Bundesliga

Hoeneß' Schnapsidee mit Lerby: "Heutzutage unvorstellbar"

Däne spielte am selben Tag für Land und Verein

Hoeneß' Schnapsidee mit Lerby: "Heutzutage unvorstellbar"

Voller Tatendrang: Uli Hoeneß (li.) und Sören Lerby im Jahr 1985.

Voller Tatendrang: Uli Hoeneß (li.) und Sören Lerby im Jahr 1985. imago images (2)

Man wird Uli Hoeneß wohl nicht viele "verrückte Gedanken" vorwerfen können und ihm damit ein ehrliches Schmunzeln abverlangen. In diesem Fall, der inzwischen bald 38 Jahre zurückliegt, dürfte es allerdings so sein. Auch Sören Lerby erinnert sich immer wieder gerne.

"Als mich Uli damals mit dieser Idee konfrontierte, fühlte ich mich wirklich begehrt und sah mich als Sportler herausgefordert", erzählte der damalige Mittelfeldspieler des FC Bayern einmal bei "11 Freunde". Und die Idee war folgende.

Hoeneß reist mit nach Dublin

Lerby, in München Leistungsträger, sollte bei Bayerns DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfL Bochum unbedingt auf dem Platz stehen - obwohl er an diesem 13. November 1985 mit der dänischen Nationalmannschaft ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel in Irland vor der Brust hatte. Dafür hatte Hoeneß natürlich auch Verständnis - und so bot der damalige Manager seinem Spieler an, einfach beide Spiele zu machen.

"Ich war im besten Fußballeralter, hatte gute Beine", erinnerte sich der geschmeichelte Linksfuß - und sagte zu. Die frühe Anstoßzeit in Dublin machte den Plan erst möglich, auch Dänemarks deutscher Trainer Sepp Piontek erklärte sich bereit, Lerby bei aussichtsreichem Spielstand vorzeitig auszuwechseln. Doch zur Pause hieß es 1:1, da wollte Piontek Lerby noch nicht entbehren. Hoeneß, nach Dublin mitgereist, scharrte am Spielfeldrand mit den Hufen.

So schnell geduscht habe ich nie wieder.

Sören Lerby

In der 57. Minute fiel schließlich das 3:1 für Dänemark - und Michael Laudrup, Preben Elkjaer Larsen und die anderen konnten auch ohne Lerby weiterspielen, der "so schnell duschte wie nie wieder" und "mit nassem Haar zum Uli ins Auto" sprang. Ab zum Flieger nach Düsseldorf - eskortiert von der irischen Polizei - und schließlich mit dem Porsche über die Autobahn nach Bochum. Auch die Zeitverschiebung half.

Die letzten Kilometer muss Lerby rennen

Doch dann der Schock. "Vor dem Ruhrstadion gerieten wir in einen Stau. Es ging nicht mehr vor, nicht zurück, nichts", so Lerby. "Ich bin wahnsinnig geworden in der Karre." Also stieg er aus, "sagte 'Tschüss' zum Uli" und rannte die letzten zwei Kilometer zum Stadion - "ich wollte von Beginn an spielen".

Das allerdings klappte nicht mehr. Als Lerby ankam, standen die Mannschaften bereits im Spielertunnel und wollten aufs Feld. So brachte Bayern-Trainer Udo Lattek seinen Antreiber eben erst nach der Pause, als immer noch genug von "120 Minuten Pokaldramatik" übrig war, wie tags darauf im kicker stand. Endstand 1:1.

Uli Hoeneß, Hermann Gerland, Sören Lerby

Als Trainer gab Sören Lerby, hier mit Uli Hoeneß und Hermann Gerland, 1991/92 keine glückliche Figur ab. imago images

Um ein Haar wäre Hoeneß' Plan noch zum ganz großen Coup geworden, doch Lothar Matthäus, der in diesem Spiel von einer Verletzung zurückkehrte, versiebte auf Zuspiel von Lerby die Chance zum 2:1. So gab es 1985 ein Wiederholungsspiel, das die Bayern mit 2:0 für sich entschieden. Lerby, diesmal ausgeruht, schoss den zweiten Treffer selbst.

Zwei Jahre später wiederholt Hoeneß den Stunt

"Wer kann schon von sich behaupten, innerhalb von sechs Stunden in zwei Ländern für zwei Teams auf dem Platz gestanden zu haben? Heutzutage ist so etwas unvorstellbar", glaubt der nun 65-jährige Jubilar, der als Übergangs-Trainer in München 1991/92 weniger Erfolg hatte.

Damals war das halt noch anders. So dachte auch Uli Hoeneß und ließ nur zwei Jahre später auch den Waliser Mark Hughes nach einem Länderspiel noch am gleichen Tag für den FC Bayern auflaufen.

nba

Von Lerby bis Lewy: Die wichtigsten Hoeneß-Transfers