2. Bundesliga

HSV: Das erste Ziel ist fast verpasst

Spektakulär, aber einfach nicht stabil - die Relegation wäre kein Erfolg

HSV: Das erste Ziel ist fast verpasst

Für Tim Walter und den HSV geht es wohl nur noch um die Relegation.

Für Tim Walter und den HSV geht es wohl nur noch um die Relegation. IMAGO/Eibner

Als sein Arbeitstag zu Ende war, wiederholte Tim Walter das, was er eigentlich immer sagt. "Die Zuschauer honorieren, was wir hier in den zurückliegenden eineinhalb Jahren aufgebaut haben, wir gehen diesen Weg genauso weiter." Dieser wird den HSV und seinen Trainer nach dem 2:2 gegen Paderborn ziemlich sicher nur in die Relegation führen - und das wäre angesichts des Personalaufwands anders als im Vorjahr kein Erfolg.

Wiederkehrende Muster: Der eine Fehler zu viel

Walter wirkt in diesen Tagen beim Verteidigen seiner Idee mitunter konsequenter als seine Spieler beim Verteidigen ihres Tores. Am Freitagabend kassierten sie die Treffer neun und zehn in den letzten vier Partien. Das ist zu viel für den Aufstieg, und es hätten insbesondere in der wilden Anfangsphase noch mehr sein können. "Aber dann", lobt Walter, "haben wir genau das gemacht, was wir unbedingt wollten, wir waren bedingungslos und leidenschaftlich in beide Richtungen." Dass sich der HSV vom anfänglichen Paderborner Überfallkommando erholte, ist tatsächlich positiv. Dass er trotz zweimaliger Führung den dringend benötigten Sieg dennoch herschenkte, ist bedenklich. Und die Art und Weise bezeichnend.

Miro Muheim ist seit dem Kreuzbandriss von Noah Katterbach ohne Konkurrenz, gesetzt indes war der Schweizer auch zuvor, obwohl er immer wieder folgenschwer patzte. Gegen die Ostwestfalen trat er Florent Muslija bei dessen Weg aus dem Strafraum heraus völlig unnötig in die Beine - es war der eine Fehler zu viel, den der HSV in diesem Kalenderjahr so häufig macht. Das reicht dann folgerichtig nicht zum Aufstieg und führt auch Walters Lamento ad absurdum. "Das Glück ist uns nicht hold, der HSV muss sich immer alles hart erarbeiten, aber wir lamentieren nicht. Wir trotzen allen Widerständen."

Spektakel statt Stabilität

Walters Worte klingen mitunter, als hätten sich böse Mächte gegen den HSV verschworen oder seien die Kritiker unverhältnismäßig. Tatsächlich ist das 2:2, wenn Darmstadt und Heidenheim ihre Heimaufgaben lösen, fast gleichbedeutend mit dem Verpassen des ersten Saisonzieles. Das war der Direktaufstieg, und der ist nicht zu erzielen durch die ständigen Verweise darauf, dass der Verein seine bislang beste Zweitliga-Saison spielt, sondern unter anderem mit Stabilität. Diese ist Kernmerkmal der beiden führenden Teams und fehlte Walters Elf gegen den Vierten - Leidenschaft hin, Spektakel her, einmal mehr.

Durch das Unentschieden bleibt Paderborn auf Distanz, einzig St. Pauli und Düsseldorf könnten durch Siege auf vier Punkte herankommen und nochmal zur Bedrohung werden für einen dritten Platz, den im Sommer keiner wollte. Sebastian Schonlau aber sagt: "Wenn es nicht anders geht, dann nehmen wir auch die Relegation. Alle reden die immer relativ negativ, dabei sind es zwei Spiele, in denen wir den Aufstieg wieder in der eigenen Hand haben." Den Aufstieg hatte der HSV auch in der Liga in der eigenen Hand, bis er aus acht Partien nur zwei Siege einfuhr. Diese Wahrheit gehört dazu, wenn es um den viel zitierten Weg geht.

Sebastian Wolff

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