Bundesliga

Mainz 05: Heidels Abrechnung mit Söder und Co: "Populismus"

Mainzer Sportvorstand wegen Impfpflicht-Debatte in Rage

Heidels Abrechnung mit Söder und Co: "Populismus"

Wundert sich über Aussagen aus der Politik: Mainz-05-Boss Christian Heidel.

Wundert sich über Aussagen aus der Politik: Mainz-05-Boss Christian Heidel. imago images/Martin Hoffmann

Er selbst ließ sich bereits vor einigen Tagen in seiner Wahlheimat Mallorca die Spritze mit der Booster-Impfung setzen: "Damit", erklärt Christian Heidel, "habe ich einfach ein besseres Gefühl". Am allerliebsten wäre ihm , "wenn sich alle Menschen impfen lassen". Und "meine persönliche Meinung ist", so der 58-Jährige, "wenn wir es auf anderem Weg nicht hinbekommen, hätte ich auch nichts gegen eine Impfpflicht einzuwenden." Was den Mainzer Sportvorstand allerdings in Rage bringt, sind Forderungen aus der Politik nach einer Impfpflicht speziell für Fußballprofis, zuletzt namentlich propagiert von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und dessen NRW-Kollegen Hendrik Wüst (CDU). "Ich kann mich nur wundern, wenn bei der Ministerpräsidentenkonferenz ganz, ganz wichtige Entscheidungen für uns Land getroffen werden", betont Heidel, "und als erste Aussage danach kommt: Auch die Fußballer auf dem Platz müssen 2G erfüllen. Da habe ich schon den Eindruck: Man stellt dieses Thema in den Vordergrund, um andere Probleme, nämlich das, was politisch in den letzten Monaten passiert ist, zu übertünchen."

"Die Impfquote in der Politik liegt nicht ansatzweise so hoch wie im Fußball"

Erklärtermaßen zielt Heidel damit "ein bisschen auf Herrn Söder ab" und ergänzt: "Ich wollte mal darauf hinweisen, dass es in Deutschland keine Branche gibt mit einer solch hohen Impfquote wie der Profifußball. Mich würde mal die Impfquote des deutschen Bundestags interessieren. Darüber redet überhaupt niemand - aber über nicht mal 100 Personen im Fußball. Die Politiker haben genauso eine Vorbildfunktion. Doch die Impfquote in der Politik liegt nicht ansatzweise so hoch wie im Fußball." Nach Heidels Ansicht gelte das sogar dann noch, wenn man die AfD-Vertreter außer Acht lasse. Den Fokus auf den Profifußball zu richten, ist in Heidels Augen schlicht: "Populismus." Zudem solle "das eigentliche Thema dadurch in den Hintergrund gedrängt werden: Dass wir in Deutschland beim Thema Corona immer nur hinterherrennen. Ich lebe ab und zu auch in Spanien: Wie die das hinkriegen, davon könnten wir uns in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden."

"Was der FC Bayern macht, wäre in Mainz 100-prozentig genauso"

Am allermeisten stößt Heidel auf, "wenn es mit Blick auf Fußballer dann auch noch heißt: Diese hochbezahlten Leute. Im Zusammenhang mit einer Impfung über das Einkommen zu reden - das ist das schlechteste Argument, das es überhaupt gibt." Die besten Argumente auf seiner Seite habe dagegen der FC Bayern mit der Entscheidung, ungeimpften Spielern während deren Quarantäne-Zeit kein Gehalt zu zahlen. Heidel: "Ich finde völlig normal, was der FC Bayern macht. Ein Spieler muss als Kontaktperson in Quarantäne, weil er nicht geimpft ist, kommt deshalb nicht ins Training - warum sollte der bezahlt werden? Es hätte mich gewundert, wenn der FC Bayern einen anderen Weg gegangen wäre. Das würde in Mainz 100-prozentig genauso gemacht werden." Bei den 05ern allerdings ist "bis auf eine Person, bei der es gewisse Gründe gibt" laut Heidel jedoch ohnehin "die gesamte Abteilung geimpft". Dass das Thema den Profifußball noch eine ganz Zeit lang begleiten wird, liegt für Heidel auf der Hand: "Bei so einem Turnier wie der WM im nächsten Winter in Katar bin ich mal gespannt, ob man das Risiko eingeht, ungeimpfte Spieler mitzunehmen. Das müssen Hansi Flick und die anderen Nationaltrainer entscheiden."

Thiemo Müller

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