Bundesliga

Goretzka über Druck in der Nationalelf und das Duell mit Lewandowski

Nationalspieler läuft sich gerade auch für die WM richtig warm

Goretzka über Druck in der Nationalelf und das Duell mit Lewandowski

Der Blick richtet sich langsam Richtung WM: Leon Goretzka.

Der Blick richtet sich langsam Richtung WM: Leon Goretzka. IMAGO/Sven Simon

Den Blick auf die Tabelle konnte sich Leon Goretzka ersparen. Trotz des 2:0-Sieges in Hoffenheim war eine Veränderung an der Bundesligaspitze nicht möglich gewesen. Immerhin aber hatte sich bis zur Partie des Tabellenführers Union Berlin am Sonntagnachmittag in Bochum der vorherige Rückstand der Münchner auf einen Zähler verringert. Wie der Auftritt des Ersten beim Letzten 24 Stunden später verlaufen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erahnen. "Ich persönlich gucke schon immer Bundesliga, wenn ich kann", antwortete der Mittelfeldantreiber des FC Bayern auf die kicker-Frage, ob er sich anschaue, wie die Berliner in seiner Geburtsstadt und bei einem seiner früheren Klubs abschneiden würden. "Von daher werde ich es mir angucken." Der kicker stellte Goretzka weitere Fragen.

Sind Sie zufrieden mit dem Spiel gegen Hoffenheim?

"Ja, schon. Wir haben inzwischen viele Spiele im Drei-Tage-Rhythmus in den Beinen, dafür haben wir top 35, 40 Minuten in der ersten Halbzeit gespielt. Erst in den letzten fünf Minuten gab es zwei Chancen für Hoffenheim. Ansonsten haben wir eine super erste Halbzeit gespielt und dann das Spiel, ehrlich gesagt, verwaltet. Aber dass uns das gelingt, ist auch ein Schritt nach vorne."

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Also wäre ein höherer Sieg möglich gewesen?

"Wir hatten genug Chancen, ein, zwei Tore nachzulegen - ich an allererster Stelle. Aber drei Punkte gibt es auch für ein 2:0."

Ist der FC Bayern nun wieder voll im Flow? Oder sehen Sie noch an gewissen Stellen dringenden Verbesserungsbedarf?

"Es gibt immer Dinge, die wir besser machen müssen. Aber klar, man kann schon von einem Flow sprechen. Was aber zu einem Flow gehört, ist, dass man immer wieder bereit ist zu investieren. Das kommt ja nicht von alleine. Es steckt viel Arbeit dahinter, wir dürfen nicht aufhören damit."

Laufen Sie sich persönlich gerade auch für die WM richtig warm?

"Ja, natürlich, auch wenn ich eigentlich versuche, die WM noch beiseitezuschieben, weil wir mit Bayern in einer schwierigen Situation gesteckt haben - und dafür unsere volle Aufmerksamkeit gefordert war. Aber das Schöne ist, dass das Hand in Hand läuft. Es ist im Bewusstsein des Bundestrainers, dass wir im Verein unsere Aufgaben top erfüllen - und damit zwangsläufig gut gewappnet sind für die WM."

Bei der Nationalmannschaft waren Sie zuletzt nicht dabei ...

"... ich war schon dabei, aber nur für ein Training ..."

... also nicht in den Spielen gegen Ungarn und in England. Ilkay Gündogan hat sich da gut präsentiert. Spürten Sie da einen gewissen Druck und wollen Sie nun zeigen: Hallo, Goretzka ist hier?

"Goretzka ist hier - auf jeden Fall. Aber ich habe noch nicht so viele Gedanken daran verschwendet. Ich will mich einfach in eine gute Verfassung bringen und, wenn es zur WM geht, topfit sein. Dann bin ich bereit, der Mannschaft zu helfen."

Bei wie vielen Prozent sind Sie aktuell?

"Bei 100 Prozent. Auf jeden Fall."

Keine Rücksicht auf Lewandowski

Am Mittwoch geht es gegen Barcelona. Wenn Inter Mailand gegen Viktoria Pilsen im Spiel am frühen Abend gewinnt, muss der FC Barcelona in die Europa League. Der FC Bayern ist schon für das Achtelfinale qualifiziert und kann Barcelona und seinen früheren Torjäger Robert Lewandowski mit einem Sieg definitiv aus der Königsklasse schießen. Was für ein Spiel wird es im Camp Nou? Ein Freundschaftsspiel? Eine Dienstreise? Eine Kaffeefahrt? Training?

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"Es ist jedem klar: Wenn wir im Camp Nou gegen den FC Barcelona spielen - da kann es ein Vorbereitungsspiel oder ein Champions-League-Finale sein, egal -, dann ist es ein supergeiles Spiel, auf das wir uns freuen. Und wir werden auch alles tun, um es zu gewinnen. Es ist eine besondere Konstellation. Lewy ist bei Bayern schon sehr verwöhnt gewesen, immer mindestens im Achtelfinale zu stehen und weiterzukommen. Aber so ist es halt - jetzt können wir darauf keine Rücksicht mehr nehmen."

Seine Vorlage - Absicht oder Zufall?

In Hoffenheim hatte Goretzka, wie von ihm oben selbstkritisch angemerkt, eine Riesenchance vergeben, als er aus sieben Metern TSG-Keeper Oliver Baumann den Ball an den Körper hämmerte (20.). Drei Minuten zuvor hatte er allerdings die 1:0-Führung vorbereitet: Seine Kopfballverlängerung des ersten Eckballs, den Joshua Kimmich von rechts getreten hatte, fiel Jamal Musiala vor die Füße, Rechtsschuss, Tor. War diese Vorlage auf den hinten freien Musiala Absicht? Oder Zufall?

Goretzka erklärte die Aktion so: "Da muss ich jetzt aufpassen, dass ich nicht zu viel verrate. Aber man trainiert natürlich viele Standards, und wir hatten einen Deal: Wenn Jamal irgendwann mal nicht da steht bei einem Standard, gibt es richtig Ärger. Auf dieser Position fällt immer wieder einer runter, weil es in den Zweikämpfen nicht so einfach ist, den Ball immer aufs Tor zu bekommen. Da stand Jamal goldrichtig. Ich habe gar nicht gesehen, wie er ihn verwertet hat." Also war der Kopfball aufs Tor gezielt? "Ja, natürlich, klar."

Karlheinz Wild