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Hector: "Auf dem Weg zum Punkt habe ich mir in die Hose geschissen"

Scheidender Köln-Profi über seine Nationalmannschaftskarriere

Hector: "Auf dem Weg zum Punkt habe ich mir in die Hose geschissen"

Der wohl wichtigste Elfmeter seiner Karriere: Jonas Hector im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien.

Der wohl wichtigste Elfmeter seiner Karriere: Jonas Hector im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien. imago/Horstmüller

Für die Chance, bei der WM 2022 für Deutschland dabei zu sein, hätte mancher wohl alles gegeben. Jonas Hector jedoch ließ sie ganz bewusst verstreichen. Als ihn Bundestrainer Hansi Flick vor dem Turnier in Katar fragte, ob er nach seinem Rücktritt 2020 zu einem Comeback bereit sei, lehnte Hector ab.

"Weil ich den Eindruck hatte, dass es für mich persönlich besser ist, nicht teilzunehmen", erklärte der 32-Jährige im Interview mit "11 Freunde". "Zwei Jahre zuvor hatte ich die Sinnhaftigkeit von Länderspielreisen hinterfragt, und ich kam zu dem Schluss, dass sich an meiner Einstellung nichts verändert hatte." Mehrere Faktoren hätten den Ausschlag für seine Absage gegeben: "die Umstände dieser WM, die Ungewissheit, ob ich überhaupt spielen würde, und die lange Zeit ohne Familie", so Hector. "Für mich fühlte es sich nicht richtig an."

"Strafstöße habe ich schon in der Jugend nie gerne geschossen"

Dabei verbindet der 43-malige Nationalspieler (drei Tore) mit der DFB-Auswahl einige positive Erinnerungen. Unvergessen bleibt, wie er im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien als neunter deutscher Schütze den entscheidenden Elfmeter zum Weiterkommen verwandelte. "Dass der italienische Schütze vor mir (Matteo Darmian, Anm. d. Red.) verschossen hatte, war von Vorteil", blickt er zurück. "Aber ehrlich: Auf dem Weg zum Punkt habe ich mir in die Hose geschissen."

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Warum er trotzdem antrat? "Weil nach mir nicht mehr viele Schützen gekommen wären. Ich wollte es hinter mich bringen." Die Bedeutung des Spiels sei ihm dabei bewusst gewesen. "Und natürlich war da die Angst vor dem Misserfolg. Egal, was andere sagen: Wenn ich zum Elfmeter antrete und nicht treffe, ist es ein Misserfolg. Strafstöße habe ich schon in der Jugend nie gerne geschossen, wie klein das Dorfturnier auch immer war. Und den Unterschied zwischen Bezirkssportplatz und dem EM-Stadion in Bordeaux habe ich deutlich gespürt." Entsprechend habe sich "alles entladen", als der Ball drin war, so Hector.

Bei der EM war im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich Schluss, ein Jahr später gewann die DFB-Elf mit Hector immerhin den Confed-Cup. Der bedeute ihm "viel", lacht er: "Mehr große Titel habe ich ja nicht gewonnen. Aber auch die Umstände haben gepasst: Wir hatten eine gute Truppe und spürten keinerlei Erwartungen in Deutschland. So sind wir hingefahren, um Spaß zu haben, und ich glaube, deswegen haben wir auch gewonnen."

jpe

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