländer Bödvarsson spielt und lebt seit acht Jahren in England - und wird dort immer mal wieder auf den 27. Juni 2016 angesprochen. "Wenn ich es selbst anspreche, sagen die Leute meistens: Fang nicht damit an! Aber es war wirklich ein großartiger Moment für Island", erzählt er. "Nicht nur das Spiel gegen England, sondern die ganze Europameisterschaft war eine unglaubliche Zeit."

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Bödvarsson: "Jeder von uns machte das Spiel seines Lebens"

Die fand ihren Höhepunkt mit dem 2:1 des Außenseiters gegen den großen Favoriten, an dem Bödvarsson mit der Vorlage zum Siegtor durch Kolbeinn Sigthorsson seinen Anteil hatte. Die Führung nach 18 Minuten gaben die Isländer nicht mehr aus der Hand. "Die EM zu erreichen war schon ein Meisterstück. Wir kamen mit viel Selbstvertrauen nach Frankreich, das 1:1 gegen Portugal zum Start hat uns weiter bestärkt. Ins Achtelfinale gegen England gingen wir mit einem starken Glauben. Und jeder von uns machte das Spiel seines Lebens", berichtet Bödvarsson, der zuvor beim 2:1 im letzten Gruppenspiel gegen Österreich auch selbst getroffen hatte.

Ein Hauch von Island in Bolton

Bei ihrer ersten Teilnahme an einem großen Turnier sammelten die Isländer Sympathien mit ihrer kämpferischen Spielweise - und mit ihrem Jubel, der in Frankreich durch die Stadien donnerte und sich in ganz Europa verbreitete. Das rhythmische Klatschen im Wechsel mit lauten "Huh!"-Rufen hat es sogar bis nach England geschafft. "Vielleicht weckt der Thunderclap bei einigen schlechte Erinnerungen. Aber hier in Bolton haben die Fans das übernommen und machen es nach Siegen mit mir zusammen", erzählt Bödvarsson, der bis Mai für die Bolton Wanderers in der drittklassigen League One aktiv war.

2016 spielte der Stürmer ein halbes Jahr für den 1. FC Kaiserslautern, in 15 Zweitliga-Partien gelangen ihm zwei Tore. Nach dem Turnier in Frankreich, das für Island im Viertelfinale mit einem 2:5 gegen den Gastgeber endete, wechselte er für drei Millionen Euro zu den Wolverhampton Wanderers. "England war immer mein Traumziel als Fußballer, inzwischen bin ich seit acht Jahren dort. Der Erfolg bei der EM hat mir und dem ganzen Team auf jeden Fall Türen geöffnet und meine Karriere verändert", sagt Bödvarsson.

Wie die nun weitergeht, weiß der 32-Jährige noch nicht: "Mein Vertrag ist ausgelaufen, ich bin offen für Neues, ob in England oder woanders." Wo auch immer: Auf den Coup gegen die Three Lions wird Bödvarsson wahrscheinlich weiterhin ab und zu angesprochen werden.

David Bernreuther

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