EM

Harnik über Klein-Österreich bei Werder: "Hat eine Historie"

Drei Werder-Profis aus der Alpenrepublik

Harnik über Klein-Österreich am Osterdeich: "Hat wirklich eine Historie"

Einer von vielen Österreichern mit Werder-Vergangenheit: Martin Harnik.

Einer von vielen Österreichern mit Werder-Vergangenheit: Martin Harnik. IMAGO/Lobeca

Der SV Werder Bremen und seine Österreicher - das ist eine Kombination, die nicht erst ab der kommenden Saison als ziemlich passend empfunden werden kann. Dann werden mit Romano Schmid, Neuzugang Marco Grüll und Kapitän Marco Friedl wieder drei Profis aus der Alpenrepublik im Kader des Bundesligisten stehen.

Insbesondere Andreas Herzog hatte den Klub schon zwischen 1992 und 1995 nachhaltig geprägt, und ab 2007 setzte dann sogar eine kleine Österreichisierung am Osterdeich ein - mit bis heute zehn weiteren unter Vertrag genommenen Spielern. Den Anfang machte seinerzeit Martin Harnik, der aus der Bremer Regionalliga-Mannschaft ins Bundesliga-Team hochgezogen wurde, zwei Spielzeiten blieb und 2018 noch einmal zu Werder zurückkehrte.

Ex-Werder-Coach Schaaf als "großer Faktor"

Wieso scheint dieser "kulturelle Fit", von dem beim Klub an der Weser so oft die Rede ist, offenbar gerade bei seinen Landsmännern gegeben? "Es ist vor allem der familiäre Aspekt bei Werder, der viele Österreicher anspricht", sagt Harnik, bei der EM aktuell als Experte für ServusTV  im Einsatz.

"Und diese Beziehung hat ja wirklich eine Historie. Ich glaube, dass damals Thomas Schaaf ein großer Faktor war, der bekennender Österreich-Liebhaber ist und dort oft seine Urlaube verbracht hat. Seine Identifikation hat es dann auch ausgemacht, dass sich viele Österreicher in den persönlichen Gesprächen abgeholt gefühlt haben", fährt Harnik fort. Bis zum Ende von Schaafs Cheftrainer-Amtszeit im Jahr 2013 spielten sogar mal vier österreichische Profis zeitgleich für Werder: Sebastian Prödl, Marko Arnautovic, Zlatko Junuzovic sowie Richard Strebinger.

Harnik: "Das sind schlicht gute Fußballer"

Und mittlerweile habe die Qualität der Spieler aus dem Nachbarland noch mal zugenommen, wie Harnik herausstellt: "Der österreichische Fußball ist wirklich ein sehr gutes internationales Produkt geworden. Denn am Ende ist es ja nicht nur der Wohlfühlfaktor oder eine gewisse Sympathie für das Land, sondern das sind schlicht gute Fußballer." Für die zudem auch die Sprachbarriere wegfällt. "Das ist natürlich ein Vorteil. Die Jungs müssen kaum integriert werden und kommen in der Bundesliga meistens sehr schnell zurecht", erklärt der 68-malige Nationalspieler.

Ein Lob spricht Harnik vor dem zweiten Gruppenspiel der Österreicher am Freitag gegen Polen (18 Uhr, LIVE! bei kicker) explizit Schmid aus, der beim Auftaktmatch gegen Frankreich (0:1) in der Nachspielzeit zum Einsatz kam. "Was auffällt, ist, wie er seine körperlichen Defizite, die nicht wegzutrainieren sind, durch ganz viel Leidenschaft und Cleverness kompensiert", so der 37-Jährige über den 1,68-Meter-Mann: "Und fußballerisch ist er sowieso richtig gut. Seine Entwicklung wird nicht aufhören."

Friedls Pech: "Er konnte sich zu selten zeigen"

EM-Fahrer Grüll (ablösefrei von Rapid Wien verpflichtet) sei zudem ein "interessanter Spieler, der sich jetzt auf neuer Ebene beweisen muss, was ihm aber definitiv zuzutrauen ist", erklärt der TV-Experte. Werder-Kapitän Friedl indes blieb die EM-Bühne trotz starker Rückrunde verwehrt, den Lehrgang im März hatte er verletzt verpasst. "Sportlich hätte er helfen können", glaubt Harnik, "sein Pech war, dass er sich zu selten vor Ort zeigen konnte. Er hatte nicht die Chance, sich zu einem Teil der Nationalmannschaft zu entwickeln."

Tim Lüddecke

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