2. HBL

Handball: Heiße Hand und kühler Kopf - Wie tickt Max Beneke?

Nachwuchsspieler im Porträt

Heiße Hand und kühler Kopf: Wie tickt Max Beneke?

Max Beneke gab sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gegen Schweden.

Max Beneke gab sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gegen Schweden. Sascha Klahn

Auszüge des Textes stammen aus der im vergangenen Sommer erschienenen 11. Ausgabe von 'Bock auf Handball'. Die 15. Ausgabe des Handball-Magazins ist derzeit im Zeitschriftenhandel erhältlich - frühere Ausgaben gibt es im Online-Shop.
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Im Alter von 21 Jahren hat Max Beneke es im Handball schon bis ganz nach oben geschafft. Er ist Stammspieler beim Zweitligisten 1. VfL Potsdam und feierte mit seinem Klub in dieser Saison den erstmaligen Aufstieg in die Handball-Bundesliga. Dazu kommen einige Einsätze für die Füchse Berlin im Europapokal und in der Bundesliga. Ab diesem Sommer wird Beneke fix bei den Füchsen im Kader stehen.

Auch in der Nationalmannschaft hat Benekes Karriere Fahrt aufgenommen. Im April 2023 gab der junge Rückraumspieler im Rahmen des EHF Euro Cups gegen Schweden sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Wenige Monate später feierte er mit der U21-Nationalmannschaft den WM-Titel auf heimischen Boden. "Seine Entwicklung ist phänomenal", sagt sein Potsdamer Trainer und großer Förderer Bob Hanning.

So überrascht es nicht, dass diese Saison für Beneke, der mit 291 Toren der Toptorjäger der zweiten Liga ist, mit der Auszeichnung für den "Nachwuchsspieler der Saison" endet. Ein Blick auf die noch junge Karriere des 21-Jährigen zeigt, dass noch viel Potential in dem Rückraumspieler steckt.

Die ungewöhnliche Reise von Max Beneke

Max Beneke

Max Beneke Sascha Klahn

Hätte Max Beneke einen höheren IQ gehabt, wäre er vermutlich nicht der Handballer, der er heute ist. Nach der 4. Klasse wäre er gerne aufs Gymnasium gegangen, was in Mecklenburg-Vorpommern eigentlich erst nach der 6. Klasse möglich ist. Doch der junge Beneke wollte eine Sonderregelung ausnutzen, wie es sein Bruder Paul Udo schon getan hatte.

Wer in einem IQ-Test auf einen Wert über 130 kam, der durfte schon zwei Jahre früher in einer Hochbegabtenklasse starten. Doch Beneke scheiterte an dieser Hürde, wie man knapper nicht scheitern konnte. Er erreichte einen Wert von 126, und während der fünfeinhalb Jahre ältere Paul längst auf diesem Gymnasium war, musste Beneke noch zwei Jahre länger in der Grundschule ausharren - was ihm stattdessen eine der außergewöhnlichsten Karrieren im Spitzenhandball ermöglichte.

"Wäre ich damals aufs Gymnasium gegangen, hätte ich nicht dreimal die Woche trainieren können. Und ich hätte nicht die Entwicklung nehmen können, wie ich sie genommen habe", sagte Beneke im Gespräch mit 'Bock auf Handball'. Wie es das Schicksal so wollte, ging Beneke anstatt auf das Gymnasium kurze Zeit später eben ins Internat der Sportschule Potsdam.

Max Beneke: "Ich habe einen eigenen Charakter"

Max Beneke

Ein Zufall sorgte für die Entdeckung von Max Benekes Talent. Sascha Klahn

Kurz nach dem verpassten Sprung aufs Gymnasium ist es wieder eine Geschichte mit seinem Bruder Paul, die erheblichen Einfluss auf seinen Lebenslauf nimmt. Beneke ist damals elf Jahre alt und will an einem Handballcamp in Mecklenburg-Vorpommern teilnehmen. Er würde gerne zusammen mit Paul hin, der ist zu diesem Zeitpunkt aber schon zu alt und geht stattdessen in ein anderes Camp in Brandenburg, zehn Minuten vom Haus der Großeltern entfernt.

Als Beneke mit seinem Trainingslager fertig ist, besucht er Oma und Opa, zufällig ist zu diesem Zeitpunkt noch ein Platz im Camp seines Bruders frei. Also trainiert er mit - und wird entdeckt. Der Nachwuchstrainer Sven Brade wird auf Beneke aufmerksam und lotst den Jungen nach Potsdam. Im Alter von zwölf Jahren zieht Beneke von zuhause aus und in die große Welt des Handballs ein.

"Mit dem Umzug in die Sportschule in Potsdam hat der Handball plötzlich einen ganz anderen Aspekt in meinem Leben bekommen, weil ich es auf einmal tagtäglich erlebt habe und nicht nur dreimal die Woche", erzählt er. Er entwickelt sich schnell, wird größer und legt an Muskelmasse zu. Mit 16 wechselt er zu den Füchsen Berlin, wo Bob Hanning ihn schnell in die A-Jugend hochzieht. Eben jener Hanning, der ihn längst auch in Potsdam trainiert.

"Bob hat letztens gesagt, dass er ein bisschen gebraucht hat, um mich zu verstehen", sagt Beneke. "Ich habe einen eigenen Charakter. Er hat nicht sofort verstanden, wie ich funktioniere." Max sei ein bisschen ein Spätentwickler“, sagt Hanning. "Es hat bei ihm alles immer ein bisschen länger gedauert, kam dann aber umso impulsiver zurück, also mit doppelter Geschwindigkeit."

Und sein Charakter? "Er ist ruhig, hat aber einen tiefgründigen Humor", erzählt Hanning. "Es gibt ja solche eher ruhigen Menschen, bei denen auf einmal ein Spruch kommt, mit dem keiner rechnet." Auch Beneke selbst beschreibt sich als jemanden, "der sich alles erst mal sachlich anschaut", ohne vorschnell zu urteilen. "Ungerechtfertigte Kritik lasse ich an mir abprallen", sagt er. "Ich bin eigentlich ohne Sorgen."

Tod von Jugendtrainer hinterlässt Spuren

Aber auch in der noch jungen Laufbahn von Beneke gab es bereits ein Ereignis, welches ihn sichtbar bewegt hat. Während seiner Anfangszeit in Potsdam ist Detlef Doering einer seiner Trainer, er sah großes Potenzial in seinem jungen Schützling.

Nach schwerer Krankheit verstirbt der 59-Jährige leider Anfang 2019. Beneke ist gerade in der Schule, als der Sportliche Leiter Alexander Haase eine Nachricht an die Mannschaft schreibt, sich bitte in der Halle zu versammeln.

"Er hat es dann vor allen gesagt, im ersten Moment war das ein Schreck", sagt Beneke. 30 Jahre lang prägte Doering mit seiner Arbeit den Potsdamer Handball-Nachwuchs, er stellte Spieler ein und bildete sie aus. Auch Beneke. Noch heute hat er Tränen in den Augen, wenn er vom Tod seines Förderers erzählt. Ganz so kühl, wie er sich manchmal selbst beschreibt, ist er also definitiv nicht.

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Nils Bastek, Sascha Klahn, Bock auf Handball